Hannover rettet Punkt in Wolfsburg

Von Falko Blöding
Edgar Prib (r.) und Hannover kämpften sich im zweiten Durchgang zurück
© Getty

Der VfL Wolfsburg hat einen großen Schritt in Richtung Vizemeisterschaft verpasst. Am 31. Spieltag der Bundesliga kamen die Schützlinge von Dieter Hecking im Niedersachsen-Duell beim weiter akut abstiegsgefährdeten Hannover 96 nicht über ein 2:2 (2:0) hinaus.

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Bas Dost brachte den Favoriten vor 29.514. Zuschauern in der Volkswagen-Arena mit der ersten guten Chance seiner Mannschaft in der 24. Minute in Front. Kurz vor dem Seitenwechsel erhöhte Ivan Perisic sehenswert auf 2:0. Hannover stellte nach der Pause durch Treffer von Joker Jimmy Briand und Salif Sane zügig auf 2:2.

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Die 96er holen immerhin einen Punkt beim Tabellenzweiten. Dennoch sind sie seit 15 Bundesligaspielen sieglos (sieben Remis, acht Niederlagen), die längste Serie seit dem Wiederaufstieg 2002. In der Saison 1985/86 - also vor gut 29 Jahren - blieb 96 zum einzigen Mal länger ohne Sieg innerhalb einer Saison (17 Spiele).

Die Reaktionen:

Dieter Hecking (Trainer Wolfsburg): "Wir hatten eigentlich schon alles im Griff und machen sogar zur richtigen Zeit unsere Tore. Dann ermöglichen wir es Hannover, doch noch zurückzukommen. Nach der ersten Halbzeit darfst du das nicht mehr aus der Hand geben. Diese Kritik müssen wir heute an unsere Mannschaft richten. In der zweiten Halbzeit war das einfach zu wenig."

Michael Frontzeck (Trainer Hannover): "Wir sind erst ganz gut reingekommen, haben das Spiel dann aber aus der Hand gegeben. Wir lagen verdient 0:2 hinten. Ich bin dann in der Halbzeit ein bisschen lauter geworden. Wir sind anschließend verändert aus der Pause raus und waren nach dem 2:2 wieder voll da. Es hätten am Ende sicher beide Mannschaften gewinnen können."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Dieter Hecking vertraut auf die Elf, die am Mittwoch bei Arminia Bielefeld souverän mit 4:0 gewann. Einzig Daniel Caligiuri bekam eine Verschnaufpause und dafür rutschte Weltmeister Andre Schürrle in die Startelf des VfL. Spielgestalter im 4-2-3-1 war einmal mehr Kevin De Bruyne. Der Belgier stand zum 47. Mal in dieser Saison in der Startelf - das ist Höchstwert aller Bundesligaspieler.

In seiner zweiten Partie als Coach der 96er stellte Michael Frontzeck von einem 4-4-2 auf eine 4-2-3-1-Formation um. Dabei nahm er zwei personelle Änderungen vor: Der gelbgesperrte Kapitän Lars Stindl wurde von Hiroshi Kiyotake vertreten und Hiroki Sakai kam für Didier Ya Konan in die Mannschaft. Bemerkenswert: Der gelernte Rechtsverteidiger Sakai spielte im Mittelfeld, Mittelfeldmann Manuel Schmiedebach verteidigte hinten rechts.

5.: Glanztat von Benaglio! Im Anschluss an eine Ecke fliegt der Ball auf den rechten Flügel zu Sakai. Der schlägt eine maßgenaue Flanke auf den ersten Pfosten, wo sich Joselu stark gegen Gustavo durchsetzt, aber mit seinem Versuch ins rechte Kreuzeck am herausragend parierenden Wolfsburger Schlussmann scheitert.

24., 1:0, Dost: Kevin De Bruyne hat auf der halbrechten Seite zu viel Platz gegen Albornoz und schlägt eine halbhohe Flanke auf den langen Pfosten. Dort hat Bas Dost den riesigen Raum zwischen Marcelo und Schmiedebach erkannt und markiert aus spitzem Winkel per Volley das 1:0. Zieler bekommt die Hände noch dran, boxt den Ball aber unglücklich zu Dosts 14. Saisontor selbst ins kurze Eck.

45., 2:0, Perisic: Ivan Perisic schickt Hannover 96 mit einem Hammer in die Halbzeitpause! Albornoz lässt ihm auf rechts ein klein wenig Platz und schon setzt der Kroate zur Körpertäuschung an, schiebt sich links vorbei und nagelt die Kugel aus 20 Metern vom Strafraumeck ins rechte Kreuzeck! Zieler ist noch mit den Fingerspitzen dran, kann aber das fulminante vierte Saisontor des Kroaten nicht verhindern.

46., 2:1, Briand: Wolfsburg scheint noch gar nicht richtig in der zweiten Halbzeit angekommen, da lässt Vieirinha Prib auf dem linken Flügel zu viel Platz. Die Flanke des ehemaligen Fürthers segelt an den kurzen Pfosten, wo Briand förmlich herangeflogen kommt und per Kopf sein drittes Saisontor markiert.

