Vor 25. Titel! Schweini erlöst Bayern

Von David Kreisl und Christoph Köckeis
Viel hochklassigen Fußball gab's in der Allianz Arena nicht zu sehen
© Getty

Der FC Bayern steht vor der 25. Meisterschaft der Klubhistorie! Gegen ein engagiertes Hertha BSC gelang ein später 1:0 (0:0)-Heimerfolg. Gewinnt Wolfsburg zum Abschluss des 30. Spieltages nicht, wäre der Titel verteidigt.

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In der ausverkauften Allianz Arena mühte sich der Favorit lange, ehe Bastian Schweinsteiger in der 79. Minute für die Erlösung sorgte. Javi Martinez saß dabei erstmals nach 255 Tagen wieder auf der Bank. Zudem gab Sinan Kurt seinen Bundesliga-Einstand. Pep Guardiola hatte drei Tage vor dem Pokal-Showdown gegen Dortmund einige Leistungsträger geschont.

Wenn der VfL Wolfsburg am Sonntag bei Borussia Mönchengladbach keinen Dreier einfährt, wären die Münchner bereits vier Spieltage vor Saisonende nicht mehr vom Bundesliga-Thron zu verdrängen.

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Die Hertha kassierte indes die erste Niederlage seit sieben Partien. Einen solchen Lauf legte man zuletzt 2006 hin. Im Abstiegskampf beträgt der Vorsprung auf den Hamburger SV und damit den Relegationsplatz sechs Zähler.

Die Reaktionen:

Pep Guardiola (Trainer Bayern München): "Nach der Champions League haben wir heute mit sehr vielen jungen Leute gespielt. Wir wussten, dass es schwierig werden würde. Wir werden im Pokal sehen, wo wir stehen. Das Tor hat Mitchell Weiser sehr gut vorbereitet, das war wirklich ein Geniestreich. Aber wir gehen wirklich auf dem Zahnfleisch. Die Mannschaft macht das großartig und bemüht sich sehr. Ich bin unheimlich stolz auf meine Mannschaft, wir sind ja fast schon Meister. Jetzt müssen wir uns auf die anderen Titel konzentrieren. Wir hoffen, dass weitere Spieler zurückkommen."

Pal Dardai (Trainer Hertha BSC): "Ich kann den Bayern nur zur 25. deutschen Meisterschaft gratulieren. Nico Schulz ist ein guter Junge, der spielt auch beim nächsten Mal, auch wenn er die Chance heute gegen Manuel Neuer vergeben hat."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Guardiola stellt im Vergleich zum 6:1-Triumph über Porto fünf Mal um. Für den neuerlich verletzten Holger Badstuber rückt Dante in die 4-3-3-Formation. Sebastian Rode ersetzt Rafinha, Mitchell Weiser Juan Bernat. Die spanische Schaltzentrale wird ebenfalls geschont: Xabi Alonso sowie Thiago rotieren für Bastian Schweinsteiger und Gianluca Gaudino auf die Bank.

Die Hertha muss auf Keeper Thomas Kraft verzichten. Er fehlt aufgrund einer Rippenprellung gegen den Ex-Arbeitgeber und wird von Sascha Burchert ersetzt. Ansonsten vertraut Pal Dardai auf jenes 4-2-3-1, das zu Hause gegen Köln ein torloses Remis erkämpfte: Mit Salomon Kalou als Solo-Spitze und dahinter dem zuletzt erstarkten Valentin Stocker.

8.: Chance für die Berliner! Gaudino leitet einen Konter mit einem ganz schwachen Fehlpass an der Mittellinie ein. Schulz marschiert sofort an den Sechzehner und flankt von links wunderbar auf den langen Pfosten, wo Stocker den Ball volley nimmt. Aus kurzer Distanz setzt er das Ding daneben.

18.: Der FCB wird auch mal gefährlich: Müller dreht sich am rechten Strafraumeck um Brooks, den Aufsetzer hat Burchert ganz sicher.

