BVB siegt - Schmidt sorgt für Eklat

Kurios! Schiedsrichter Zwayer (M.) unterbricht die Partie in der 69. Minute
© Getty

Am 22. Spieltag der Bundesliga hat Borussia Dortmund in einem denkwürdigen Spiel bei Bayer Leverkusen mit 1:0 (0:0) gewonnen. Schiedsrichter Felix Zwayer unterbrach die Partie in der zweiten Hälfte für neun Minuten, weil sich Bayer-Coach Roger Schmidt weigerte, auf die Tribüne zu gehen.

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Eine Spielunterbrechung durch die Weigerung eines Trainers, auf die Tribüne zu gehen, hatte es bisher in der Bundesliga noch nie gegeben.

Vor 30.210 Zuschauern in der BayArena erzielte Pierre-Emerick Aubameyang in der 64. Minuten mit seinem 21. Saisontreffer das Goldene Tor für den BVB und vergrößert dadurch den Abstand auf die Werkself auf 16 Punkte.

Leverkusen gewann somit keines der letzten neun Heimspiele gegen Dortmund - das ist die historisch längste Durststrecke im eigenen Stadion gegen einen Bundesligisten. Zudem kassierte die Werkself erstmals seit sechs Spielen wieder eine Niederlage.

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Leverkusen gibt es zwei Änderungen gegenüber dem 1:0-Erfolg unter der Woche bei Sporting: Kampl und Chicharito spielen für Brandt und Calhanoglu (Entzündung am großen Zeh).

Tuchel krempelt sein Team nach dem 2:0 gegen Porto auf fünf Positionen um: Bender, Leitner, Pulisic, Ginter und Durm spielen für Schmelzer, Weigl, Sahin, Reus und Kagawa. Leitner steht erstmals unter Tuchel in der Startelf - sein letztes Bundesliga-Spiel von Beginn an machte er vor über einem Jahr (mit dem VfB Stuttgart in Hoffenheim, 14. Februar 2015). Auch Pulisic gibt sein Startelf-Debüt, mit 17 Jahren, 5 Monaten und 3 Tagen ist er der fünftjüngste Startelfspieler der Bundesliga-Geschichte (hinter Sahin, Wörns, Draxler und Stendera).

3.: Das Spiel beginnt holprig mit einem Zusammenprall von Bender und Kießling. Kießling wird im Gesicht getroffen und muss am gegnerischen Strafraum behandelt werden. Der Stürmer wirkt benommen und wird jetzt nach längerer Behandlung vom Platz geführt, kann aber letztlich weiterspielen.

34.: Wieder mal eine Ecke für Bayer: Mehmedi tritt sie von rechts rein, Toprak nimmt den Ball direkt aus 14 Metern halblinker Position - doch das Leder segelt zu harmlos in die Arme von Bürki. Aber immerhin mal ein Torabschluss.

45.+2: Erste richtig dicke Chance im Spiel! Chaos im Strafraum der Hausherren: Ginter legt an der Grenze rechts quer ins Zentrum zu Pulisic, der den freien Aubameyang links findet. Und der setzt das Leder unbedrängt aus 13 Metern links - kläglich - am Pfosten vorbei.

51.: Nun macht Bayer Tempo über links. Bellarabi zu Chicharito, der per Hacke auflegt für Bellarabi. Doch der Nationalspieler bekommt keinen Dampf hinter den Ball, der abgefälscht von Bürki zur Ecke pariert wird. Selbige landet in den Armen von Bürki.

64., 0:1, Aubameyang: Und dann ist es passiert! Der BVB kontert über links mit Reus, der auf dem Flügel Durm findet, der wiederum nach rechts zum freien Aubameyang legt. Und der schiebt locker aus acht Metern ein.

66.: Kurios! Schmidt wird von Schiedsrichter Zwayer auf die Tribüne geschickt, doch der Bayer-Coach weigert sich. Daraufhin unterbricht der Schiri das Spiel und schickt die Teams in die Kabine. So etwas gab es ja noch nie!

69.: Nach neun Minuten Unterbrechung kehren der Schiedsrichter und beide Teams wieder auf den Rasen zurück... Schmidt ist verschwunden.

