Guter Fußball mit Ball

Von SPOX
RB Leipzig bleibt nach dem 2:0 gegen Hertha BSC zu Hause weiter ungeschlagen
© Getty

Schwalben-Diskussion um Timo Werner, die erste Saisonniederlage in Ingolstadt - RB Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl forderte von seiner Mannschaft eine Reaktion im Heimspiel gegen Hertha BSC. Die bekam der Österreicher auch. Und die Mannschaft machte dabei einen nächsten kleinen Schritt in ihrer rasanten Entwicklung.

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Die erste Reaktion kam von ihm selbst. Ralph Hasenhüttl ließ sein Team nach der ersten Saisonniederlage in Ingolstadt die gesamte Woche über unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainieren.

Nun wimmelt es am Standort Leipzig zwar nicht vor Kiebitzen, die sich in steter Regelmäßigkeit die Übungseinheiten der Profimannschaft anschauen. Doch Leipzigs Coach wollte mit dieser Maßnahme die Sinne neu schärfen und forderte am Wochenende gegen Hertha BSC eine entsprechende Reaktion auf den Auftritt in Bayern.

Hasenhüttls Plan sollte aufgehen: "Meine Mannschaft hat mich nicht enttäuscht. Wir waren heute von Beginn an auf dem Platz, der Glaube war da", lautete das Fazit des Österreichers nach dem 2:0-Erfolg über die Berliner.

73 Prozent Ballbesitz nach 45 Minuten

Welche Inhalte Hasenhüttl mit seinem Trainerteam unter der Woche abarbeitete, lässt sich nicht bis ins Detail aufklären. Gegen die Hertha, die ja keineswegs eine Kirmestruppe aufs Feld schickt, kamen die üblichen RB-Mechanismen wieder zum Tragen: Hohes Pressing, viel Geschwindikeit, Vertikalspiel.

Doch, und das war für den gemeinen Beobachter wohl die größte Erkenntnis, auch mit deutlich erhöhtem Ballbesitz spielte Leipzig eine dominante Partie. Die Kontertaktik des Hauptstadtklubs ging nicht wirklich auf, denn die Hausherren verloren unter dem Strich zu wenige Bälle, um daraus vielversprechende Umschaltsituationen kreieren zu können.

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Stattdessen bewahrte Leipzig die nötige Geduld und passte zwar schnell, aber nicht unüberlegt oder hektisch in die Offensive. 73 Prozent Ballbesitz sammelte der Aufsteiger alleine in der ersten Halbzeit, am Ende standen 64 Prozent zu Buche.

Starkes Zentrum um Demme und Keita

Diese Art der Spielkontrolle hatte man bei den Sachsen zuvor nicht in dieser Ausprägung gesehen und bedeutet einen nächsten Schritt in der Entwicklung dieser sehr entwicklungsfähigen Mannschaft. Noch in Ingolstadt landete RB bei knapp 70 Prozent, doch eine derartige Dominanz mit Ball über das Geschehen wie am Samstagnachmittag ging dem Team dort noch ab.

Dieser Schritt ist für Leipzig auch notwendig. Die taktischen Überlegungen der Gegner sahen zuletzt meist so aus, dass mit sechs oder mehr Defensivspielern verteidigt wurde und man vor allem das Zentrum überlud, um dort zuzupacken und das Leipziger Tempo zu reduzieren.

Es wird auf RB immer häufiger zukommen, die Partien nicht nur aus der Favoritenrolle heraus spielen zu müssen, sondern auch das Spiel selbst zu machen und die Angriffe gegen massierte Abwehrreihen geduldiger vorzubereiten. Als wertvoll für dieses Unterfangen stellt sich immer mehr das Zentrum um Diego Demme und Naby Keita heraus.

Forsberg ist Leipzigs Offensivstratege

Die Abstimmung und Raumaufteilung unter den beiden Sechsern passt, die aktuelle Form sowieso. Demme staubsaugt und rennt mehr, Keita ist offensiv dynamischer und leitete mit einem tollen Zuspiel auch den Führungstreffer gegen Berlin ein. Ein Ausfall des zur Halbzeit ausgewechselten Guineers im Topspiel gegen die Bayern am kommenden Mittwoch würde Leipzig enorm weh tun.

Neben Keita sticht auch Emil Forsberg heraus, mit fünf Toren und acht Assists Leipzigs bester Scorer. Die Läufe des Schweden reißen Räume für seine Teamkollegen auf, seine Spielintelligenz und Entscheidungsfindung in engen Räumen sind bemerkenswert. Am Ball macht Stratege Forsberg so gut wie keinen Fehler. Der 25-Jährige, zu Saisonbeginn aufgrund der EM-Nachwehen noch von der Bank kommend, hat sich jedoch vor allem im defensiven Umschalten verbessert und kann nach Ballgewinn die Unsortiertheit des Gegners effizienter ausnutzen.

Es ist die Reife, die das junge Team von Hasenhüttl auszeichnet, auch wenn das einem gefühlten Widerspruch gleicht. Für viele Spieler ist es die erste Saison im Oberhaus, in der letzten Zeit kam die Schwalben-Diskussion um Timo Werner sowie die Pleite beim FCI hinzu.

Dardai: "Die sind schnell, kompakt, gierig"

Beeindruckt zeigt sich die Elf dennoch nicht von diesen Episoden, sie wirkt vielmehr in sich gefestigt, gierig und lässt die Kontrahenten ratlos zurück. Das ähnelt in etwa Borussia Dortmund in der Meistersaison 2010/2011, als der Umschaltfußball von Jürgen Klopp die Liga übertölpelte.

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Hertha verzeichnete in 90 Minuten nicht einen Abschluss auf den RB-Kasten und war in allen relevanten Statistiken haushoch unterlegen. "Heute war nichts drin für uns, kein Punkt, kein Etwas. Die sind schnell, kompakt, gierig - es ist wirklich sehr schwer gegen sie zu spielen", stellte Herthas Trainer Pal Dardai nach Spielende ernüchtert fest.

Leipzig hat in der laufenden Saison schon einige zuvor ungekannte Aufgaben positiv bewältigt. Die größte davon folgt wohl unter der Woche im Duell um die Tabellenspitze gegen den Rekordmeister aus München. Es wird vor allem interessant sein, welche Herangehensweise die Bayern an den Emporkömmling wählen. Vor allem jetzt, da RB auch mit Ball guten Fußball bietet.

Leipzig - Hertha: Daten zum Spiel