VfB vergibt Sieg in Dortmund

Von Stefan Rommel
Der BVB und Stuttgart trennten sich in einem spannenden Match unentschieden
© Getty

Der VfB Stuttgart hat wenige Stunden nach dem Rauswurf von Sportvorstand Fredi Bobic ein sportliches Ausrufezeichen gesetzt - und verpasste trotz einer 2:0-Führung gegen Borussia Dortmund doch den ersten Saisonsieg.

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Vor 79.500 Zuschauern in Dortmund war Daniel Didavi mit einem Doppelpack nach der Pause (48./68.) der vermeintliche Matchwinner für einen deutlich verbesserten VfB. Pierre-Emerick Aubameyang (73.) und Ciro Immobile nach einem krassen Torwartfehler von Sven Ulreich (86.) sicherten dem BVB wenigstens noch einen Punkt.

Damit verlässt der VfB immerhin das Tabellenende, bleibt aber auch im neunten Spiel in Folge gegen den BVB ohne Sieg. Der BVB klebt mit sieben Punkten im Mittelfeld der Tabelle fest und hat nun schon vier Zähler Rückstand auf Spitzenreiter Bayern München.

Jürgen Klopp stand zum 209. Mal für den BVB an der Seitenlinie und ist damit neuer Rekordhalter. Zuvor war Ottmar Hitzfeld noch der Trainer, der in Dortmunds Vereinsgeschichte die meisten Einsätze aufzuweisen hatte.

Vor der Partie bestätigte auf der anderen Seite der VfB, dass Fredi Bobic mit sofortiger Wirkung von seinem Amt als Sportvorstand enthoben ist.

Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): "Es war ein gerechtes Ergebnis. Der Mannschaft wird in unserer Situation einiges abverlangt. Mit dem Großteil des Spiels bin ich einverstanden. Solche Gegentore darf man natürlich nicht kassieren."

Armin Veh (Trainer VfB Stuttgart): "Ich bin hin und her gerissen. Wenn man 2:0 führt, dann möchte man gerade in unserer Situation das Spiel auch gewinnen. 70 Minuten haben wir eine gute Leistung gezeigt. Am Ende hätten wir sogar noch verlieren können. Das 2:2 ist ein gerechtes Ergebnis."

Mats Hummels (Borussia Dortmund): "Defensive Stabilität fehlt, das ist ganz klar. Wir haben bereits neun Gegentore nach fünf Spielen, das ist ein schlechter Wert. Wir müssen das als Mannschaft besser verteidigen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Dortmund mit der zu erwartenden Aufstellung. Hummels steht erstmals in dieser Saison im Kader, sitzt aber zunächst auf der Bank.

Beim VfB gibt es eine Änderung: Harnik sitzt draußen, dafür verstärkt Gruezo das defensive Mittelfeld der Schwaben. Der erste Startelfeinsatz des Ekuadorianers. Ibisevic nach seiner Grippe zumindest wieder auf der Bank.

10.: Didavi flankt den Ball von rechts über Dortmunds Innenverteidiger. Gentner geht 20 Meter vor dem Tor zum Ball, bedrängt von Sokratis. Weidenfeller kommt raus und bleibt auf halber Strecke stehen. Gentner lupft den Ball über den Keeper - aber auch zwei Meter rechts am Tor vorbei.

23.: Leichter Ballverlust des BVB an der Mittellinie. Werner nimmt den Ball auf und läuft Bender problemlos davon. Den Abschluss aus spitzem Winkel fischt Weidenfeller aber raus.

33.: Riesen Pass von Piszczek auf Kagawa, über den schlecht postierten Rüdiger hinweg. Kagawa nimmt den Ball kurz mit der Brust an und lupft aus elf Metern über Ulreich. Die Oberkante der Latte rettet für den VfB.

48., 0:1, Didavi: Der BVB bekommt einen Eckball an der Grundlinie nicht geklärt. Immobile, Bender und Jojic ohne klare Aktion dabei. Der Ball kommt irgendwie zu Gentner. Rückpass an den Fünfer, wo Didavi steht und mit links an Subotic und Weidenfeller vorbei ins Netz schiebt.

68., 0:2, Didavi: Sakai haut den Ball von der Mittellinie in den Dortmunder Strafraum. Schmelzer ist dazwischen, klärt aber mit dem linken Außenrist - anstatt den rechten Fuß zu nehmen. Der Ball landet bei Werner, der sofort zur Mitte auf Didavi spielt. Der steht acht Meter vor dem Tor völlig frei und schiebt locker links unten ein.

