Schalke dreht Partie trotz verschossenem Elfer

Eric Maxim Choupo-Moting verschoss vor der Pause einen Elfmeter
© Getty

Der FC Schalke 04 hat am 12. Spieltag der Bundesliga den nächsten Schritt nach vorne gemacht. Gegen den SV Darmstadt 98 siegten die Knappen nach Rückstand und trotz verschossenem Elfmeter 3:1 (1:1).

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Vor 58.703 Zuschauern in der Veltins Arena brachte Marcel Heller die Gäste früh in Führung (6.). Er beendete seine 2260 Minuten andauernde Torflaute in der Bundesliga.

Sead Kolasinac glich in der 26. Minute mit seinem überhaupt erst zweiten Bundesliga-Treffer aus, ehe keine zwei Minuten später Eric Maxim Choupo-Moting vom Elfmeterpunkt die Möglichkeit verpasste, die Partie komplett zu drehen (28.). Das machte er nach der Pause mit dem 2:1 wieder gut (60.). Alessandro Schöpf machte spät den Sack zu (90.).

Nach dem miserablen Saisonauftakt mit fünf Liga-Pleiten in Folge gelang es Schalke nun, siebenmal in Folge unbesiegt zu bleiben. Damit steht Weinzierls Elf nun bei 17 Punkten und hat nur noch vier Zähler Rückstand auf den BVB. Darmstadt, das als einziges Team 2016/17 noch ohne Punkt in der Fremde ist, hat im Oberhaus nie gewonnen, wenn Heller traf. Änis Ben-Hatira bestritt sein 100. Spiel in der Bundesliga.

Reaktionen:

Markus Weinzierl (Trainer Schalke 04): "Darmstadt hat es uns sehr, sehr schwer gemacht. Wir haben sehr viel Geduld gebraucht. Man steht unter Druck und kassiert dann das 0:1, das ist nicht so einfach. Meine Mannschaft hat es danach aber sehr gut gemacht und den Rückstand prima weggesteckt."

Norbert Meier (Trainer SV Darmstadt): "Wir haben ein gutes Auswärtsspiel gemacht und können erhobenen Hauptes Richtung Darmstadt fahren. Wir haben verdient geführt. Bei der Qualität von Schalke ist es nicht zu verhindern, dass Flanken von außen kommen. Beim 1:1 waren wir fehlerhaft, trotzdem haben wir nicht komplett den Faden verloren. Nach dem Wechsel hatten wir noch Möglichkeiten. Wir müssen uns nicht grämen, es war eine sehr sehr ordentliche Leistung."

Christian Heidel (Sport-Vorstand FC Schalke 04): "Ich muss zugeben, dass es mich nicht überrascht, dass Leipzig eine extrem gute Rolle spielt. Das ist eine Mannschaft, die sich entwickelt hat und jetzt nochmal überragend ergänzt wurde. Es geht jetzt darum, dass sich die Liga auf Leipzig einstellt. Das wird in der Rückrunde besser der Fall sein. Ich hoffe, dass wir eine Lösung für das kommende Wochenende finden. Auf das Spiel freuen wir uns sehr."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Schalke stellt nach dem 2:0 in der Europa League gegen Nizza achtmal um - nur Fährmann, Naldo und Meyer spielten am Donnerstag ebenfalls von Anfang an.

Drei Änderungen bei Darmstadt im Vergleich zum letzten 0:1 gegen Ingolstadt: Fedetskyy, Vrancic und Sirigu spielen für Kleinheisler (Bank), Gondorf und Höhn.

6., 0:1, Heller: Schalke hat Ecke. Die Lilien klären rechts außen auf Sirigu, der den Ball über 40 Meter treibt, in die Mitte zieht und den perfekten Schnittstellenpass auf Heller spielt. Der umkurvt Fährmann und schiebt zum 0:1 ein!

26., 1:1, Kolasinac: Kolasinac gewinnt am eigenen Strafraum den Ball und spielt raus auf die linke Seite. Choupo-Moting treibt die Kugel nach vorne und flankt von der linken Sechzehner-Kante in die Mitte. Da kommt der mitgelaufene Kolasinac an und köpft ein.

28.: Goretzka köpft nach einer Ecke an die Latte, im Nachsetzen rennt Sulu ungestüm in Goretzka rein. Der Schalker geht zu Boden, Willenborg entscheidet auf Elfmeter. Choupo-Moting schießt - viel zu lässig in die Mitte. Esser pariert mit der Fußspitze.

