VfB: Den Rucksack kurz abgelegt

Von SPOX
Alexandru Maxim taute in der zweiten Halbzeit auf
© getty

Der VfB Stuttgart darf seit langem einmal wieder einen Erfolg feiern. Gegen Eintracht Frankfurt gelingt ein 3:1-Sieg, der allerdings schwer einzuordnen bleibt. Huub Stevens gibt das neuen Kredit.

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148 Tage ist es her, da lag der VfB Stuttgart mit 0:1 gegen Eintracht Frankfurt zurück. Ein schneller Doppelpack des Mittelstürmers drehte die Partie, ehe das 3:1 nach einem sehenswerten Angriff fiel.

Wenige Stunden ist es her, da lag der VfB Stuttgart mit 0:1 gegen Eintracht Frankfurt zurück. Ein schneller Doppelpack des Mittelstürmers drehte die Partie, ehe das 3:1 nach einem sehenswerten Angriff fiel.

Der Unterschied? Das Endergebnis. Diesmal ließen sich die Schwaben nichts mehr anbrennen, Paraden von Sven Ulreich und eine Heldentat von Alexandru Maxim sicherten letztlich den ersten Dreier seit langer Zeit. Hatte man in der Hinrunde die Führung erneut verloren, nur um am Ende doch noch mit 5:4 zu siegen, gelang es diesmal, das Ergebnis mitzunehmen.

Keine Offensive, wenig Defensive

Ex-Trainer Armin Veh sprach damals von einem "Wahnsinns-Spiel" und wollte eine der besten Saisonleistungen gesehen haben. Seitdem hat sich viel verändert, ganz besonders personell - und doch ist die sportliche Situation die Gleiche geblieben. Der Punkteschnitt ist unter Huub Stevens noch einmal gesunken, der Abstiegskampf prasselt von allen Seiten auf das Team ein.

Spektakel wie beim 5:4 in der Hinrunde haben die Fans aus Stuttgart schon lange nicht mehr gesehen, schon gar nicht von der eigenen Mannschaft. Stevens hat sich auf die Defensive fokussiert und schickte bis zu neun Defensivkräfte auf den Platz. Die Offensive litt darunter, allerdings war auch im Spiel gegen den Ball kaum eine Verbesserung zu erkennen.

Lange sah es auch gegen Frankfurt wieder nach einem, in dieser Saison typischen, VfB-Spiel aus. Ohne Mut nach vorne, ohne Selbstbewusstsein und ohne jede Gefahr für das Tor der Gäste. Viel lang, viel in den Fuß des Gegners. Dabei standen endlich gelernte Offensivkräfte auf dem Platz - eine Besserung war dennoch nicht zu erkennen.

Elf einzelne Fußballer

In diesen Momenten wird als neutraler Beobachter oft erst klar, wie groß die Last auf den Schultern der Mannschaft ist. "Da hat man gesehen, was Druck aus Menschen macht, wie nervös und hektisch sie werden", fasste Stevens die Minuten nach dem Rückstand zusammen.

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Der VfB stand kurz davor, einmal mehr in Einzelteile zu verfallen. Niemand forderte mehr den Ball, im Aufbau war keinerlei Struktur zu erkennen. Wie ein verunsicherter, zusammengewürfelter Haufen sahen die elf einzelnen Fußballer zu, wie Frankfurt sich mit sich selbst mühte.

Dass es beim 1:0 blieb wird man letztlich unter Glück ablegen. Frankfurt personifiziert in diesem Jahr die Inkonstanz schlechthin und machte das auch deutlich. Ein Bock von Bastian Oczipka zeigte schließlich, wie groß der mentale Aspekt im Fußball eigentlich ist.

"Moral gezeigt"

Daniel Ginczek gelang der Ausgleich und mit diesem ging ein Ruck durch die gesamte Mannschaft. "Nach dem 0:1 muss man der Mannschaft aber ein großes Kompliment aussprechen, sie hat Moral gezeigt", erklärte Stevens im Anschluss. Die Moral zeigte sich so richtig aber erst nach dem 1:1.

Wie als ob man dem VfB einen Rucksack mit schweren Steinen abgenommen hätte, spielte die Mannschaft plötzlich nach vorne. Fünf Minuten brauchte Ginczek zum zweiten Treffer des Tages, Thomas Schaaf sah seine Mannschaft erneut eine Führung verspielen.

Das gute letzte Drittel

Es geht also doch, noch hat sich niemand mit dem Abstieg abgefunden. Die erste Stunde war ein Offenbarungseid, eine Bewerbung für die zweite Liga. Die letzte halbe Stunde dagegen, eingeleitet mit dem Ausgleich, war eine Kampfansage an die Konkurrenz.

"Das gibt mehr Vertrauen in die eigene Stärke", machte Christian Gentner den größten Nutzen des Sieges deutlich, haben doch die direkten Konkurrenten mit Hertha und Freiburg ebenfalls dreifach punkten können. Es ist ein Sieg, der die nächsten Stunden auf dem Trainingsplatz leichter macht und manchem Profi vielleicht die ein oder andere Minute mehr Schlaf gönnt.

Ein laues Lüftchen

Eine kleine Brise Aufwind, wenn man so will. Nicht viel, aber ein laues Lüftchen, das manchen Schweißtropfen auf der Stirn trocknen dürfte. Noch ist nichts erreicht, so der Tenor der Schwaben nach dem Spiel, aber glücklich ist man doch mit dem Sieg.

Es liegt nun am Trainerteam, die Form über die Länderspielpause zu konservieren und weiter auszubauen. Rückschläge werden wieder kommen, vielleicht schon am nächsten Spieltag gegen den VfL Wolfsburg. Es folgen Augsburg und Werder Bremen.

Nächster Gegner: Wolfsburg

Sollte der VfB anschließend nicht mehr vom letzten Tabellenplatz grüßen, käme das einem Wunder gleich, der schwere Rucksack wird wieder geschultert werden müssen.

Entscheidend dürfte aber ohnehin die Phase ab Ende April werden. Dann geht es gegen Paderborn, gegen Hamburg und gegen Freiburg. Gegner, die man schlagen muss, will man sich in der Liga halten.

Als "drei Punkte, nicht mehr als das", bezeichnete Stevens den Sieg über Frankfurt. Für ihn dürfte es jedoch eine ganze Menge mehr sein. Es gibt dem Niederländer vorerst Ruhe. Ruhe, die er besonders in der Länderspielpause gut gebrauchen kann, schließlich trägt doch jeder Spieler noch ein paar Steine mit sich herum.

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