Soto-Verletzung überschattet HSV-Sieg

Gojko Kacar besorgte den umjubelten Last-Minute-Erfolg der Hanseaten
© Getty

Der Hamburger SV hat am 31. Spieltag der Bundesliga einen massiven Befreiungsschlag im Abstiegskampf gelandet. Beim FSV Mainz 05 gewannen die Hanseaten mit 2:1 (1:0) und springen auf Rang 14. Bei den Gastgebern verletzte sich Elkin Soto schwer am Knie.

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Vor 34.000 Zuschauern in der ausverkauften Coface Arena brachte Julian Baumgartliner den Hamburger SV mit einem unglücklichen Eigentor in Führung (37.). Nach dem Seitenwechsel kamen die Hausherren durch den eingewechselten Yunus Malli zum Ausgleich (76.), ehe Gojko Kacar drei Minuten vor dem Ende zum 2:1-Endstand traf.

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Überschattet wurde die Partie von einer "massiven" Knieverletzung von Elkin Soto, wie es aus dem Ärzte-Lager der Mainzer hieß. Für den 34-jährigen Kolumbianer, der nach der Saison in seine Heimat zurückkehren wird, ist die Bundesliga-Karriere damit beendet.

Während sich der FSV mit 37 Zählern aus dem Rennen um die Europa-League-Plätze verabschiedet, springen die Rothosen beim 150. Bundesligaspiel von Kapitän Rafael van der Vaart auf Rang 14 - haben aber immer noch nur einen Punkt Vorsprung auf die Abstiegsränge.

Die Reaktionen:

Martin Schmidt (Trainer FSV Mainz 05): "Nach der Verletzung von Elkin Soto war der Faden weg. Die Spieler waren mit dem Kopf nicht mehr allein auf dem Platz. In der zweiten Hälfte ist das allmählich verflogen. Nach dem 1:1 wollten wir mehr und haben alles verloren."

Bruno Labbadia (Trainer Hamburger SV): "Es war das erwartet intensive Spiel. Wir sind gut reingekommen, haben aber den letzten Pass vermissen lassen. Im Laufe der zweiten Hälfte haben wir uns zu weit hinten reindrängen lassen. Dann haben wir einen Kraftakt hingelegt."

Rafael van der Vaart (Hamburger SV): "Bruno Labbadia ist einfach ein guter Trainer und hat unglaublich viel Qualität. Wir haben nicht durch Zufall die letzten beide Spiele gewonnen."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Martin Schmidt sieht bei den Mainzern nach dem 2:0-Heimsieg gegen Schalke Grund für zwei Änderungen. Bengtsson ersetzt Park als Linksverteidiger, etwas überraschend nimmt der Coach auch Malli aus der Startelf. Für ihn beginnt Soto.

Auf Seiten der Hamburger tauscht Bruno Labbadia nach dem erlösenden 3:2 vom vergangenen Wochenende gegen Augsburg nur einmal. Müller soll an seiner alten Wirkungsstätte wirbeln, dafür muss Stieber zunächst mit der Ersatzbank Vorlieb nehmen.

9.: Okazaki bekommt ein flaches Zuspiel von links an den Fünfer, steht aber mit dem Rücken zum Tor und befreit sich aus der Bedrängnis, in dem er vom Tor wegdribbelt. An der Strafraumkante folgt der Pass rechts raus, von wo Jairo den Ball scharf und flach vors Tor bringt. Adler hat die Fingerspitzen dran, Westermann klärt den Abpraller in höchster Not.

18.: Wusch! Baumgartlinger mit einer sehenswerten Fackel aus vollem Lauf gut 20 Meter vor dem HSV-Kasten! Adler ist da und fischt das Leder aus dem Eck.

30.: Furchtbare Szene am HSV-Strafraum. Soto will einen halbhohen Ball direkt nehmen, aber van der Vaart spitzelt das Spielgerät weg. Soto kloppt mit voller Wucht ins Leere, bleibt mit dem ausschwingenden Bein am Oberschenkel des HSV-Kapitäns hängen - und das bein des Mainzers knickt unterhalb des Knies durch.

37., 0:1, Baumgartlinger (Eigentor): Es wird nicht besser für den FSV... Westermann geht mit Tempo nach rechts, macht einen Haken zur Mitte und setzt zur Flanke an. Baumgartlinger will mit dem Kopf an der Strafraumkante klären, verlängert den Ball aber in hohem Bogen ins langen Eck. Karius ist machtlos!

