0:4! Knäbel-Debüt geht in die Hose

Der HSV konnte die letzten sechs Spiele in Leverkusen nicht gewinnen (zwei Remis, vier Pleiten)
© Getty

Der Hamburger SV hat beim Debüt des neuen Cheftrainers Peter Knäbel eine empfindliche Niederlage einstecken müssen. Die Rothosen verloren am 27. Spieltag der Bundesliga bei Bayer Leverkusen verdient mit 0:4 (0:2).

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Vor 30.000 Zuschauern in der BayArena gingen die Hausherren früh durch das 1. Saisontor von Gonzalo Castro in Führung (7.). Mit diesem Tor kassierte der HSV in der Rückrunde nun schon so viele Gegentreffer wie in der gesamten Hinserie (19).

Eine Minute vor der Pause köpfte Stefan Kießling auf Vorlage von Castro zum 2:0 für Leverkusen ein - es war sein 5. Treffer der Saison. In der 56. Minute kam ein weiterer hinzu, als Kießling mit dem 3:0 die endgültige Entscheidung besorgte. Es war sein erster Doppelpack seit September 2013 (!). Erneut Castro, der überragende Spieler der Partie, erhöhte schließlich auf 4:0 (63.).

Leverkusens Kyriakos Papadopoulos sah seine 5. Gelbe Karte und fehlt Bayer damit am kommenden Wochenende in Mainz.

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Für Leverkusen stehen damit fünf Siege aus den letzten fünf Bundesligapartien, in keinem dieser Spiele kassierte man ein Gegentor. In fünf Bundesliga-Spielen in Folge ohne Gegentor zu bleiben, gelang der Werkself zuvor vor fast genau 31 Jahren unter Dettmar Cramer (März/April 1984), der kurioserweise an diesem Samstag seinen 90. Geburtstag feiert.

Der HSV blieb zum 16. Mal in dieser Saison torlos und baut damit seinen negativen Vereinsrekord weiter aus.

Reaktionen:

Roger Schmidt (Trainer Leverkusen): "Wir wollten heute ein Signal geben, dass wir in den letzten acht Spielen um die Champions League kämpfen wollen. Das haben wir gut gemacht. Das 2:0 kurz vor der Pause hat uns in die Karten gespielt. Wir haben nach der Pause ein hervorragendes Spiel geboten. Zudem haben wir heute wieder zu null gespielt, das finde ich besonders wertvoll."

Peter Knäbel (Trainer HSV): "Unglücklicher kann man so ein Spiel nicht beginnen, als wir es heute gemacht haben. Wenn man so ein frühes Gegentor kassiert, dann ist es schwierig, das durchzuziehen, was man sich in der vergangenen Woche aufgebaut hat. Wir brauchen Männer. Aber heute habe ich keine elf Männer gesehen. Ich muss mich jetzt auf das nächste Spiel gegen Wolfsburg konzentrieren."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Im Vergleich zum 1:0 auf Schalke ändert Roger Schmidt seine Startformation auf drei Positionen: Bender, Jedvaj und Toprak spielen für Spahic, Son und den gelbgesperrten Hilbert.

Peter Knäbel nimmt bei seinem Debüt als HSV-Coach gegenüber der 0:1-Pleite gegen die Hertha zwei Änderungen vor: Ostrzolek und der nach Gelbsperre wieder einsatzbereite Jiracek beginnen für van der Vaart und Cleber, der gegen Berlin Gelb-Rot sah. Adler steht wieder im Tor, Olic ist die einzige Spitze.

7., 1:0, Castro: Nach einem HSV-Einwurf (!) unterläuft Djourou ein haarsträubender Bock. Erst ist die Ballannahme schlampig, dann spielt er einen Fehlpass Richtung Westermann. Bellarabi spritzt dazwischen, geht alleine auf Adler zu, legt links rüber und Castro trifft ins leere Tor.

11.: Eckball Bayer. Am kurzen Pfosten springt der Ball von Rolfes in den Rückraum zu Jedvaj. Der versucht es direkt und schießt knapp links am Kasten vorbei.

28.: Bellarabi zieht mit Tempo bis zur Strafraumgrenze und hält dann voll drauf. Adler pariert den Schuss aber mit einer reflexartigen Parade.

30.: Castro tritt einen Freistoß von halbrechts vors Tor. Papadopoulos bringt am langen Pfosten einen wuchtigen Kopfball zustande, setzt diesen aber knapp übers Tor.