60., 2:1, Choupo-Moting: Was eine sehenswerte Hütte! Einen hohen Ball an der Mittellinie leitet Konoplyanka in der Luft mit der Hacke in den Lauf von Meyer weiter. Der zieht am linken Strafraumeck zwei Gegenspieler auf sich. Seine flache Hereingabe spitzelt Choupo-Moting am Fünfer vor Sulu ins Tor.

90., 3:1, Schöpf: Konoplyanka hat 20 Meter zentral vor dem Tor den Ball und chippt den in den Strafraum auf Schöpf. Der Schalker Flügelspieler spitzelt die Kugel unter Esser ins Tor.

Fazit: Ordentliches Schalke-Comeback nach einem komplett verschlafenen Start. Allerdings: Vor allem in der Arbeit gegen den Ball fehlte die Souveränität, ein stärkerer Gegner hätte das ausgenutzt.

Der Star des Spiels: Sead Kolasinac. Wirkt in seiner Ballbehandlung gelegentlich wenig filigran - aber das braucht es auch gar nicht immer. Brachte seine Robustheit perfekt ein und erzwang so das 1:1. Zudem immer bullig in den Zweikämpfen, von denen er 81 Prozent gewann, und mit vielen Ballaktionen (98) auf der linken Seite. Auch stark: Choupo-Moting, trotz kläglichem Elfmeter.

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Der Flop des Spiels: Artem Fedetskyy. Hatte einen schweren Stand gegen Choupo-Moting und war in den entscheidenden Momenten immer einen Schritt zu spät. Ließ sich beim 1:1 überlaufen, auch das 2:1 fiel über seine Seite, als er Meyer gewähren ließ. Gewann nur jeden dritten Zweikampf. Ebenfalls schwach: Aytac Sulu.

Der Schiedsrichter: Frank Willenborg. Nicht immer richtig in seiner Zweikampfbewertung. Schaffte es aber, die Hitzigkeit der Partie nach dem 1:1 zu entschärfen. Den Elfmeter für Schalke gibt sicherlich nicht jeder Schiedsrichter, allerdings war die Entscheidung zumindest nachvollziehbar.

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Das fiel auf:

  • Schalke begann behäbig, ohne Tempo und im Spiel gegen den Ball sehr naiv. Das resultierte im frühen 0:1. Auch nach dem Rückstand stellte sich erst einmal keine Besserung ein. Geis bot sich nur selten für die Spieleröffnung an, Höwedes und Nastasic spielten von hinten heraus haarsträubende Bälle in die Spitze, die ihr Ziel gelegentlich um mehr als zwei Meter verfehlten.
  • Die Lilien, die völlig unaufgeregt spielten, nach Ballgewinn aber schnell umschalteten, brachten Schalke durch einfaches Passspiel aus der Ordnung und stellten bei Schalker Ballbesitz sehr effektiv die Passwege zu. Das war allerdings auch einfach, weil kaum ein Schalker Bereitschaft zeigte, aus dem Schatten des Gegenspielers hervorzutreten und sich dem ballführenden Mitspieler anzubieten.
  • Mit dem 1:1, das zuvor nicht in der Luft gelegen hatte, änderte sich das Spiel komplett. Beide Mannschaften zogen das Tempo an, es wurde hitziger und ruppiger. Im plötzlich entstehenden Schalker Gewusel verloren auch die Lilien ein bisschen ihre defensive Ordnung, wodurch gerade auf den Flügeln mehr Räume für die Knappen entstanden.
  • Schalkes Rückwärtsbewegung war in vielen Situationen verheerend. Die Gastgeber spielten mit einer defensiven Dreierkette - und verteidigten oftmals auch nur mit dieser. Nach Ballverlusten standen Höwedes, Naldo und Nastasic so oftmals gegen drei oder sogar vier Darmstädter Konterspieler. Das Schalker Mittelfeld spekulierte zu sehr auf Darmstadts Unfähigkeit in der Offensive - obwohl genau deshalb das 0:1 gefallen war.
  • Mit der größeren individuellen Klasse brachte Schalke die Partie letztlich über die Zeit - ohne weiter zu glänzen.

Schalke - Darmstadt: Die Statistik zum Spiel