45.: Der HSV darf kontern. Lasogga bricht rechts durch und spielt scharf in die Mitte. An der Sechzehnerkante kommt Jansen an den Ball, kann sich die Kugel sogar noch zurecht legen - schließt dann mit seinem strammen Schuss zu zentral ab. Karius ist zur Stelle.

56.: Kacar kommt nach einer Ecke von rechts vollkommen frei am Fünfer zum Kopfball, wuchtet die Kugel aber Karius direkt in die Arme. Da darf man auch mal mehr draus machen!

69.: Erstes dickes Ding für die Gastgeber im zweiten Durchgang! Okazaki leitet den Ball links weiter zu Koo, der mit Tempo in den Strafraum geht und flach aufs kurze Eck abschließt. Der Ball klatscht an den Pfosten und geht ins Toraus - durchatmen bei den Rothosen!

76., 1:1, Malli: Der Joker sticht! Sensationeller Spielzug der Mainzer über rechts. Jairo bekommt rechts im Strafraum den Ball an die Grundlinie und legt zurück. De Blasis lässt klug durch und Malli trifft frei aus acht Metern!

87., 2:1, Kacar: Mainz kriegt eine Ecke nicht weg, die Kugel landet im dritten Versuch am Sechzehner bei Kacar, der aus dem Rückraum mit der Sohle ins rechte Eck trifft. Klasse-Tor!

89., Rot für Brosinski (Mainz): Der Mainzer räumt Rudnevs als letzter Mann bei einem Konter ab und sieht von Sippel Rot wegen Notbremse. Sehr harte Entscheidung!

Fazit: Der Hamburger SV verdient sich den Auswärtssieg dank einer kämpferisch starken Leistung, profitiert aber vom Schock im Lager der Gastgeber nach der Verletzung von Soto. Bis dahin war Mainz das bessere Team.

Der Star des Spiels: Rafael van der Vaart erwischte bei seinem Jubiläumsspiel einen Sahnetag. Hatte mit 58 die meisten Ballaktionen der Hanseaten und strahlte nicht nur zweikampftechnisch eine unglaubliche Präsenz im Mittelfeldzetrum aus. Spielte die meisten Pässe beim HSV und gewann 100 Prozent seiner Tacklings.

Der Flop des Spiels: Julian Baumgartliner. Hatte bei seinem Eigentor natürlich Riesen-Pech, verlor danach aber vollkommen den Faden. War fortan ein Unsicherheitsfaktor, leistete sich 23 Ballverluste (!) und ermöglichte dem HSV so immer wieder gefährliche Konter.

Der Schiedsrichter: Peter Sippel hatte mit dem körperlichen Spiel auf nassem Untergrund eine knifflige Partie zu leiten und war nicht immer auf der Höhe des Geschehens. Hätte Baumgartliner nach seinem Einsteigen gegen van der Vaart (26.) und Kacar nach der Grätsche gegen Geis (40.) auf jeden Fall mit Gelb verwarnen müssen. Die Rote Karte gegen Brosinski war überzogen (89.). Gutes Auge dafür bei Bungerts Einsteigen gegen Jansen, das wenige Zentimeter vor der Strafraumlinie stattfand und korrekterweise nur einen Freistoß nach sich zog.

Das fiel auf:

  • Beide Teams brauchten keine Anlaufphase und starteten forsch in die Partie. Der HSV war im 4-2-3-1 um ein frühes Stören des Mainzer Spielaufbaus bemüht, die Gastgeber kombinierten sich vor allem über die Außen gefällig nach vorne und setzten mit langen Bällen in den Rücken der hanseatischen Defensive in den Anfangsminuten erste Nadelstiche.
  • In der ersten halben Stunde pendelte sich das Kräfteverhältnis doch deutlich zugunsten der Mainzer ein, was sich mit der Verletzung von Soto schlagartig änderte. Die 05er waren sichtlich unter Schock und verloren völlig den Faden. Der Schwung im Offensivspiel war dahin, in der Defensive schlichen sich immer wieder Fehler und Unsicherheiten ein.
  • Auch nach der Pause taten sich die Hausherren schwer, den Rhythmus wieder aufzunehmen. Der HSV durfte sich in Ruhe in der eigenen Hälfte positionieren und auf Umschaltsituationen warten, die stets gefährlicher ausgespielt wurden als auf der Seite des FSV.
  • Mit den Einwechslungen von de Blasis und Allagui blies Mainz dann aber noch zur Schlussoffensive - und belohnte sich. Die Gastgeber in den letzten 20 Minuten in einem 4-3-3 und dank der quirligen Angreifer wieder mit mehr Torgefahr.

Mainz - Hamburg: Die Statistik zum Spiel