44., 2:0, Kießling: Eckball Bayer von rechts, der HSV klärt unzureichend. Der Ball landet halbrechts außerhalb des Strafraums bei Castro, der die Kugel volley zurück in den Sechzehner spielt. Dort steht Kießling blank und netzt per Flugkopfball ein.

48.: Seitenwechsel Bayer nach links zu Brandt in den Strafraum. Brandt geht nach innen und schießt. Adler lässt nach vorne klatschen, Benders Nachschuss wird von Djourou geblockt.

56., 3:0, Kießling: Bender tankt sich auf der rechten Seite durch und legt die Kugel dann von der Grundlinie in die Mitte, wo Castro gelauert hat. Er schießt aber nur Adler ab, von dem der Ball dann zu Kießling springt, der keine Probleme hat, die Kugel in die Maschen zu setzen.

63., 4:0, Castro: Bellarabi kommt über die rechte Seite, spielt sich mit einem Doppelpass mit Kießling auf rechts in den Strafraum und legt den Ball dann in die Mitte zu Castro, der kaltschnäuzig einschiebt.

67.: Nach einer Flanke von der rechten Seite steht Papadopoulos an der linken Fünfmeterraumecke völlig frei. Der Grieche setzt den Ball an den linken Pfosten.

70.: Castro setzt links im Strafraum Brandt in Szene, der nicht lange fackelt und den Ball flach Richtung linke Ecke schießt. Adler reagiert aber schnell und pariert.

86.: Drmic spielt an der Strafraumgrenze Djourou schwindelig und schließt dann ab. Der Ball rollt wenige Zentimeter rechts am Tor vorbei.

Fazit: Sehr gute Partie der Hausherren, die dem HSV in allen Belangen überlegen waren. Hamburg in dieser Form nicht erstligatauglich.

Der Star des Spiels: Gonzalo Castro. Überragende Partie auf der Zehn, war an allen Toren beteiligt und erzielte seine ersten beiden Saisontreffer. Ständig anspielbar, immer in Bewegung und mit einem guten Auge. Auch gegen den Ball bärenstark.

Der Flop des Spiels: Johan Djourou. Leitete das Elend mit seinem fatalen Querpass vor dem 0:1 ein und bekam auch in der Folge kein Bein auf den Boden. Hatte Probleme in den direkten Duellen und stand mehrfach schlecht - gleiches gilt für Nebenmann Westermann.

Der Schiedsrichter: Manuel Gräfe. Die hart geführte Partie aus der Hinrunde wiederholte sich nicht, dennoch hatte er einige persönliche Strafen zu verteilen, die jedoch allesamt in Ordnung gingen. Topraks wüster Tritt auf Ilicevics Wade gleich zu Beginn der Partie hätte allerdings zwingend geahndet werden müssen. Lag dazu bei ein paar Zweikampfentscheidungen, beispielsweise beim regelwidrigen Einstiegen von Jiracek gegen Kießling (36.), daneben.

Das fiel auf:

  • Herausragende Partie der Werkself, die so gut wie nie ihre Kompaktheit verlor und über die gesamte Spieldauer aggressiv gegen den Ball arbeitete. Der tief aufbauende HSV bekam so keinerlei Ruhe am Ball. Ein zielgerichtetes Angriffsspiel der Gäste fand nicht statt, die Hausherren machten besonders den Weg über die Flügel geschickt dicht.
  • Leverkusen offensiv enorm lebendig, passgenau und sehr giftig im Gegenpressing. Bayer schnappte sich viele zweite Bälle und erwischte die recht hoch stehende HSV-Viererkette dann häufig unsortiert. Die ständigen Rochaden der Leverkusener Offensivspieler sorgten bei Hamburg für einige Orientierungslosigkeit.
  • Augenscheinlich, wie unterlegen die Rothosen im defensiven Mittelfeld gegen das Leverkusener Pressing waren. Hamburg verlor in diesen Räumen zahlreiche Bälle, sicherte diese Situationen schlecht ab und musste dann ständig in Unterzahl verteidigen.
  • Hamburgs Reaktion nach dem vorentscheidenden 0:3 ließ tief blicken. Die Werkself wurden in ihrem Kombinationsspiel kaum mehr vernünftig gestört, der HSV lief nur noch hinterher. Bei konsequenter Chancenverwertung hätte Leverkusen ein noch größeres Debakel für die Gäste herbeiführen können.

Leverkusen - Hamburg: Die Statistik zum Spiel