HSV verschärft Hoffenheims Krise

Ständiger Kampf: Hoffenheim und Hamburg boten nur wenig Fußball an
© Getty

Der Hamburger SV hat sich am 10. Spieltag der Bundesliga von den Abstiegsrängen abgesetzt. Der HSV gewann bei 1899 Hoffenheim mit 1:0 (0:0). Markus Gisdol steht mit dem Rücken zur Wand.

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Vor 30.000 Zuschauern in der Sinsheimer Arena entwickelte sich eine umkämpfte Partie auf schwachem Niveau, in der der HSV die besseren Chancen hatte. Hoffenheim blieb offensiv vieles schuldig und musste in der Schlussphase in Unterzahl agieren. Ermin Bicakcic sah wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte (68.).

Kurz vor Ende erlöste Pierre-Michel Lasogga den HSV (88.), der damit nach drei Spielen ohne Torerfolg erstmals wieder traf.

Hoffenheim bleibt mit sechs Punkten im Tabellenkeller und weist weiterhin die schlechteste Bilanz seiner Bundesligageschichte auf. Zuhause ist die TSG noch ohne Sieg. Der Druck auf Trainer Markus Gisdol wird nach dieser Leistung sicher nicht weniger werden.

Die Reaktionen:

Markus Gisdol (Trainer 1899 Hoffenheim): "Man hat der Mannschaft deutlich angemerkt, dass sie ein bisschen was mit sich herumträgt. Von der Einsatzbereitschaft her hat sie nichts vermissen lassen, aber es fehlt die Leichtigkeit."

Bruno Labbadia (Trainer Hamburger SV): "Alles in allem war das ein wichtiger Sieg für uns. Wir sind aber noch nicht in einer komfortablen Situation. Es gibt viele Dinge, die wir noch verbessern können. Wir müssen manchmal noch sauberer spielen."

Pirmin Schwegler (Hoffenheim): "Wir sind leer, wir bekommen wieder am Ende das Tor. Da sucht man nach Erklärungen. Wir wollten eine Reaktion zeigen und nicht alles auf den Trainer schieben."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Gisdol verändert seine Startformation im Vergleich zur 2:4-Niederlage in Wolfsburg auf zwei Positionen: Für Kaderabek (nicht im Kader) und Rudy (Bank) spielen Schwegler und Szalai von Beginn an. Für den Ungarn ist es in dieser Saison sein Startelfdebüt, zuletzt stand er am 9. Mai in der ersten Elf.

Auch beim HSV wird zweimal getauscht: Für Spahic (Grippe) und Hunt (Muskelfaserriss) spielen Cleber und Gregoritsch von Beginn an. Ahmet Arslan steht erstmals im Profikader des HSV.

16.: Der HSV kombiniert sich auf links durch die Hoffenheimer Abwehr. Ilicevic wackelt Süle aus und scheitert mit seinem Flachschuss aus elf Metern an Baumann.

18.: Diekmeier mit der Flanke von rechts, Gregoritschs Kopfball geht knapp über den rechten Winkel.

19.: Lasogga zieht von rechts nach innen und flankt mit links Richtung langes Eck. Der eingelaufene Ilicevic kommt nicht mehr an den Ball und die Kugel rauscht hauchdünn am linken Pfosten vorbei.

23.: Nächste Doppelchance für den HSV. Zuerst bedient Lasogga Müller auf halbrechts per Kopf. Dessen Halbvolley aus 15 Metern fischt Baumann mit dem rechten Arm aus dem linken Eck. Beim Abpraller setzt sich Lasogga im Kofballduell durch, aber auch den Ball sichert sich Baumann.

68., Gelb-Rot für Bicakcic: Der Hoffenheimer kommt gegen Schipplock an der linken Strafraumkante zu spät und räumt den Stürmer ab. Klare Sache.

69.: Diaz setzt den anschließenden Freistoß aus 19 Metern knapp neben den linken Pfosten.

