Ein Solo für die Zukunft?

Mitchell Weiser und Bastian Schweinsteiger schossen die Münchner Richtung 25. Meisterschaft
© Getty

Mitchell Weiser schien beim FC Bayern München schon abgeschrieben, spielt im verletzungsgebeutelten Rumpfkader des Rekordmeisters aber eine immer wichtigere Rolle. Trainer und Sportvorstand schwärmen vom Youngster. Gibt's doch noch das Happy End?

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Den bis dato größten Jubel gab es in Minute 52. Manuel Neuer war gerade aus seinem Kasten gestürmt, um einen zu weiten Steilpass der Berliner ins Seitenaus abzuschirmen. Kurzerhand schnappte sich der Keeper die Kugel und führte den fälligen Einwurf über einen verdutzten Herthaner gleich selbst Richtung Dante aus.

Eine willkommene Show-Einlage für die 75.000 Zuschauer, die beim vermeintlichen Meistermacher-Spiel ansonsten Magerkost geboten bekamen. Sowohl von den mauernden Gästen aus der Hauptstadt, als auch von den müden Helden des Porto-Spiels.

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Dafür, dass es am Ende doch noch einmal richtig laut wurde, sorgte dann aber nicht Manuel Neuer. Eine starke Balleroberung, ein Tunnel, zwei Gegner ausgetanzt, der perfekte Pass in den Rückraum - Mitchell Weiser wurde mit seinem "Super-Dribbling" (Thomas Müller) vor Bastian Schweinsteigers "Weltklasse-Tor" (Matthias Sammer) neun Minuten vor dem Ende zum Matchwinner.

Doch für Weiser könnte sein Solo weit mehr als nur ein Punkt in der Scorerwertung sein.

Durchbruch im Trainingslager

Vor drei Jahren kam er für 800.000 Euro vom 1. FC Köln an die Isar. So richtig "Boom", wie es der mittlerweile 21-Jährige selbst ausdrückte, machte es jedoch erst im vergangenen Wintertrainingslager. "Es hat bei ihm Klick gemacht", sagte Sportvorstand Sammer über den Youngster, der einer der größten Gewinner des Aufenthalts in Katar war.

In neun von 14 Spielen stand Weiser in der Rückrunde auf dem Platz, bereitete drei Treffer vor und netzte gegen Paderborn sogar selbst.

Und dennoch verdichteten sich die Anzeichen, dass es für Weiser an der Säbener Straße nicht weiter geht. Der Vertrag werde nicht verlängert, hieß es. Eine Offerte von Benfica habe er ausgeschlagen, hieß es. Bayer Leverkusen solle es werden, hieß es kürzlich.

"Wir brauchen Mitch"

"Wir brauchen Mitch", heißt es jetzt. Und das aus dem Mund von niemand geringerem als Pep Guardiola. Der Katalane hat im verletzungsgeplagten Kader der Münchner mit Weiser eine echte Allroundwaffe für sich entdeckt, die er in den letzten drei Liga-Partien immer über 90 Minuten einsetzte.

Er freue sich für ihn, stimmte Guardiola nach dem Sieg über die Hertha eine kleine Lobeshymne auf den ehemaligen Kölner an. "Er hat überragend gespielt", sagte Pep. "Er ist ein super Junge. Seine Teamkameraden lieben ihn." Die Torvorlage bezeichnete der 44-Jährige gar als "Genie-Streich".

Auffällig viel Lob für einen Spieler, der doch offensichtlicherweise auf der Abschussliste steht. Oder doch nicht?

Verlängerung nicht vom Tisch

"Es gibt eine relative einfache Antwort", begann Sammer am Samstagabend in den Katakomben der Arena, angesprochen auf den angeblich feststehenden Abschied Weisers. "Wir sind bei uns in der Kaderplanung noch nicht in der Entscheidungsphase. Wir haben gewisse Überlegungen, aber nicht mehr. Auch bei Mitchell Weiser nicht."

Weiser habe die Möglichkeit, sich umzusehen. Und Weiser wisse auch, "dass wir die Entscheidung spät treffen." Denn: "Die Türe steht auf."

Die Entwicklung von Weiser ist dem Sportvorstand freilich nicht verborgen geblieben. "In den ersten zwei Jahren, die er hier war", erinnerte sich Sammer, "war nicht er der Motor, sondern die äußeren Umstände. Das hat mal besser geklappt, mal weniger."

Doch seit längerer Zeit würde der 21-Jährige selbst begreifen, "dass nur er den Schlüssel in der Hand hat. Wir sind alle Begleiter und Ratgeber, helfen ihm bei der Entwicklung. Nur den Eigenantrieb muss er aufbringen und der hat nun gezündet. Das ist erstmal die Grundlage. Ich freue mich über seine Entwicklung".

Wo genau die Zukunft des Youngsters nun liegt, könne Sammer "nicht seriös" sagen. Ein bisschen riecht es in München aber nach Happy End in der Personalie Mitchell Weiser. Und das nicht nur wegen seines des Solos gegen Berlin. So schloss Sammer seine Ausführungen über den Allrounder mit den Worten: "Er hat den Schlüssel in der Hand."

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