3:1! Gladbach stürzt die Bayern

Von Christoph Köckeis
Fabian Johnson traf für Gladbach zum 3:0
© Getty

Borussia Mönchengladbach feiert am 15. Spieltag einen 3:1 (0:0)-Heimsieg gegen den FC Bayern. Für die Münchner ist es die erste Niederlage der laufenden Bundesliga-Hinrunde.

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Vor 54.000 Zuschauen im ausverkauften Borussia-Park übernahm der Favorit im Verlauf der ersten Halbzeit das Kommando. Nach dem Seitenwechsel folgte die kalte Dusche: In der 54. Minute schloss Oscar Wendt eine sehenswerte Kombination zur Führung ab.

Lars Stindl (66.) erhöhte auf 2:0, nachdem sich Bayern bei einem Freistoß nicht befreien konnte. Kurz darauf vollendete Fabian Johnson (68.) einen Konter zum 3:0. Der Treffer von Franck Ribery (81.) bei seinem Comeback nach 269 Tagen Zwangspause war nur mehr Ergebniskosmetik.

Gladbach bejubelt unter Andre Schubert den achten Erfolg im zehnten Spiel (2 Remis) und bleibt der bayrische Angstgegner. Der Rekordmeister verlor vier der letzten neun Begegnungen gegen Gladbach und verpasst es, die Herbstmeisterschaft zu fixieren.

Die Reaktionen:

Andre Schubert (Trainer Gladbach): "Ich muss meiner Mannschaft ein riesiges Kompliment machen, das war eine sensationelle Leistung. In der ersten Halbzeit hatten wir das nötige Quäntchen Glück, aber auch einen sehr guten Torwart. Nach dem 1:0 hatten wir noch viel mehr Mut und Selbstvertrauen. Dass Bayern bis zur letzten Sekunde gefährlich ist, war mir klar."

Pep Guardiola (Trainer Bayern ): "Wir haben eine gute erste Halbzeit gespielt, hatten vier, fünf klare Torchancen. In der zweiten Hälfte haben wir dann gemerkt, dass es komplizierter wird. Nach dem 0:1 haben wir unsere Kontrolle verloren, haben viele Konter bekommen. Wir müssen in der Lage sein, aus diesem Spiel zu lernen, dass wir nie unsere Kontrolle, unsere Basis verlieren dürfen."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Andre Schubert verändert seine Formation im Vergleich zum 3:3 in Hoffenheim auf einer Position: Stürmer Drmic rutscht auf die Bank, wird von Elvedi ersetzt. Dieser bildet mit Nordveit und Christensen eine Dreierkette. Vorne sind Raffael und Stindl die Anspielpunkte.

99 Partien in Folge warf Pep Guardiola die Rotationsmaschine an, diesmal vertraut er zum erst zweiten Mal (!) in seiner Ära der Elf, die im letzten Spiel (2:0 gegen Hertha BSC) auf dem Platz stand. Robben und Costa fehlen weiter verletzt. Ribery steht erstmals seit dem 11. März 2015 wieder im Kader.

10.: Erstes Ausrufezeichen: Von der linken Seite segelt eine Ecke in den Borussia-Strafraum. Martinez steigt recht unbedrängt hoch, nickt die Hereingabe aber knapp über die Latte.

18.: Über mehrere Stationen gelangt der Ball zu Müller, der 20 Meter vor dem Kasten Lahm in Szene setzt. Der Kapitän steckt auf Lewandowski durch. Dessen Schuss aus sieben Metern fällt allerdings zu zentral aus. Sehenswerte Kombination - schwacher Abschluss.

19.: Bayern erhöht die Schlagzahl: Nach einem leichten Fehler der Gladbacher kommt Coman heran. Im Sechzehner hat Vidal zu viel Platz und legt quer auf den ebenso freistehenden Müller. Erneut fällt sein Versuch zu harmlos aus, Sommer bereinigt die Situation.

25.: Was für eine Doppelchance für Bayern! Martinez wird nahe des Fünfers gut eingesetzt, scheitert aber am glänzend parierenden Sommer. Der Rebound landet halbrechts vor dem Tor bei Coman. Von dort jagt er den Ball aus kurzer Distanz an den Pfosten.

