Piazon-Hammer beschert Frankfurt Sieg

Von Daniel Reimann
Frankfurt und Hamburg lieferten sich ein umkämpftes Duell
© Getty

Eintracht Frankfurt hat am 6. Bundesliga-Spieltag beim Hamburger SV einen glücklichen Sieg eingefahren. Die SGE gewann mit 2:1 (0:1) dank eines späten Tores von Lucas Piazon.

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Vor 47.643 Zuschauern in der Imtech Arena hatte Haris Seferovic die Gäste in Führung gebracht (44.). Nach der Pause glich Nicolai Müller aus, ehe Lucas Piazon mit einem Traumtor das Schicksal des HSV besiegelte.

Für Hamburg stellt die Pleite das 14. Pflichtspiel ohne Sieg dar. Gleichzeitig stellte der HSV einen neuen Negativ-Rekord auf: Mit Verstreichen der 25. Minute waren die Gastgeber seit Saisonbeginn 475 Minuten ohne Tor - neuer Bestwert. Bis zu Müllers Tor schraubte der HSV den Negativ-Rekord auf 507 Minuten hoch.

Frankfurt wiederum klettert auf Platz sieben und ist immerhin seit drei Spielen ungeschlagen.

Reaktionen:

Josef Zinnbauer (Trainer Hamburger SV): "Die Mannschaft hat in der zweiten Halbzeit gut reagiert. Wir sind durch das Tor belohnt worden, danach hatten wir aber auch kein Glück. Die Mannschaft hat sich in der zweiten Halbzeit gut präsentiert. Wir hätten gerne einen Punkt oder mehr mitgenommen. Jetzt müssen wir nach vorne blicken."

Thomas Schaaf (Trainer Eintracht Frankfurt): "Es war ein wunderschönes Tor zum Sieg. In der zweiten Halbzeit haben wir uns ziemlich weit hinten reindrängen lassen. Aber es hat am Ende gereicht, darüber sind wir sehr glücklich."

Tolgay Arslan: "Es ist unglaublich. Frankfurt stellt sich hinten rein und wir laufen einem 0:1-Rückstand hinterher. Dann kämpfen wir uns zurück und dann kriegst du so einen Freistoß. Keine Ahnung, was die Frankfurter heute für Glück hatten, aber mit dem Unentschieden hätten sie auch gut leben können."

Matthias Ostrzolek: "Wir spielen eigentlich auf ein Tor und hätten führen können - das tut unheimlich weh. Frankfurt stand sehr tief und wir hatten viel Ballbesitz, aber wir haben die entscheidende Lücke nicht gefunden. Wenn wir doch einmal zum Abschluss kamen, hat das Glück gefehlt, dass der Ball reinrutscht."

Zoltan Stieber: "Das ist sehr bitter. Wir setzten Frankfurt unter Druck, waren die bessere Mannschaft und müssen eigentlich das zweite Tor machen. Aber wir haben kein Glück im Moment. Nur aufstecken dürfen wir nicht. Wir machen weiter und werden das schaffen."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Beim HSV sitzt Diekmeier nur auf der Bank. Westermann rückt für ihn rechts raus, Cleber beginnt in der Innenverteidigung.

Schaaf tauscht im Vergleich zum 2:2 gegen Mainz auf vier Positionen. Wiedwald ersetzt den verletzten Trapp, außerdem rücken Aigner, Anderson und Medojevic für Inui, Zambrano und Piazon ins Team.

28.: Müller mit der Ecke von rechts, Cleber hat sich in den Sechzehner geschlichen und kommt auf halblinks auch zum Kopfball - den Wiedwald mit einer guten Parade auf der Linie hält.

44., 0:1, Seferovic: Chandler mit dem Antritt auf rechts, seine Flanke ist kniehoch und eigentlich gar nicht so gut, doch Cleber schlägt auf halbrechts über den Ball. Der landet im Rücken der Abwehr bei Seferovic - und der hat keine Mühe, aus acht Metern halblinker Position einzunetzen. Djourou kann das Tor vor der Linie nicht mehr verhindern.