81.: Amiri schickt Uth auf links in den Strafraum. Der zieht sofort ab, Adler fischt den halbhohen Ball mit den Fingerspitzen aus dem rechten Eck.

87.: Klasse Solo von Toljan, der nach einem Einwurf durch die Hamburger Abwehr marschiert. Im Eins-gegen-eins bleibt Adler aber Sieger.

88., 0:1, Lasogga: Ballverlust Toljan am eigenen Strafraum. Gregoritsch spielt den Ball in halbrechter Position im richtigen Moment in die Gasse auf Schipplock, der die Übersicht behält und mit seinem Querpass Lasogga findet. Für den ist es ein Leichtes, seinen vierten Saisontreffer zu erzielen.

90.+3: Holtby vergibt die Entscheidung. Nach der flachen Hereingabe von links von Lasogga scheitert Holtby am zweiten Pfosten aus kurzer Distanz an Baumann.

Fazit: Schwaches Bundesligaspiel, in dem der HSV die besseren Möglichkeiten hatte, aber lange an seiner Abschlussschwäche scheiterte. Am Ende belohnten sich die Hamburger doch noch.

Der Star des Spiels: Michael Gregoritsch. War die zentrale Figur im Offensivspiel der Hamburger. Gewann neun seiner zehn Kopfballduelle und war auch am Boden stark. Spielte gute Bälle, kam zu Abschlüssen und leitete mit einem feinen Pass den Siegtreffer ein.

Der Flop des Spiels: Ermin Bicakcic. Hatte wie seine Kollegen im Zentrum in der Luft enorme Probleme gegen Lasogga und Gregoritsch. Gewann insgesamt nur 50 Prozent seiner Zweikämpfe und nahm mit seinen beiden Grätschen vor den gelben Karten zu viel Risiko.

Der Schiedsrichter: Daniel Siebert. Hatte die unruhige Partie jederzeit im Griff und lag auch mit den persönlichen Strafen richtig. Einzig die Gelbe für Holtby war überzogen, weil der Hamburger bei seinem Foul ausgerutscht war. Hatte auch viele umstrittene Szenen im Strafraum zu entscheiden, die er alle korrekt bewertete.

Das fiel auf:

  • Hoffenheim im Vergleich zu den letzten Wochen mit einer leichten Anpassung in der Grundformation. Gisdol schickte sein Team in einem 4-2-3-1 aufs Feld, die Idee blieb aber die gleiche: Räume eng machen, Zweikämpfe provozieren und nach Ballgewinn sofort nach vorne spielen. Allerdings ging das Vorhaben wie zuletzt kaum auf und die wenigen Möglichkeiten wurden durch Ungenauigkeiten im Passspiel verschenkt.
  • Der HSV im gefährlichen Raum um den Strafraum mit mehr Sicherheit und klareren Aktionen Richtung Tor. Auch die Hamburger hatten kein flüssiges Kombinationsspiel, aber bei langen Bällen waren sie enorm präsent. Gregoritsch und Lasogga gewannen den Großteil ihrer Luftduelle und leiteten damit gefährliche Abschlüsse ein. Auch im Kampf um die zweiten Bälle hatte der HSV Vorteile.
  • Beide Mannschaften im geordneten Aufbauspiel mit großen Problemen und ohne erkennbare Abläufe. Die Passquoten beider Mannschaften waren auch unterirdisch (Hoffenheim: 71 Prozent, HSV: 68 Prozent), so dass sich ein Spiel mit vielen Zweikämpfen, Fouls und dem Kampf um zweite Bälle entwickelte.
  • Auch in Überzahl gewann der HSV keine Kontrolle über das Spiel, es fehlten selbst mit einem Mann mehr Ruhe und Klarheit. Durch den eingewechselten Amiri wurde Hoffenheim sogar nochmal gefährlicher. Aber der Lucky Punch gelang dem HSV, der einen Ballverlust von Toljan gut ausspielte.

Hoffenheim - Hamburg: Die Statistik zum Spiel