73., 1:2, Aubameyang: Piszczek läuft einen Ball ab und passt sofort in die Tiefe. Schwaab steht einen Tick zu weit links und lässt Aubameyang entwischen. Der umkurvt Ulreich und schiebt aus spitzem Winkel ein.

84.: Langer Ball von Ulreich. Hummels und Subotic verlassen sich gegenseitig aufeinander. Gentner ist frei durch, scheitert aber an Weidenfeller. Den Nachschuss setzt Ibisevic vorbei.

86., 2:2, Immobile: Schmelzer mit einem Freistoß aus dem Halbfeld. Ulreich kommt raus, Rüdiger irritiert ihn ein wenig. Der Keeper lässt den Ball einfach durch. Am langen Pfosten lauert Immobile und drückt den Ball ins leere Tor.

90.+3: Schmelzers Flanke rutscht zu Piszczek durch. Der knallt aus zehn Metern drauf. Ulreich schon geschlagen, aber Rüdiger rettet auf der Linie.

Fazit: Der VfB hat zwei Punkte leichtfertig verschenkt. Dortmund war absolut schlagbar, weil zu lange viel zu umständlich. Immerhin biss sich der BVB dann doch noch in die Partie und verdiente sich den einen Punkt.

Der Star des Spiels: Antonio Rüdiger war der Fels in der Brandung beim VfB. Ohne Schnörkel, mit vielen klaren Aktionen. Sicher im Stellungsspiel und aggressiv im Zweikampf. Die Rettungstat in der Nachspielzeit auf der Linie rundete einen starken Vortrag ab.

Der Flop des Spiels: Sven Bender hatte große Probleme im Passspiel und im Antritt. Sah einige Male ziemlich alt aus in Laufduellen und war am 0:1 mit beteiligt, als auch er den Ball nicht sauber klären konnte.

Der Schiedsrichter: Manuel Gräfe hatte die faire Partie jederzeit im Griff. Lediglich die Gelbe Karte gegen Romeu war zu hart. Ansonsten ohne Fehler.

Das fiel auf:

  • Der VfB wich von der Raute ab und zog erstmals in dieser Saison ein Dreier-Mittelfeld vor der Viererkette auf, verstärkt durch den lauf- und einsatzfreudigen Gruezo. Der BVB hatte damit gehörige Probleme. Vor allem der Spielaufbau hakte gegen das aggressive Verschieben der Stuttgarter, die zwischen der Dreier- und der Viererkette nur wenig Platz ließen. Subotic, Sokratis und Bender fehlten schon früh bei den jeweiligen Angriffen die Ideen, um Lücken zu reißen. Einzig Jojic hatte ein paar gute Einfälle.
  • Der VfB schaltete anders als zuletzt schnörkellos um, gerne auch mit einem langen Ball auf Werner. Der VfB überbrückte das Mittelfeld einige Male schnell, war dann aber zu hektisch beim vorbereitenden Pass oder hatte nicht das Auge für den gut postierten Mitspieler.
  • Dortmund sicherte diese Konteraktionen für den VfB nicht besonders gut ab, im Zentrum klafften einige Male große Lücken. Das wurde nach dem Rückstand noch eklatanter. Da aber auch der VfB weiter zu schlampig im Spiel nach vorne agierte, blieb dies lange ohne Konsequenzen.
  • Der BVB hat jetzt in den letzten neun Ligaspielen 15 Gegentreffer hinnehmen müssen und blieb dabei nur ein Mal ohne Gegentor. Ein klares Indiz dafür, dass die Mannschaft auf Grund der vielen Umstellungen in ihrem Kerngeschäft, dem aggressiven Nach-vorne-Verteidigen, derzeit nicht auf der Höhe ist.
  • Klopp riskierte mit der Einwechslung von Hummels einiges, den Innenverteidiger wollte er eigentlich allenfalls ein paar Minuten einwechseln. Quasi mit Hummels' Einwechslung fiel der Anschlusstreffer. Von da an fiel der VfB immer noch tiefer zurück und Dortmund drückte.
  • Stuttgart ließ einmal mehr zwei wichtige Punkte in der Schlussphase einer Partie liegen. Immerhin war der Auftritt in Dortmund aber eine Klasse besser als die Leistungen in den letzten Wochen.

Dortmund - Stuttgart: Die Statistik zum Spiel

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