Mainz fegt VfB weg - Fans stürmen Platz

Etwa 1.000 VfB-Fans stürmten den Rasen in der Mercedes-Benz-Arena
© getty

Der VfB Stuttgart hat sein Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 am 33. Spieltag der Bundesliga mit 1:3 (1:1) verloren. Während Mainz noch eine theoretische Chance auf die Champions League hat, steht der VfB vor dem Gang in die 2. Liga. Nach dem Abpfiff stürmten mehrere VfB-Fans den Innenraum des Stadions.

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Vor 57.000 Zuschauern in der Mercedes-Benz Arena brachte Christian Gentner den VfB bereits in der 6. Minute in Führung. Es war das 2900. Bundesliga-Tor der Schwaben. Noch vor der Pause glichen die Gäste jedoch durch Yunus Malli aus (37.).

Nach dem Seitenwechsel drehte Jhon Cordoba die Partie per Kopf in der 54. Minute, ehe Karim Onisiwo den Deckel auf die Partie machte (77.). Mainz beendete seine Sieglos-Serie von vier Spielen und verlängerte die des VfB auf acht Partien.

Philip Heise feierte sein Startelf-Debüt in der Bundesliga, Mitchell Langerak im VfB-Dress sogar sein Bundesligadebüt. Während der VfB mit weiter 33 Punkten am letzten Spieltag in Wolfsburg zum Siegen verdammt ist, kann Mainz mit einem sehr hohen Sieg am letzten Spieltag gegen Hertha theoretisch noch Platz vier erreichen, sollte Gladbach zeitgleich in Darmstadt verlieren.

Nach dem Abpfiff stürmten etwa 1000 VfB-Fans den Innenraum des Stadions. Die Mannschaft flüchtete schnell in die Katakomben, während die aufgebrachten Stuttgarter Anhänger skandierten: "Wir haben die Schnauze voll", "Scheiß Millionäre" und "Ihr hört nicht zu!"

Die Reaktionen:

Jürgen Kramny (Trainer Stuttgart): "Für uns ist das natürlich eine brutale Geschichte, sehr, sehr bitter. Wir sind gut reingekommen, danach waren wir eine Phase gut dabei. Beim 1:1 hatten wir keine Zuordnung. Das hat Wirkung gezeigt. Wir wollten nach vorne etwas investieren. Das 1:2 hat uns dann sehr getroffen. Danach hat Mainz uns ein paar Mal ausgekontert. Aber es ist noch nicht vorbei. Es fühlt sich schwer an. Wir brauchen das Wunder, wir müssen bis zum letzten Tropfen kämpfen."

Martin Schmidt (Trainer Mainz): "Wir waren schnell in Rückstand, aber die Zeichen waren da, dass wir auch wach sind. Wir mussten dem Abstiegskampf Paroli bieten. Nach 20, 25 Minuten haben wir das Spiel auf unsere Seite gedreht. Das 1:1 hat uns gut getan. Wir wussten, dass der Gegner mehr riskieren muss und haben auf Konter gewartet, sind aber zuerst am hervorragenden Torwart gescheitert. Den Platz wollen wir verteidigen. Jetzt haben wir ein Finale daheim gegen Berlin."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Kramny nimmt sechs Änderungen gegenüber dem 2:6 in Bremen vor: Langerak, Sunjic, Baumgartl, Heise, Großkreutz und Gentner ersetzen Tyton, Niedermeier, Zimmermann (alle drei Bank) sowie Harnik (nicht im Kader), Insua (Gelbsperre) und Barba (Muskelfaserriss im Oberschenkel).

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Bei Mainz gibt es vier Änderungen im Vergleich zum 0:0 gegen den HSV: Malli, Baumgartlinger (Gelbsperre abgesessen), Bussmann und Clemens dürfen anstelle von Samperio, Brosinski, De Blasis und Serdar beginnen (alle Bank).

6., 1:0, Gentner: Didavi zieht von rechts in die Mitte und legt ab auf Heise, der aus 25 Metern abzieht. Der verzieht den Abschluss total, hat dabei aber Glück den im Strafraum stehenden Gentner zu treffen, von dessen Bein der Ball ins Tor geht.

36.: Aus dem Nichts eine dicke Chance für den VfB! Über Rupp und Didavi bekommt Kostic den Ball auf links. Die Flanke des Serben gerät eigentlich zu lang, aus spitzem Winkel befördert Rupp das Leder irgendwie noch über Karius. Bungert ist da und klärt auf der Linie.

37., 1:1, Malli: Nach 718 Minuten trifft Yunus Malli mal wieder ins Tornetz! Es ist sein elftes Saisontor. Onisiwo setzt sich auf der linken Außenbahn stark durch, lässt Großkreutz stehen und bedient Malli im Zentrum. Unbedrängt von Sunjic kann der einschieben.

39.: Fast das 2:1 für Mainz! Nach einer Ecke kommt Bell frei zum Kopfball und drückt ihn ins rechte untere Eck. Langerakt kratzt ihn mit einer Glanzparade noch von der Linie.

45.: Cordoba setzt rechts am Strafraum Kostic auf den Hosenboden und läuft dann unbedrängt seitlich auf Langerak zu. Der Stürmer visiert das kurze Eck an, der VfB-Keeper wehrt mit dem Fuß zur Ecke ab.

