Gladbach knackt harmloses Hannover

Von Daniel Reimann
Vor der Partie war Hannover acht Spiele ohne Sieg
© Getty

Borussia Mönchengladbach feiert am 25. Spieltag gegen Hannover 96 einen kaum gefährdeten 2:0 (1:0)-Heimsieg. Die Krise der Gäste verschärft sich damit abermals.

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Vor 49.134 Zuschauern im Borussia-Park wurde Herrmann mit zwei Treffern (43., 75.) zum Matchwinner auf Seiten der Gastgeber.

Hannover hingegen hatte den Fohlen in der ersten Halbzeit gar nichts und im zweiten Durchgang nur wenig entgegen zu setzen.

Gladbach verteidigt damit seinen dritten Platz und feiert das fünfte Spiel in Serie ohne Niederlage, während Hannover seit nunmehr neun Partien ohne Dreier ist.

Reaktionen:

Lucien Favre (Trainer Mönchengladbach): "Der Sieg war verdient. Wir haben das Spiel gut beherrscht. Uns hat aber die Effizienz gefehlt. Wir haben insgesamt in unserem Spiel Fortschritte gemacht, wenn wir in Ballbesitz sind. Es gibt aber noch viel zu tun."

Tayfun Korkut (Trainer Hannover): "Gladbach war sehr beweglich und hat sehr gut den Ball laufen lassen. Als es etwas ruhiger wurde, haben wir das Tor bekommen. In der 2. Halbzeit haben wir es nochmal versucht, aber es hat nicht gereicht."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Gladbach wechselt dreimal im Vergleich zur letzten Partie: Hazard und Herrmann besetzen die Außen, Dominguez rückt in die Innenverteidigung.

Bei Hannover rückt Prib in die Startformation und kommt über links. Im Sturmzentrum darf Joselu wirbeln, weil Sobiech mit Knieproblemen ausfällt.

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10.: Xhaka wuchtet die Kugel aus 25 Metern knallhart in Richtung Tor, der Ball zischt haarscharf am linken Pfosten vorbei.

23.: Sane lässt die Kugel über den Spann rutschen, sodass dieser Fauxpas zu einer maßgeschneiderten Vorlage für Raffael mutiert. Der Brasilianer zieht aus 17 Metern drauf, setzt seinen Schuss aber einen Tick zu hoch an.

43., 1:0, Herrmann: Kruse leitet den Treffer mit einem punktgenauen Flügelwechsel auf die rechte Seite ein, wo Hazard schlichtweg vergessen wurde. Der Belgier bringt die Kugel scharf flach an den langen Pfosten und assistiert Herrmann damit glänzend, der aus zwei Metern mutterseelenallein nur noch den Fuß hinhalten muss.

48.: Na also. Hannover zeigt in den ersten Augenblicken der zweiten 45 Minuten schon mehr, als im gesamten ersten Durchgang. Joselu drischt aus 17 Metern halblinker Position volley drauf, Sommer schaut nur hinterher, wie er Ball etwa einen halben Meter links vorbeifliegt.

54.: Kiyotakes Ecke von rechts nickt Sane am ersten Pfosten in Richtung rechtes Eck, doch Sommer taucht schnell ab und pariert.

67.: Raffael stiehlt Albornoz den Ball und leitet den Konter ein. Herrmann steckt auf Hazard in den Strafraum durch, der sich viel Zeit bei der Ballannahme lässt, dann aber den richtigen Zeitpunkt zur Flanke findet. Herrmann war zwischenzeitlich gestartet, scheitert aus sechs Metern jedoch frei vor Zieler.

69.: Diesmal findet Kramer die Lücke, steckt links im Strafraum auf den startenden Kruse durch. Zieler verlässt seinen Kasten und verkürzt den Winkel, bekommt bei Kruses Lupfer so eben noch die Hand hoch.

76., 2:0, Herrmann: Hazard nimmt den völlig freistehenden Kruse links im Sechzehner mit. Der gebürtige Hamburger kann in aller Ruhe schauen, wen er denn im Zentrum bedient. Die Wahl fällt auf Herrmann, der am zweiten Pfosten nur noch Danke sagen muss.

Fazit: Vollkommen verdienter Sieg. Dominanz schlägt Harmlosigkeit. Hannover ist in dieser Form ein Abstiegskandidat.

Der Star des Spiels: Granit Xhaka. Die menschgewordene Omnipräsenz. Riss das Gladbacher Spiel ständig an sich, verteilte die Bälle und suchte häufig selbst den Abschluss. Hatte mit Abstand die meisten Ballaktionen (139) und eine überragende Zweikampfquote (73 Prozent erfolgreiche Duelle).

Der Flop des Spiels: Manuel Schmiedebach. Hatte in der Hannoveraner Schaltzentrale einige Schwächen. Gewann nur jeden vierten seiner Zweikämpfe, leistete sich bis zu seiner Auswechslung (65.) insgesamt zehn Ballverluste. Zudem aus dem Mittelfeld heraus ohne jeglichen Impuls nach vorne.

Der Schiedsrichter: Dr. Jochen Drees. Über 90 Minuten fast immer auf Ballhöhe. Angenehm ruhige Leitung mit einer stringenten Linie. Lediglich bei Hazards angeblicher Abseitsposition (5.) lag das Gespann falsch, Stranzl hätte für seinen Ellbogentreffer gegen Joselu Gelb sehen können (14.). Sonst ohne nennenswerte Fehleinschätzungen.

Das fiel auf:

  • Gladbach übernahm von Anpfiff weg das Kommando. Die Fohlen-Elf schnürte Hannover bisweilen in Handball-Manier am eigenen Sechzehner ein überspielte die 96-Ketten mit schnellem Direktspiel. Begünstigt wurde das von einer gewissen Grundpassivität der Gäste, insbesondere ihrer Viererkette.
  • Die Gastgeber präsentierten sich unglaublich kombinationssicher. Im ersten Durchgang lag die durchschnittliche Passquote auf Gladbacher Seite bei knapp 93 Prozent - Saisonbestwert! Hannover hingegen agierte bei eigenem Ballbesitz bisweilen unüberlegt und konzeptarm.
  • Noch harmloser war 96 im Spiel gegen den Ball. Offensivpressing fand quasi nicht statt, wie Briand vor dem 0:1 symbolisch bewies. Die Hintermannschaft wiederum leistete sich viele Stellungsfehler. Die vielen Positionswechsel von Herrmann und Hazard stifteten ordentlich Verwirrung bei den überforderten Gästen.
  • Nach Wiederanpfiff fing sich Hannover ein wenig, doch das Offensivspiel blieb nach wie vor Stückwerk. Immerhin präsentierte sich 96 in der Offensive besser aggressiver und mit mehr Zug zum Tor. Die enorme defensive Anfälligkeit blieb jedoch und bescherte Gladbach zahlreiche Chancen.

Gladbach - Hannover: Die Statistik zum Spiel