55.: Um ein Haar das 3:1! Nach einem Eckstoß entscheidet sich Hannover kurzerhand gegen jegliche Art von Defensivverhalten und erlaubt Naldo, am langen Pfosten aus spitzem Winkel unbedrängt querzulegen. Perisic nimmt das Zuspiel per Drehschuss, aber scheitert aus vier Metern an der Querlatte.

58., 2:2, Sane: Nach einer Ecke von der linken Seite verlängert Klose den Ball unfreiwillig an den langen Pfosten, doch Sane erläuft den hohen Ball halbrechts im Strafraum, setzt zum Fallrückzieher an und versenkt die Kugel unhaltbar ins lange Eck. Das Leder fliegt in hohem Bogen sogar noch an den Innenpfosten, ehe es im Netz zappelt.

66.: Wolfsburg verpasst die Führung haarscharf: Nachdem De Bruyne eine vielversprechende Freistoßsituation in der Mauer versenkt, holt Rodriguez zum Nachschuss aus und fabriziert einen gefährlichen Aufsetzer. Der Ball springt so hart in den Boden, dass er über die Mauer und nur um Millimeter über die rechte Querlatte segelt.

75.: Rodriguez schlägt einen Freistoß mit Schnitt auf den kurzen Pfosten, wo Klose mit dem Hinterkopf gefährlich vor das Tor verlängert. Mit vereinten Kräften schaffen es die Hannoveraner in Person von Marcelo das Leder irgendwie zu klären.

90.: Wolfsburg ist nun eigentlich fast permanent mit zehn Mann in Hannovers Hälfte. Das schafft Raum zum Kontern! Nach einem Ballgewinn im Mittelfeld spielt 96 den weiten Ball auf Prib, der auf links allen Wölfen enteilt ist. Der Ex-Fürther läuft aus spitzem Winkel alleine auf den VfL-Kasten, scheitert aber am glänzend reagierenden Benaglio!

Fazit: Zwei verlorene Punkte für den VfL, der vor der Pause das klar bessere Team stellte. Hannover bewies allerdings tolle Comeback-Qualitäten und verdiente sich den einen Zähler dank einer tollen zweiten Halbzeit. Am Ende hätte Prib gar noch für den ersten Sieg im Jahr 2015 sorgen können.

Der Star des Spiels: Salif Sane. Bärenstarker Auftritt des Mittelfeldspielers. Er war im Zweikampf kaum zu bezwingen und gewann sieben seiner acht Duelle. Zudem mit klugen Pässen im Spielaufbau und dem tollen Treffer, der Hannover einen wertvollen Zähler bringt.

Der Flop des Spiels: Miiko Albornoz. Hannovers Linksverteidiger hatte einen ganz schweren Stand gegen Ivan Perisic und Vieirinha, die immer wieder über seine Seite Druck machten. Vor dem 2:0 ließ er sich zudem von Vorlagengeber Kevin De Bruyne abkochen. Seine Zweikampfquote lag bei unter 50 Prozent, seine Passquote nur knapp darüber.

Der Schiedsrichter: Dr. Felix Brych blieb in einem fairen Nachbarschaftsduell ohne Fehl und Tadel. In Durchgang eins kam er ohne Karten aus und lag auch später mit seinen Entscheidungen (Gelb für Prib, nicht Abpfeifen bei Sanes Ausgleichstreffer) richtig.

Das fiel auf:

  • Hannover kam richtig gut in die Begegnung und brachte die Hausherren mit Angriffen über die Außen mehrfach in Bedrängnis. Aus einer Flanke von rechts resultierte auch folgerichtig die erste große Chance, die Joselu liegen ließ.
  • Das Spiel der Gastgeber war rechtslastig angelegt. Perisic und Vieirinha machten hier ordentlich Druck, der Portugiese hatte in der ersten Halbzeit klar die meisten Ballaktionen aller Spieler (62). Hannovers Edgar Prib und Miiko Albornoz hatten auf ihrer linken Außenbahn große Probleme.
  • Wenn beim VfL einer die Chancen kreiert, dann ist das Kevin De Bruyne. Er legte in der ersten Hälfte alle vier Torschüsse seiner Mannschaft auf und lieferte beim 1:0 seinen 19. Assist in dieser Saison. Das ist Rekord seit dem Beginn der detaillierten Datenerfassung 2004/05.
  • Frontzeck reagierte zur Pause und brachte mit Kenan Karaman (für Andreasen) und Jimmy Briand (für Joselu) zwei frische Offensivkräfte. Karaman kam in der Folge über rechts, Sakai rückte nach hinten und Schmiedebach ins defensive Mittelfeld. Briand ging in die Spitze. Die Umstellungen taten Hannover gut. Vorne wurden die Bälle nun besser gehalten und konsequenter in die Spitze gespielt.

Wolfsburg - Hannover: Die Statistik zum Spiel