47.: Müller legt ab für Lassogga, der Keeper Wiedwald mit einem satten Schuss prüft - aber der Frankfurter hat den Ball im Nachfassen sicher.

53.: Feiner Pass von Arslan in die Schnittstelle, Holtby läuft mittig ein und will den Ball rechts an Keeper Wiedwald vorbei legen - trifft dann aus spitzem Winkel aber nur das Außennetz.

58., 1:1, Müller: Eine Flanke von links wird von Medojevic abgefälscht und landet zentral bei Holtby. Der spielt den Pass in die Gasse zwischen Russ und Anderson hindurch - und Nicolai Müller kann Wiedwald aus 13 Metern halblinker Position überwinden!

89., 1:2, Piazon: Freistoß Frankfurt, knapp 30 Meter vor dem Tor. Piazon legt sich den Ball zurecht, nimmt vier Schritte Anlauf - und zirkelt das Leder in einer wunderbaren Flugkurve oben rechts in den Winkel!

Fazit: Eine ganz bittere Niederlage für den HSV, der deutlich engagierter und in der zweiten Halbzeit auch gefährlicher war. Frankfurt nimmt einen glücklichen Dreier mit.

Der Star des Spiels: Lucas Piazon. Wurde in der 85. Minute für Aigner eingewechselt, um nur ein paar Augenblicke später das Spiel mit einem spektakulären Traumtor zu entscheiden. Punkt.

Der Flop des Spiels: Aleksandar Ignjovski. Es gab einige, die in diesem dürftigen Spiel hinter ihren Möglichkeiten zurückblieben. Doch der Ex-Bremer war besonders blass und konnte das Spiel der Frankfurter nur selten antreiben. Wirkte auf der Linksaußen-Position wie verloren und hatte kaum Bindung zum Spiel. Brachte zudem nur jeden zweiten Ball an den Mann.

Der Schiedsrichter: Florian Meyer. Der Referee stand mehrmals im Fokus - und traf dabei oft die falsche Entscheidung. Das Halten von Anderson gegen Westermann (57.) war ebenso elfmeterwürdig wie eine Grätsche gegen Müller aus der ersten Hälfte. Doch beide Male blieb die Pfeife stumm. Clebers Tritte gegen Aigner (84.) hätte man mit Rot sanktionieren können, wenn nicht sogar müssen. Gleiches gilt für Jiraceks vogelwilde Grätsche gegen Medojevic (89.).

Das fiel auf:

  • Hamburg hatte von Beginn an mehr Spielanteile und mehr Ballbesitz, doch strahlte dabei brutal wenig Torgefahr aus. Zwar stimmte der Einsatz zweifellos - die Hamburger rannten wie die Wilden - doch Spielidee und Konzept blieben meist auf der Strecke. Symbolisch: Arslans Pässe ins Nichts in der ersten Halbzeit.
  • Frankfurt wiederum erzielte sein Tor, ohne sich selbst wirklich eine Chance erspielt zu haben. Die Gastgeber hielten sich in puncto Pressing bequem zurück und ließen dem HSV auch in der eigenen Hälfte noch viel Platz. Doch die kompakte Defensive und der mangelnde Spielwitz der Gäste erlaubten das problemlos.
  • Beide Teams agierten in der Offensive ohne jegliche Variation. Beim HSV fand in der ersten Halbzeit fast kein schnelles Vertikalspiel statt, die Laufwege in der Spitze waren oft schlecht abgestimmt. Frankfurt wiederum nutzte die wenigen Kontermöglichkeiten zu inkonsequent und suchte zu selten den schnellen Weg in die Spitze.
  • Nach der Pause drehten die Hamburger auf, die Offensivspieler starteten öfter in die Lücken und wurden direkter angespielt. Beflügelt vom 1:0 gewann der Gast an Entschlossenheit. Bereits in der 71. Minute hatte der HSV mehr Schüsse aufs Tor (5) als in jedem bisherigen Saisonspiel. Frankfurt hingegen blieb offensiv harmlos und rappelte sich erst in den Schlussminuten nochmal auf.

Hamburg - Eintracht Frankfurt: Die Statistik zum Spiel