Bayer scheitert an sich selbst

SID
Bayer Leverkusen und der FC Augsburg lieferten sich ein enges Spiel
© Getty

Als Sündenbock musste sich Bernd Leno nach Bayer Leverkusens 1:1 (1:1) gegen den FC Augsburg wirklich nicht fühlen. Ob Mannschaftskollegen, Trainer Roger Schmidt oder die Fans - alle bauten den angehenden Nationaltorwart nach seinem schweren Patzer zur Gäste-Führung noch im Innenraum mit vielen freundlichen Worten und Gesten wieder auf.

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Die Fans der Rheinländer skandierten sogar immer wieder "Bernd Leno"-Sprechchöre - mehr Trost geht kaum.

Doch zweifellos hätte sich der 23-Jährige beim Gang in die Kabine noch besser gefühlt, hätten die Rheinländer die Begegnung nach seiner unfreiwilligen Slapstick-Einlage noch gedreht und damit Platz vier erreicht.

Denn ausgerechnet im ersten Spiel nach seiner ersten Berufung für den Weltmeister-Kader von Bundestrainer Joachim Löw leistete sich der Schlussmann einen peinlichen Blackout, trat bei einem lockeren Rückpass von Innenverteidiger Jonathan Tah über den Ball und ließ die Kugel ins Tor rollen (12.). Fassungslos schlug Leno nach dem wahr gewordenen Torhüter-Albtraum beide Hände vor das Gesicht.

"Das passiert bestimmt jedem Torwart einmal, aber Augsburg macht aus nichts ein Tor - das ist doppelt bitter. Als Torwart hast Du da die Arschkarte", meinte der Pechvogel später zerknirscht. Von seinem Trainer bekam Leno jedoch volle Rückendeckung: "Das passiert einmal in einer Laufbahn, da kommt viel Pech zusammen. Man kann ihm keinen Vorwurf machen", sagte Schmidt.

"Es ist enttäuschend und bitter"

Nationalspieler Karim Bellarabi traf zwar auch noch vor der Pause zum Ausgleich (39.), mehr sprang für Bayer trotz zahlreicher Großchancen aber nicht heraus - Hakan Calhanoglu vergab sogar einen Handelfmeter (71.).

Kapitän Lars Bender monierte nach Spielschluss denn auch die miserable Chancenverwertung und sparte Leno von jeglicher Kritik aus: "Es ist enttäuschend und bitter. Wir haben in der zweiten Halbzeit alles versucht, um zu gewinnen. Mehr kann man eigentlich nicht machen - außer Tore schießen."

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Der FCA kann den tatsächlich glücklichen Punktgewinn als Ermutigung für den Kampf gegen seine Probleme gut gebrauchen. Zumindest müssen die Gäste die bevorstehende Länderspielpause schon einmal nicht mehr auf einem direkten Abstiegsplatz verbringen. Die Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl hat allerdings weiter nur eines der nunmehr acht vergangenen Pflichtspiele gewonnen.

Leverkusen übernahm das Zepter

Dabei hatten sich die Augsburger mit Gedanken an die couragierte Leistung bei Bayern München am 4. Spieltag auf das schwere Gastspiel in Leverkusen eingeschworen - und schienen ihr Vorhaben zunächst auch umsetzen zu können. Auch bedingt durch zahlreiche Stellungs- und Abspielfehler der Leverkusener hatten die Schwaben zunächst mehr vom Spiel und gingen - wenn auch ohne eigenes Zutun - nicht unverdient in Front.

Mit der Führung im Rücken zog sich Augsburg zunehmend in die eigene Hälfte zurück und lauerte auf Konter. Pechvogel Leno konnte sich nach seinem Patzer auch deshalb kaum auszeichnen. Die wenigen Flankenbälle, die der Schlussmann abfing, honorierte das Publikum aber schon mit aufmunterndem Applaus.

Leverkusen übernahm die Kontrolle, blieb in seinen Aktionen aber zu unpräzise. Als der Werkself die Ideen auszugehen schienen, griff sich Stürmerstar Chicharito ein Herz und traf aus rund 25 Metern den Pfosten - den Abpraller schob der später mit einer Schulterprellung ausgewechelte Bellarabi ins leere Tor.

Die zweite Halbzeit begann, wie die erste geendet hatte: mit wütenden Angriffen der Bayer-Elf. Dabei kombinierten sich die Gastgeber scheinbar mühelos durch die Augsburger Hintermannschaft und kamen zu mehreren Großchancen. Neben Weltmeister Christoph Kramer, der den Pfosten traf (50.), scheiterten jedoch auch Bender (53.) und der starke Bellarabi (54.). Die beste Möglichkeit ließ jedoch Calhanoglu bei seinem Strafstoß-Schuss über das Tor von Marwin Hitz aus. Zwei Minuten später klärte Hitz einen Freistoß von Calhanoglu glänzend.

Leverkusen - Augsburg: Daten zum Spiel