71.: Nun wird es richtig hart für Leverkusen: Chicharito köpft am Fünfer Richtung Tor, doch der Ball wird von Sokratis mit weit ausgestrecktem Arm zur Ecke geklärt. Ein glasklarer Elfer, der Bayer hier verwehrt wird.

88.: Reus kann alles klarmachen, doch nach starkem Pass von Ginter in den Lauf des Stürmers scheitert Reus am herausgeeilten Leno aus zwölf Metern zentraler Position.

90.+2: Chicharito mit der Riesenchance zum Ausgleich. Bellarabi geht rechts in den Strafraum, spielt dann in den Rücken des Mexikaners, der aus der Drehung aus gut acht Metern schießt. Doch er setzt den Ball oben rechts vorbei.

Fazit: Ein BVB-Sieg mit arg fadem Beigeschmack. Eigentlich darf Bayer so ein Spiel nichjt verlieren, doch heute lief relativ viel gegen die Werkself.

Der Star des Spiels: Erik Durm. Ließ auf seiner linken Seite kaum etwas zu, verteidigte gut gegen Bellarabi. Hatte zudem die drittmeisten Ballaktionen beim BVB und gewann fast 60 Prozent seiner Zweikämpfe. Bereitete das entscheidende Tor mustergültig vor.

Der Flop des Spiels: Chicharito. Nach seiner Verletzung war zunächst wenig zu sehen. Hatte Pech, dass Sokratis seinen Kopfball in der 71. Minute mit der Hand abblockte. Muss in der Nachspielzeit aber den Ausgleich erzielen, als er völlig frei im Strafraum vergibt.

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Der Schiedsrichter: Felix Zwayer. Rückte im zweiten Durchgang in den Fokus. Das Spiel zu unterbrechen, weil Schmidt nicht auf die Tribüne will, war legitim und richtig, brachte aber unnötig Hektik ins Spiel. Etwas Nachsicht kann man vor dem 0:1 walten lassen, denn der schnell ausgeführte Freistoß vom BVB kann man mit viel Wohlwollen so durchwinken. Das Handspiel von Sokratis in der 71. Minute zu übersehen, war schlichtweg nicht zu entschuldigen, zumindest sein Assistent muss dies sehen. Ansonsten lag Zwayer bei der einen oder andere Aktion nicht immer richtig. Ein diskussionswürdiger Auftritt des Schiedsrichters an diesem Nachmittag.

Das fiel auf:

  • Bayer versuchte den Spielaufbau des BVB auf Sokratis zu lenken, in dem man Bender und Hummels zustellte und sie sehr früh attackierte. Dadurch, dass Gündogan und Castro nicht spielten, änderte sich das Dortmunder Spiel dahingehend, dass weniger schnell vertikal gespielt wurde, sondern mehr mit weiten Bällen operiert wurde. Beide Teams waren darauf aber bestens eingestellt, denn auch Bayer agierte ähnlich. Hier war Kießling der Zielspieler der weiten Bälle. Durch das gute Gegenpressing auf beiden Seiten egalisierten sich beide Reihen gegenseitig.
  • Chicharito und Kießling wechselten sich in der Rolle des Stoßstürmers ab, wobei der Mexikaner sich eher fallen ließ und sich um Kießling bewegte und auf die zweiten Bälle lauerte.
  • Auch die Torhüter wurde auf beiden Seiten aggressiv angelaufen und so zu Fehlern gezwungen. Sowohl Leno, als auch Bürki wirkten im ersten Durchgang unonzentriert, wodurch Beiden Fehler unterliefen, die allerdings nicht bestraft wurden.
  • Im zweiten Durchgang brachte Tuchel Reus für Pulisic und stellte wie schon gegen Porto auf eine Dreierkette um. Hummels verteidigte als linkes Glied, Durm gab eine Art Linksaußen und Reus stürmte neben Aubameyang. Eine wirkliche Verbesserung des BVB-Spiels in der Offensive entstand dadurch nicht.
  • Am Ende drückte die Werkself auf den Ausgleich, die Borussia hatte Möglichkeiten zum kontern, spielte diese aber schwach fertig, womit die Defensive nicht entscheidend entlastet wurde.

Leverkusen - Dortmund: Die Statistik zum Spiel