It's a long way up

Schalke feierte gegen Werder Bremen einen Sieg
© getty

Der FC Schalke 04 bleibt mit dem 3:1-Sieg gegen Werder Bremen im neunten Pflichtspiel in Folge ungeschlagen. Langsam aber sicher schließen die Königsblauen zum Tabellenmittelfeld auf. Das System ist gefunden, Leistungsträger finden ihre Form. Der Ballast des Katastrophen-Starts ist jedoch noch nicht ganz abgeworfen. Zu den selbst gesteckten Zielen ist es noch ein weiter Weg.

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War was? Scheinbar nicht. Max Meyer legt sich den Ball zurecht und zimmert ihn mit vollem Tempo an die Latte. Alessandro Schöpf reagiert am schnellsten und köpft den Abpraller ins Netz. Schalke führt 1:0 gegen Werder Bremen.

Meyers Lattengeschoss ist umso beeindruckender, wenn man sich die Vorgeschichte vor Augen führt. Erst am vergangenen Samstag im Derby gegen Borussia Dortmund hatte sich der Jungnationalspieler einen Bänderriss im Sprunggelenk zugezogen. Nur acht Tage später stand er gegen Werder in der königsblauen Startelf - mit einem "gewissen Risiko", wie Trainer Markus Weinzierl vor der Partie eingestand.

"Ich hatte schon öfter einen Bänderriss und wusste, dass ich nicht lange ausfallen werde", erklärte Meyer hinterher mit einem Grinsen im Gesicht: "So ist es auch gekommen. Die Ärzte und Physios haben super Arbeit geleistet."

Offenbar haben sie das getan. Meyers Abschluss war nämlich der "Türöffner" (Weinzierl) nach einer zuvor sehr zerfahrenen halben Stunde, in der die Schalker gegen die gut strukturierte Werder-Defensive kaum Land sahen.

Nie wirklich gefährdet

Die Art und Weise, wie die ersten beiden Tore fielen, steht exemplarisch für das neue Selbstbewusstsein der Schalker. Beide Male prallte ein Fernschuss ab, beide Male waren die Schalker handlungsschneller als die in diesen Momenten fahrig wirkenden Bremer.

Es waren Tore des Willens: "Wir haben es häufig mit Schüssen aus der Distanz probiert. Es ist immer sehr schwierig für den Torwart bei so einem nassen Boden. Das ist sehr gefährlich. Wir haben gut auf die Abpraller spekuliert und so auch zwei Tore erzielt", fasste Doppel-Torschütze Alessandro Schöpf zusammen.

Die Vermutung liegt nahe, dass diese zweiten Bälle in der Seuchenphase zu Saisonbeginn nicht vor die Füße eines Schalkers gefallen wären.

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Seit dem Führungstreffer war der Schalker Erfolg nie wieder wirklich gefährdet. Auch nicht, als Schöpf Serge Gnabry im Strafraum ungestüm in die Hacken rannte und dieser den fälligen Elfmeter zum 1:2-Anschluss versenkte. Zu gefestigt wirken die Gelsenkirchener seit Wochen.

Endgültig angekommen

Weinzierl scheint endgültig angekommen zu sein. Das 3-1-4-2-System ist stabil und die Leistungsträger finden immer mehr zu ihrer Form.

Sead Kolasinac zeigte nach seiner Glanzleistung im Derby erneut einen kämpferisch starken Auftritt. Dem Deutsch-Bosnier scheint die Konkurrenz durch Abdul Rahman Baba gut zu tun.

Auch Nabil Bentaleb bestätigte seine Formkurve der letzten Spiele, war präsent und erzielte sein viertes Tor in den letzten vier Spielen. Benedikt Höwedes fühlt sich als rechter Part der Dreierkette sichtlich wohler als rechts in der Viererkette. Gegen Werder war der Kapitän der stärkste Mann auf dem Platz.

Wolkendecke aufgerissen

Nach fünf Niederlagen aus fünf Spielen sah der Himmel über Gelsenkirchen düster aus. Mittlerweile ist die Wolkendecke aufgerissen. Seit neun Pflichtspielen sind die Knappen nun unbesiegt. Letztmals gelang eine solche Serie zwischen Dezember 2009 und Februar 2010 unter Felix Magath.

"Man merkt, dass wir mittlerweile mit sehr viel Selbstvertrauen auftreten. Die Fans unterstützen uns großartig, die Mannschaft läuft und kämpft. Das macht Spaß", sagte Naldo.

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Also alles eitel Sonnenschein beim S04? Nicht ganz. Der jüngste Aufwärtstrend hat lediglich das Loch zugeschüttet, das der Katastrophen-Start gerissen hat. Die Tabellensituation ist zumindest nicht mehr so verheerend. Mit nun elf Zählern hat man immerhin erst einmal vier Punkte zwischen sich und den Relegationsplatz gebracht und den Anschluss ans Mittelfeld geschafft. "Aber damit sind wir nicht zufrieden", mahnte Weinzierl mit einem Blick nach vorne: "Nach der Pause wollen wir da weitermachen, wo wir aufgehört haben."

Schritt für Schritt weiter klettern

Naldo stieß in das gleiche Horn: "Wir haben zuletzt einige Punkte gesammelt, sind aber längst noch nicht da, wo wir hinwollen. Wir wollen Schritt für Schritt weiter klettern."

Im Anschluss an die Länderspielpause geht es für die Knappen, die nun Rang 12 belegen, zu den Wolfsburgern, die durch den 3:0-Sieg in Freiburg und die gelösten Bremsen von Mario Gomez gefühlt auch im Aufwind sind. Die nächsten Aufgaben in der Liga sind Darmstadt und Leipzig. Ein Aufbauprogramm sieht anders aus.

Das Klettern in Richtung Europapokal-Plätze wird alles andere als ein Kinderspiel. Frei nach Nick Hornbys Bestseller-Roman "A long way down" könnte man über Schalke sagen: "It's a long way up".

Aber vielleicht heilt die Wunde des Saisonstarts schneller als gedacht. Gutes Heilfleisch gehört in Gelsenkirchen ja zum guten Ton. Max Meyer kann ein Lied davon singen.

Schalke - Bremen: Die Statistik zum Spiel