Dortmunder Arbeitssieg in Überzahl

Pierre-Emerick Aubameyang erzielte gegen die TSG den Treffer zum 3:1
© getty

Borussia Dortmund hat die TSG Hoffenheim am 23. Spieltag mit 3:1 (0:1) geschlagen. Der BVB agierte über weite Strecken ideenlos, drehte die Partie aber in Überzahl innerhalb der letzten zehn Minuten.

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Vor 81.359 Zuschauern im Signal-Iduna-Park brachte Sebastian Rudy die Hoffenheimer nach einem Fehler von BVB-Keeper Roman Bürki in Führung (26.), Dortmund tat sich ohne den verletzten Mats Hummels sowie ohne den zunächst geschonten Ilkay Gündogan schwer und brachte keinerlei Struktur in sein Spiel.

Henrikh Mkhitaryan glich schließlich aus (80.), Dortmund spielte zu dem Zeitpunkt bereits in Überzahl: Rudy war nach einem Foul an Pierre-Emerick Aubameyang mit glatt Rot vom Platz geflogen. Und auch Tuchels zweiter Joker stach - Adrian Ramos köpfte eine Flanke von Lukasz Piszczek unhaltbar ins lange Eck (85.). Aubameyang sorgte für die Entscheidung (90.+2).

Die Reaktionen:

Thomas Tuchel (Trainer Dortmund): "Der Pfostenschuss war für uns das Signal, dass das Spiel jetzt nochmal beginnt. Die Mannschaft wirkt sehr gierig auf weitere Punkte. Darüber bin ich sehr glücklich."

Sebastian Rudy (Kapitän Hoffenheim): "Ich hätte nicht gedacht, dass es Rot ist. Ich wollte den Ball spielen und in dem Moment spitzt Aubameyang den Ball weg und ich komme zu spät von hinten. Der Schiedsrichter greift erst an die Brusttasche. Ich weiß nicht, wieso er dann die Rote Karte gegeben hat. Klar war es ein taktisches Foul, aber ich wollte nicht den Mann erwischen, sondern zum Ball gehen. Meiner Meinung nach war das keine Rote Karte, aber man muss die Entscheidung vom Schiedsrichter akzeptieren."

Oliver Baumann (Torwart Hoffenheim): "Der Platzverweis war spielentscheidend. Ich glaube, er will ihn einfach nur stoppen, ich glaube nicht, dass es ihm großartig wehgetan hat. Bitter für uns, das hat das Spiel entschieden. Bis zum Platzverweis haben wir nicht viel zugelassen, aber wie gesagt, mit der Roten Karte haben wir das Spiel verloren."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Der BVB muss nach dem Sieg in Porto in der Innenverteidigung umstellen: Sokratis (Muskelfaserriss) steht ohnehin nicht zur Verfügung, doch auch Hummels (Hüfte) ist nicht rechtzeitig fit geworden. Somit darf Bender wieder im Abwehrzentrum ran. Die angeschlagenen Piszczek und Aubameyang können dagegen mitwirken, Gündogan sitzt auf der Bank.

Hoffenheim stellt im Vergleich zum Befreiungsschlag gegen Mainz vor einer Woche auf zwei Positionen um: Vargas und Ochs sind nicht dabei, Bicakcic und Toljan rücken dafür in die Startelf. Die TSG kommt mit einer eher defensiven, reagierenden Grundordnung daher.

21.: Dortmund hat seine liebe Mühe, dieses Spiel in den Griff zu bekommen. Die kompakte Defensiv-Taktik der Hoffenheimer geht auf, beide Teams kommen vor allem per Konter vors gegnerische Tor. Die erste Halbchance haben die Hausherren: Kagawa und Mkhitaryan kombinieren sich rechts durch den Strafraum, der Flachpass des Japaners vors Tor wird aber im letzten Moment abgeblockt.

26., 0:1, Rudy: Die Dortmunder agieren viel zu passiv, Hoffenheim marschiert durch die BVB-Hälfte. Volland fasst sich schließlich von links aus 20 Metern ein Herz und hält drauf, Bürki lässt einfach nach vorne abprallen - und Rudy staubt, durch die Beine des Dortmunder Schlussmanns ab.

43.: Dem BVB fehlen gegen disziplinierte Gäste die Ideen aus dem Spiel heraus, folgerichtig bringt ein Standard die erste Chance: Reus versucht es aus rund 20 Metern per Freistoß und zwingt Baumann zur bislang besten Parade dieser Partie.

48.: Tuchel korrigiert seinen Fehler und bringt Gündogan nach der Pause, um hier die Partie in den Griff und vor allem Ordnung ins eigene Spiel zu bekommen. Und beinahe gibt es das Blitz-Joker-Tor: Der Mittelfeldmann lässt mal eben am Strafraum vier Hoffenheimer stehen und knallt die Kugel an den Pfosten!

58., Rote Karte, Rudy: Die Aufgabe wird für die TSG in den verbleibenden gut 30 Minuten nochmals schwerer: Dortmund bekommt eine aussichtsreiche Konterchance, Aubameyang zieht mit Tempo in die Hoffenheimer Hälfte. Da kommt Rudy und grätscht den Gabuner von hinten um - Rot für das Geburtstagskind!

