Aus Störfeuer wird Flächenbrand

Der VfL Wolfsburg holte nur einen Punkt aus den letzten drei Spielen
© Getty

Wolfsburg hadert mit Störfeuern im Vereinsumfeld. Der Blick auf das Wesentliche scheint vernebelt. Ausgerechnet jetzt warten das Highlight der Klubgeschichte und ein richtungsweisendes Spiel.

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Lächelnd präsentierte sich Max Kruse vor dem Spiel bei der Begehung des Platzes und witzelte mit den Teamkameraden und den Kollegen, die er aus der Nationalmannschaft kennt. Ein Späßchen hier, ein Späßchen da. Wohl wissend, dass er die zentrale Figur der Spielberichterstattung sein würde.

Wie wird er sich nach seinen privaten Eskapaden wieder ins Spiel der Wölfe eingliedern, wird er von Beginn an spielen und wird er vielleicht sogar ein Tor machen?

Die Affäre um Kruse beschäftigte den VfL Wolfsburg in den letzten Tagen immens und brachte ungewohnt viel Hektik ins Umfeld. Von einem nervigen "Störfeuer", welches "nicht gut war", sprach Wolfsburgs Manager Klaus Allofs vor der Partie am Mikrofon von Sky. Die Freistellung von Nicklas Bendter sorgte für zusätzlichen Wirbel. Die boulevardesken Schlagzeilen beherrschten die Schlagzeilen in Wolfsburg, geduldig wurden sämtliche Fragen dazu beantwortet.

"Viel zu harmlos"

Doch unmittelbar nach dem Anpfiff schienen die Vorfälle außerhalb des Platz vergessen zu sein. Zwar waren hie und da noch vereinzelt Pfiffe gegen Kruse zu hören, doch die Leistung der Wölfe rückte den Kruse-Eklat weit in den Hintergrund. Bei einem Konkurrenten, der eigentlich auf Augenhöhe sein sollte, bekam man keinen Fuß auf den Boden und taumelte über 90 Minuten über das Feld.

"Wir haben heute alles vermissen lassen", erklärte Julian Draxler nach der Partie. In eine ähnliche Kerbe schlug auch Allofs, der weder Zweikampfverhalten, Mut noch Engagement bei seiner Mannschaft sah. "Es war viel zu harmlos, dafür gibt es eigentlich keine Worte . Das war nicht der Beweis, dass wir noch etwas mit den Europapokal-Plätzen zu tun haben wollen", so Allofs.

Die Werkself drückte dem VfL ihr Spiel aufs Auge. Meist liefen Kießling und Calhanoglu die beiden Innenverteidiger schon weit in der eigenen Hälfte an und hebelten das Wolfsburger Spiel somit komplett aus den Angeln. Ein kontrollierter Spielaufbau war eigentlich über 90 Minuten nicht zu sehen. Meist wurde der Ball weit und hoch nach vorne geschlagen und auf eine Einzelaktion gehofft.

Drittschlechteste Laufleistung

"Ich bin sehr enttäuscht von unserem Auftritt heute. Ich habe nur eine Mannschaft gesehen, die die Chance ergreifen wollte. Es kommt nicht von ungefähr, dass wir mit einer 0:3-Niederlage nach Hause fahren", erklärte Coach Dieter Hecking nach dem Spiel. Im so wichtigen Spiel im Kampf um die internationalen Plätze wirkte das Team komplett neben der Spur und gab sich nahezu kampflos geschlagen. Lediglich 109,5 Kilometer hatte der VfL auf dem Tacho und zeigte somit die drittschlechteste Laufleistung der Saison überhaupt.

Noch vor dem Spiel zeigte sich Hecking optimistisch. Zwar sei Platz drei bereits unrealistisch, der vierte Rang jedoch durchaus noch in Reichweite. Dieser ist nach der Pleite gegen Leverkusen und lediglich sechs ausstehenden Spielen nun inzwischen sieben Punkte, bei einem Sieg der Schalker in Ingolstadt gar neun Punkte entfernt.

Der Blick ist vernebelt

Selbst die Europa League scheint für den Pokalsieger inzwischen zur Mammutaufgabe zu werden. Mit Mainz spielt Bayer in der nächsten Woche gegen einen direkten Konkurrenten und kann somit zumindest zur Verfolgergruppe den Anschluss wieder herstellen.

Den gesamten Fokus allerdings auf diese Partie zu richten, wird schwer. Schließlich ist das Spiel im Sandwich zwischen den beiden Partien im Champions-League-Viertelfinale gegen Real Madrid.

Bereits am Mittwoch reisen die Königlichen nach Wolfsburg und sorgen für nichts Geringeres als das größte internationale Highlight der Vereinsgeschichte. Inwiefern die Wölfe sich gegen die scheinbare Übermacht aus Spanien Chancen ausrechnen, sei dahingestellt.

Doch bereits jetzt scheint der Blick der Wölfe vernebelt: "Ich habe das Gefühl, dass in den Köpfen der Anderen schon zu viel über Real nachgedacht wurde", erklärte Draxler desillusioniert nach der Partie: "Die gezeigte Leistung heute lässt keinen anderen Schluss zu."

Die zahlreichen Eskapaden um Kruse und Bendtner schienen nur kleine "Störfeuer" zu sein. Diese sind inzwischen jedoch in einem großzügigen Flächenbrand verschwunden. Ob dieser durch die kleinen Brandherde hervorgerufen wurde, kann abschließend nicht geklärt werden. Sicher ist nur: Zwischen den Highlights der Vereinsgeschichte gegen Real steht in Mainz die Europa League auf dem Spiel. Nebengeräusche kann man da eigentlich nicht gebrauchen.

Leverkusen - Wolfsburg: Daten zum Spiel