Balsam für Lewy - und Bier für Andre?

Robert Lewandowski ebnete den Münchner den Sieg gegen den SC Paderborn
© getty

Nach dem enttäuschenden Remis in der Königsklasse gegen Donezk schießen sich die Bayern in der Liga den Frust von der Seele. Aus München gibt's dennoch lobende Worte für Gegner Paderborn, bei dem die Gesamtsituation aber immer brenzliger wird. Ein vermeintliches Sorgenkind betreibt Werbung in eigener Sache.

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Reaktionen:

Andre Breitenreiter (Trainer SC Paderborn): "Der Elfmeter war die alles entscheidende Situation. Dann ist es gegen eine Mannschaft nicht mehr zu verteidigen, die den Ball so gut laufen lässt. Wir haben gegen die weltbeste Mannschaft mit dem weltbesten Trainer gespielt."

Pep Guardiola (Trainer Bayern München): "Wir haben nach der Champions League mit einer großen Seriosität gespielt und kaum Chancen zugelassen. Es war schwer, gegen diese Fünferkette zu spielen. Ich habe vorher gesagt, dass Paderborn in der Bundesliga bleibt. Jetzt bin ich mir sicher."

Arjen Robben (Bayern München): "Der Elfmeter war ein Geschenk von Thomas Müller. Wir haben da vor dem Spiel drüber geredet, unser Kapitän Basti hat gesagt: ‚Du bist vorne mit 14 Toren, wenn ein Elfmeter kommt, dann musst du schießen.' Daran hab ich den Thomas noch einmal erinnert. Ich bedanke mich bei Thomas."

Robert Lewandowski (Bayern München): "Die Presse muss manchmal einfach was zu schreiben haben. Ich habe kein Problem, ich will natürlich jedes Spiel spielen. Wenn ich ein Tor schieße und wir gewinnen: Besser kann es nicht sein."

Florian Hartherz (SC Paderborn): "Robben nimmt den Ball falsch an, er verspringt ihm nach rechts und dann läuft er in mich rein. Meiner Meinung nach ist das kein Elfmeter und keine Rote Karte. Ich will die Szene noch einmal sehen. Aber so ist es entschieden worden, das muss ich akzeptieren."

Nachbetrachtung:

"Um ein Bier", sagte Pep Guardiola und Andre Breitenreiter musste noch mehr lachen, als ohnehin schon. Bayerns Coach wollte wetten, so hatte er seine Ausführungen nach dem Kantersieg der Bayern auf Paderborner Boden gerade mit dem Fazit abgeschlossen: "Ich habe vorher gesagt, dass Paderborn in der Bundesliga bleibt. Jetzt bin ich mir sicher."

Sein Paderborner Pendant schien fast etwas verlegen. So etwas zu hören, vom "weltbesten Trainer der weltbesten Mannschaft", wie der 41-Jährige selbst gleich noch in Lobhudeleien verfallen sollte. Von dem Mann, bei dem es eine "Ehre ist, dass ich neben ihm sitzen darf", wie es Breitenreiter nach dem Hinspiel Ende September in der Allianz Arena ausdrückte.

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An der Rollenverteilung zwischen Bayern und Paderborn, zwischen Guardiola und Breitenreiter, hat sich in den vergangenen knapp fünf Monaten nicht viel geändert. Für die einen war es - mal wieder - das Spiel des Jahres, sich mit dem Rekordmeister zu messen. Für die anderen war es - mal wieder - eine Pflichtaufgabe, in der es neben drei Punkten jedoch auch eine Portion Selbstvertrauen für ein vermeintliches Sorgenkind von der Isar gab.

"Die Presse muss was zu schreiben haben"

So war bei Robert Lewandowski nach seinem Bankplatz gegen Schachtjor und den überschaubaren Zahlen der Rückrunde nicht nur von einer Krise, sondern gar einem Zerwürfnis mit Coach Guardiola die Rede. "Die Presse", reagierte der Pole nach seinem Doppelpack gegen Paderborn mit einem Lächeln, "muss manchmal einfach was zu schreiben haben. Ich habe kein Problem."

Mit den ersten beiden Chancen der Partie entschied der Pole die Partie schon in Durchgang eins. Zwei Schüsse, zwei Tore - von einer Krise war bei Lewandowski, der in den letzten beiden Ligapartien jetzt vier Scorerpunkte sammelte, nichts zu sehen. So resümierte der Angreifer, der auch abseits seiner Tore mit seiner starken Ballbehauptung und als sichere Anspielstation glänzte, nach der Partie: "Wenn ich ein Tor schieße und wir gewinnen: Besser kann es nicht sein."

Auch Guardiola hatte nach Abpfiff wenig zu meckern. Der Katalane lobte die "große Seriosität" seiner Mannen nach der strapaziösen CL-Reise nach Lwiw. Neben Lewandowski bekam dabei vor allem die Abwehr ein Sonderlob, bei der das Innenverteidiger-Duo Badstuber und Boateng den Laden dicht hielt. "Wir haben keine Aktionen und kaum Chancen zugelassen", sagte der Spanier und fühlte sich gar an die Stabilität der Hinrunde erinnert, in der die Münchner lediglich vier Gegentore hinnehmen mussten.

Debatte um Schweini und Xabi bleibt

Der Topstürmer zufrieden und treffsicher, die Abwehr zu dritten Mal in Folge zu Null und bei der Rückreise ein 6:0 im Gepäck - also alles gut bei den Bayern, bei denen Thomas Müller sogar Arjen Robben mit Blick auf die Torjägerkanone beim Elfmeter den Vortritt ließ? Fast. Denn zumindest die leidige Debatte um Bastian Schweinsteiger und Xabi Alonso dürfte nach dem Kantersieg gegen den Aufsteiger nicht abflauen.

Standen die Regisseure in der Rückrunde zusammen auf dem Platz, gab's neben dem Sieg über Stuttgart zwei Remis und die böse Klatsche gegen den VfL Wolfsburg. Durfte nur einer der beiden Routiniers die Fäden ziehen - gegen Hamburg war es Schweinsteiger, in Paderborn durfte Alonso ran - standen am Ende zwei Siege. Bei einem Torverhältnis von 14:0.

Bier oder Klassenerhalt?

Von solchen Problemen, ob man nun einen oder beide Weltstars im Mittelfeld aufstellen sollte, davon können Breitenreiter und seine Paderborner nur träumen. Für das anfängliche Überraschungsteam der Liga, das am vierten Spieltag sogar als Tabellenführer nach München gereist war, wird die Situation in der Tabelle immer bedrohlicher.

Mit 23 Punkten und dem schlechtesten Torverhältnis von -18 rangieren die Ostwestfalen nur einen Platz und einen Punkt vor dem Relegationsrang. Siegt die Hertha am Sonntag widererwarten gegen Wolfsburg, würde der SCP sogar noch einen weiteren Platz verlieren und endgültig in der roten Zone ankommen.

Nur einen Sieg gab es aus den letzten zwölf Bundesligaspielen, in der vergangenen Woche gegen Hannover 96. Gegen die Münchner sprach Breitenreiter von einem Zug, den man irgendwann nicht mehr aufhalten könne. Mit Gladbach, Leverkusen, Frankfurt und Hoffenheim warten in den nächsten Wochen undankbare Aufgaben, gegen die der SCP aber wieder ein Bein auf den Boden bekommen und den Zug tatsächlich stoppen muss.

Zumindest, falls man nicht absteigen will. Dafür würde Breitenreiter wohl sogar auf ein Bier vom besten Trainer der Welt verzichten.

Paderborn - Bayern: Die Statistik zum Spiel

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