45.+2: Das muss das 2:1 für den FSV sein! Nach einer Ecke köpft Onisiwo den Ball an den linken Pfosten. Die zweite Möglichkeit aus sechs Metern köpft Bell Langerak genau in die Arme. Unfassbar - da war eigentlich das ganze Tor frei!

54., 1:2, Cordoba: Frei tankt sich links am Strafraum sehr einfach durch, Großkreutz setzt sich auf den Boden. Der Mainzer flankt in die Mitte, Cordoba drückt den Ball gegen seine eigene Laufrichtung - und auch gegen die von Langerak - per Kopf ins Tor. Fünftes Saisontor.

69.: Cordoba setzt sich erneut bärenstark auf der rechten Seite gegen Heise durch und kommt halbrechts im Strafraum zum Abschluss. Langerak kann den Flachschuss nach vorne abwehren.

72.: Mainz kontert den VfB brutal aus - Cordoba schickt Malli, der alleine auf Langerak zuläuft. Er versucht den Lupfer, Langerak hat die Hand oben und rettet die Gastgeber mit einem Wahnsinns-Reflex.

77., 1:3, Onisiwo: Erstes Bundesligator für Karim Onisiwo! Sunjic lässt Cordoba hinter der Mittellinie einfach laufen. Der stürmt auf Langerak zu, legt perfekt quer auf Onisiwo. Der schiebt ein zum 3:1.

Fazit: Vor allem aufgrund der zweiten Hälfte hochverdienter Sieg der Nullfünfer. Stuttgart hatte nach vorne kein Konzept, Mainz konterte überragend. Das Ergebnis hätte deutlich höher ausfallen können.

Der Star des Spiels: Jhon Cordoba. Überragende Partie des Mainzer Stürmers. Führte mit Abstand die meisten Zweikämpfe aller Spieler auf dem Platz (35) und gewann dabei alle wichtigen. Immer wieder gefährlich vor dem Tor, erzielte das wichtige 2:1 und bereitete das 3:1 vor. Viel besser geht es nicht.

Der Flop des Spiels: Toni Sunjic. An allen drei Gegentoren mit schlechtem Stellungsspiel beteiligt - ermöglichte den Mainzern zudem mehrere Großchancen. Den Bock schoss er beim 1:3 gegen Cordoba ab. Auch schwach: Großkreutz.

Der Schiedsrichter: Deniz Aytekin. Blieb sich in seiner Zweikampfbewertung nicht immer treu. Entschied in vielen Situationen sehr kleinlich, dann wiederum ließ er in deutlich härteren Aktionen weiterlaufen. Erst nach der Pause zeichnete sich ein roter Faden ab - der wirklich gut war. Richtige Entscheidung, dass Malli beim 1:1 nicht im Abseits stand.

Das fiel auf:

  • Mainz war um Ballbesitz bemüht und zog dann offensiv auf. Die Außenverteidiger Bussmann und Donati schoben extrem weit nach vorne, der Aufbau lief dann über Bell, Bungert und vor allem den immer wieder abkippenden Baumgartlinger. Das Trio versuchte häufig, das eng gestaffelte VfB-Zentrum mit langen Bällen zu überspielen, da Malli und Frei als Verbindungsspieler zwischen den Ketten fast immer zugestellt waren. Die hohen Bälle in die Spitze kamen oft aber viel zu ungenau und planlos.
  • Der VfB war aus seiner im 4-2-3-1 kompakt gestaffelten Grundordnung heraus um situatives Pressing und schnelles Umschalten bemüht. Das klappte vor allem in der Anfangsphase gut, da der FSV weit aufrückte und so Räume in der eigenen Hälfte ließ. Nach dem 1:1 traute sich der VfB aber nicht mehr konsequent in die Hälfte der Gäste.
  • Bei den Mainzern stimmte die Raumaufteilung in der ersten Hälfte nur selten. Fast gar nicht kamen die Rheinhessen in ihr Gegenpressing nach Ballverlusten, bei eigenem Ballbesitz herrschte wenig Bewegung bei deutlich zu großen Abständen zwischen den einzelnen Ketten. Entsprechend gab es viele (ungenaue) lange Bälle longline oder in Richtung Strafraum. Nach der Pause beruhigten die Gäste ihr Spiel deutlich und agierten nach vorne viel durchdachter - und präziser.
  • Die linke Mainzer Seite war deutlich aktiver als das Pendant auf rechts (schon in der ersten Hälfte 47 Prozent aller Angriffe, rechts nur 29 Prozent). Das machte sich vor allem beim 1:1 und den anschließenden Chancen bemerkbar. Bussmann schob das FSV-Spiel immer wieder mit an, Onisiwo bereitete der VfB-Abwehr durch seine Agilität und Schnelligkeit einige Probleme.
  • Nach der Pause änderte sich das Bild grundlegend: Stuttgart musste mehr nach vorne machen und rückte insgesamt weiter auf. Das kam den Nullfünfern sehr entgegen, da mehr Räume zum Kontern entstanden, was vor allem über die schnellen Onisiwo und Cordoba immer wieder Gefahr brachte. Auch Malli, den der VfB in der ersten Hälfte konsequent doppelte, bekam mehr Räume, die Bälle in die Spitze zu verteilen.

Stuttgart - Mainz: Die Statistik zum Spiel