54.: Die erste Riesenchance - nämlich für die Hertha! Haraguchi spielt aus dem eigenen Halbfeld den genialen Steilpass in die bayrische Schnittstelle. Schulz läuft los und hat massig Platz. Neuer wackelt mit den Händen, hüpft nervös und pariert den Schuss aus 13 Metern bockstark. Was für ein Reflex!

79.: Das muss es sein, ist es aber nicht: Nach einer Flanke von rechts nickt Schweinsteiger den Ball vom Punkt an den Innenpfosten! Fast die Führung.

81. 1:0, Schweinsteiger: Was für ein Treffer! Weiser macht rechts vom Strafraum vier Gegenspieler auf dem Bierdeckel nass und hat das Auge für Schweinsteiger, der aus zentraler Position und rund 14 Metern Entfernung trocken oben rechts einnetzt.

Fazit: Die Bayern mühten sich nach der Offensiv-Show gegen Porto, ließen über weite Strecken die Inspiration vermissen. Erst spät wachten sie auf und klauten den Berlinern, die konsequent und gut organisiert dagegen hielten, einen nicht unverdienten Punkt.

Der Star des Spiels: Mitchell Weiser spulte ein irres Pensum auf der Seite herunter. Hatte die meisten Ballaktionen auf dem Platz nach Jerome Boateng (126), gewann knapp 60 Prozent seiner Zweikämpfe und brachte überragende 92 Prozent seiner Zuspiele an den Mann. Zum Zungeschnalzen sein Solo gegen vier Mann vor dem 1:0.

Der Flop des Spiels: Per Skjelbred erwischte auf der Sechs keinen guten Tag. Gegen die Ballbesitzmaschine der Münchner heillos überfordert und auch nicht präsent in den Zweikämpfen - 20 Prozent gewonnene Duelle belegen das. War zudem eine der vier Slalomstangen, die Weiser vor dem Siegtreffer umkurven durfte.

Der Schiedsrichter: Guido Winkmann zeigte eine Vorstellung ohne gröbere Fehler, pfiff bei einer sehr kleinlichen Linie aber das ein oder andere Mal zu viel. Unter dem Strich von den Akteuren auch wenig gefordert.

Das fiel auf:

  • Die Bayern von Beginn an nicht wie erwartet mit einer Dreier-, sondern einer Viererkette in der Defensive. Weiser links und Rode rechts gaben die Außenverteidiger, im Mittelfeld zogen Lahm und Gaudino an der Seite des etwas defensiveren Schweinsteigers die Fäden. Nach Wiederanpfiff wechselten die Außenverteidiger die Seiten.
  • Die Hertha machte es den Münchnern bei deren Angriffen enorm schwer, in dem sie das Zentrum stark verdichtete und Räume für Kombinationen quasi nicht gegeben waren. Außer Kalou, der meist an vorderster Front lauerte, zogen sich die Berliner zurück und formierten teilweise eine Fünferabwehrkette hinter der ersten Linie der pressenden Spieler.
  • Auffällig waren die vielen leichten Ballverluste der Münchner, die die Berliner immer wieder zu Kontern einluden.
  • Auch gestaltete der Rekordmeister das Spiel sehr linkslastig, wobei sich Götze stark ins Zentrum orientierte und Weiser oftmals gleich mehrere Herthaner gegen sich hatte. Zwar dominierte der FCB die Partie mit Ballbesitzwerten um die 80 Prozent - Geistesblitze und Überraschungsmomente suchte man bei den erschreckend ideenlosen Münchnern aber vergebens.
  • Ab Mitte der zweiten Hälfte wurden die Münchner etwas druckvoller nach vorne. Das lag zum einen an der Einwechslung von Thiago, der das Spiel mit seinen Pässen belebte, zum anderen aber auch an Debütant Kurt, der das Spiel an der Außenlinie klebend sehr breit machte und so Räume schaffte.

Bayern - Hertha: Die Statistik zum Spiel