80., 1:1, Mkhitaryan: Dieser Treffer hatte sich angekündigt! Der Hoffenheimer Strafraum ist jetzt konstant unter Belagerung, Gündogan reißt das Spiel zunehmend an sich. Folgerichtig leitet der Mittelfeldmann auch den Ausgleich ein. Mit einem perfekt getimten Pass in die Schnittstelle bedient er Mkhitaryan, der links im Strafraum nicht lange zögert und die Kugel flach mit links ins lange Eck schiebt.

85., 2:1, Ramos: Der BVB dreht das Spiel! Piszczek bringt von rechts eine der wenigen guten Flanken genau ins Zentrum, wo sich der eingewechselte Ramos hoch schraubt und den Ball unter die Latte köpft.

90.+2, 3:1, Aubameyang: Dortmund macht den Deckel drauf. Hoffenheim wirft jetzt alles nach vorne, läuft dann aber in den Konter. Mkhitaryan legt vor Baumann quer, Aubameyang muss nur noch einschieben.

Fazit: Dortmund gewinnt trotz auffälliger Ideenlosigkeit, das Spiel kippte erst vollständig, als Rudy vom Platz flog. Es war dennoch ein ermutigender Auftritt der Kraichgauer, die den BVB mit ihrer taktischen Disziplin am Rande einer Niederlage hatten. Dortmund ist damit seit sieben Pflichtspielen gegen Hoffenheim ungeschlagen.

Der Star des Spiels: Ilkay Gündogan. Es waren zwei unterschiedliche Halbzeiten, und das lag an zwei Dingen: Dem Platzverweis und der Einwechslung von Gündogan. Auch wenn Dortmund den zweiten Durchgang nicht komplett dominierte, so war es doch immer wieder Gündogan, der gefährliche Situationen einleitete, Pässe in die Schnittstelle spielte und die Defensive der Gäste herausforderte. Ebenfalls stark: Hoffenheims Schlussmann Oliver Baumann, der bei den Gegentoren chancenlos war und die TSG zuvor mit mehreren guten Paraden im Spiel hielt.

Der Flop des Spiels: Neven Subotic. Der Abwehrmann sollte im BVB-System einen größeren Einfluss auf den Spielaufbau haben, war damit aber komplett überfordert. In der ersten Hälfte reihte sich Ballverlust an Ballverlust, Subotic wirkte extrem unsicher. Mit der Gündogan-Einwechslung wurde er schließlich erlöst.

Der Schiedsrichter: Peter Sippel. Über weite Strecken eine dankbare, weil komplett faire Partie für den Unparteiischen - abgesehen von der 58. Minute. Der direkte Platzverweis gegen Rudy war allerdings korrekt, der Mittelfeldmann ging ohne jede Chance auf den Ball von hinten nur in die Beine. Da spielt es auch keine Rolle, dass sich die Szene kurz nach der Mittellinie ereignete.

Das fiel auf:

  • Hoffenheim agierte gegen den Ball in einer Art 5-2-3 - die drei Offensiven attackierten den Ballführenden etwa fünf bis 10 Meter tief in der BVB-Hälfte. Hoffenheim gelang es so immer wieder, das Spielfeld für Dortmund extrem eng zu machen: Zwischen der vordersten Reihe und der defensiven Fünferkette wurde kaum Raum gelassen.

  • Dortmund versuchte dagegen mit vielen Rochaden anzukommen und agierte, ähnlich wie schon im EL-Hinspiel gegen Porto, bei eigenem Ballbesitz aus einem 3-5-2 heraus - mit einem meist sehr offensiven Marcel Schmelzer über links. Aber: Im Vergleich zum Porto-Spiel damals fehlte der Spieler in der Dreierkette, der dann auch die Räume nutzen und das Spiel aufbauen kann. Damals hatte das Hummels bravourös übernommen. Stattdessen verlor Subotic hier mehrfach den Ball unnötig.
  • Dortmund hatte aber nicht nur im Spielaufbau Probleme mit Ballverlusten: Auch Reus, Mkhitaryan und Kagawa verloren die Kugel ungewöhnlich häufig in der gegnerischen Hälfte. Vor allem aber fehlte dem BVB ohne Hummels und (zunächst) ohne Gündogan klar die ordnende Hand im Spielaufbau, so dass die Offensivkräfte im ersten Durchgang über weite Strecken in der Luft hingen.
  • Mit Gündogans Einwechslung änderte sich das wie auf Knopfdruck. Auf einmal kamen scharfe Pässe in die Schnittstellen, auf einmal wackelte Hoffenheims Fünferkette.
  • Nagelsmann reagierte auf die Unterzahl, indem er für seinen zentralen Offensivmann Amiri den deutlich defensiveren Polanski brachte. Ab da konzentrierte sich Hoffenheim nur noch auf die Defensive und verteidigte in einem 5-4-0 erst in der eigenen Hälfte. Entlastungen gab es kaum einmal noch.

Dortmund - Hoffenheim: Die Statistik zum Spiel

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