54., 1:0, Wendt: Johnson wird auf links auf die Reise geschickt und befördert die Kugel in die Mitte zu Wendt. Er spielt im Strafraum mit der Ferse Raffael an, der wiederum Wendt in Szene setzt. Etwa zehn Meter vor dem Kasten schießt er die Kugel rechts halbhoch in die Maschen.

64.: Latte! Raffael zieht Richtung Tor, legt aber mit der Ferse zu Stindl. Er spielt rechts im Strafraum den völlig ungedeckten Korb an, der mit einem Flachschuss die linke untere Ecke anvisiert. Neuer kommt mit dem rechten Fuß ran und dreht den Ball an den Querbalken.

66., 2:0, Stindl: Aus dem linken Halbfeld segelt eine hohe Flanke in den Bayern-Strafraum. Elvedi verlängert dort mit dem Kopf zu Stindl, der die Kugel aus zentraler Position über Neuer hinweg in die Maschen hebt.

68., 3:0, Johnson: Korb schickt mit einem perfekten Steilpass von rechts Johnson in den Strafraum. Der nimmt die Kugel gut mit und schiebt humorlos flach links unten ein. Unfassbar!

81., 3:1, Ribery: Müller kommt links im Sechzehner an den Ball und legt ihn in die Mitte zu Vidal. Der Chilene lässt auf Ribery, der in der 75 Minute gekommen war, prallen und frei vor Sommer einschiebt.

Fazit: Eigentlich schien Bayern alles im Griff zu haben, bis man in Rückstand geriet und das Spiel auf den Kopf gestellt wurde. Wie es Gladbach danach zu Ende spielte, zeugt von großer Reife.

Der Star des Spiels: Lars Stindl. Der frühere Hannoveraner zeigte einige ganz starke Aktionen wie seine Pässe auf Wendt (33.) und Korb (64.) und belohnte sich für sein tolles Spiel mit seinem Treffer zum 2:0. War zudem am 3:0 beteiligt.

Der Flop des Spiels: Robert Lewandowski. Der Pole erlebte einen gebrauchten Arbeitstag. War kaum in den Kombinationsfluss eingebunden und bei der tiefstehenden, aggressiven Gladbach-Defensive abgemeldet.

Der Schiedsrichter: Felix Zwayer. Hatte das Geschehen unter Kontrolle, die 22 Mann auf dem Feld machten es ihm allerdings nicht allzu schwer.

Das fiel auf:

  • Die Anfangsphase war überaus taktisch geprägt: Beide Mannschaften versuchten, den Spielaufbau tief in der gegnerischen Hälfte zu attackieren. Speziell Bayern wirkt ob der energischen Gangart der Hausherren etwas überraschte.
  • Gladbach gelang es zunächst, sowohl die breitstehenden Innenverteidiger anzulaufen, als auch den zentralen Ballverteiler Alonso und die aufgerückten Außenverteidiger zuzustellen. Jene Intensität im Gegenpressing konnte man allerdings nicht wahren.
  • Nach rund zehn Minuten konnten sich die Bayern aus der Umklammerung befreien. Das lag vor allem daran, dass BMG sich zurückzog und den Münchnern teilweise bis zu zwei Drittel des Feldes überließen.
  • Der Favorit nistete sich in der Offensive ein. Gefährlich wurde es jedoch meist im Gegenpressing, bei dem Coman, Lewandowski, Müller als breite Drei-Mann-Front den Anfang machten. Gladbach hatte große Mühe, sich zu befreien, war zu fahrig, zu unpräzise in der Eröffnung.
  • Vor der Pause fand Gladbach besser in die Partie. Man agierte wieder mutiger im Spiel gegen den Ball und hielt die Bayern dadurch vom eigenen Strafraum fern. Das Tor nach Wiederbeginn spielte den Gastgebern in die Karten.
  • Die FCB-Stars mussten kommen, standen noch höher als sonst und liefen mitunter beim 0:3 in einen Konter. Während die Gladbacher hinten dicht machten und das Ergebnis verwalteten. Allen voran Robert Lewandowski fand nie Bindung zu den Kollegen.

Gladbach - Bayern: Die Statistik zum Spiel