Köln und 96 treten auf der Stelle

Kölns Verteidiger Jonas Hector im Zweikampf mit Hannovers Mittelstürmer Joselu
© Getty

Der 1. FC Köln und Hannover 96 haben sich am 22. Spieltag der Bundesliga in einer schwachen Partie mit 1:1 (1:1) getrennt und damit eine weitere Gelegenheit verpasst, sich etwas Luft im Abstiegskampf zu verschaffen. Die Gastgeber konnten zumindest eine Negativ-Serie beenden.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Nach den Vorfällen beim Auswärtsspiel in Gladbach standen die Fans der Hausherren vor der Partie besonders im Fokus. Mit Bannern und Spruchbändern, auf denen "Wir sind der FC Köln - ohne Pyro und Gewalt" stand, zeigten die Fans eine starke Reaktion. Zusätzlich erhoben sich die 47.300 Zuschauer im Rhein-Energie-Stadion vor dem Anpfiff getreu dem Motto "Der FC Köln steht auf gegen Gewalt", das auch auf den Werbebanden zu lesen war, von ihren Plätzen.

Nachdem der Ball rollte, brauchte Joselu nur sechs Minuten, um Hannover mit seinem achten Saisontor in Führung zu bringen, ehe Anthony Ujah die Heimtor-Flaute der Kölner mit seinem Treffer zum 1:1 (17.) nach 363 Minuten endlich beendete. Für den Nigerianer war es der siebte Torerfolg in der laufenden Spielzeit.

Rekationen:

Tayfun Korkut (Hannover 96): "Es war ein gerechtes Unentschieden. Beide Mannschaften hatten die eine oder andere Möglichkeit. Wir haben ein saudoofes Tor bekommen, das muss man so sagen. Wir können mit dem Punkt leben, aber wir müssen jetzt natürlich nachlegen."

Timo Horn (1. FC Köln): "Das Gegentor hat uns ganz gut getan. Danach haben wir die Hannoveraner früher attackiert und den Ausgleich verdient gemacht. Es war insgesamt besser als in den letzten Heimspielen. Wir waren mutiger, das haben wir uns auch vorgenommen. Die Liga ist sehr ausgeglichen, es ist sehr eng. Wenn wir so weiterspielen, werden wir unsere Ziele auch erreichen."

Jörg Schmadtke (Manager 1. FC Köln) ...

... über das Spiel: "Ich glaube, dass das für Hannover ein gutes Ergebnis ist. Ich hätte mir natürlich einen Sieg gewünscht, aufgrund der zweiten Halbzeit waren wir da auch ein Stück weit dran. Am Ende hat der letzte Touch gefehlt."

... über die Stimmung in Köln nach den Krawallen im Derby bei Borussia Mönchengladbach: "Wenn man von einer Spaltung spricht, ist das nicht richtig. Dafür ist die Gruppe zu klein, die kann hier nichts spalten. Natürlich verändern sie etwas an der Struktur hier, das hat man heute ja auch gemerkt. Ich bin glücklich darüber, dass wir eine wirklich gute Stimmung hatten hier im Stadion."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: FC-Coach Stöger ändert seine Startaufstellung im Vergleich zum 0:1 in Gladbach auf zwei Positionen: Maroh und Peszko ersetzen Mavraj und Halfar, die beide auf der Bank Platz nehmen.

Auf der Gegenseite nimmt Korkut drei Veränderungen nach der 1:2-Niederlage gegen Paderborn vor. Gülselam, Hirsch und Bittencourt starten für den gelbgesperrten Schulz, Kiyotake und Schmiedebach, der mit muskulären Problemen ausfällt.

6., 0:1, Joselu: Das ging schnell! Bittencourt nimmt auf der linken Seite den weit aufgerückten Albornoz mit, der nahe der Eckfahne unbedrängt flanken kann. Joselu enteilt Bewacher Maroh im Zentrum und köpft vom kurzen Pfosten ans Lattenkreuz, wovon die Kugel über Horns Schulter ins Netz fliegt.

17., 1:1, Ujah: Sane verlängert einen Ball unglücklich in den Rücken und damit perfekt in den Lauf von Ujah. Zieler stürmt heraus und versucht zu retten, wird vom Nigerianer aber clever aus elf Metern überköpft.

38.: Sane sucht Sturmspitze Joselu mit einem langen Ball, den der Stürmer geschickt durchlässt, sich umdreht und hinterherrennt. Horn hat aber aufgepasst, verlässt seinen Kasten und schnappt sich die Kugel.

Die Bundesliga geht in die heiße Phase - Jetzt bei Tipico wetten!

55.: Nach einem Foul an Ujah bringt Hecor einen Freistoß von der rechten Eckfahne scharf vor das Tor. Maroh tankt sich in der Mitte durch, spitzelt die Kugel aber an Freund und Feind vorbei ins Toraus.

66.: Gülselam knallt einen Freistoß aus 24 Metern halblinker Position in Richtung Torwartecke. Horn spekuliert nicht und dreht den Gewaltschuss um den rechten Pfosten.

69.: Auf der anderen Seite setzt sich Peszko über rechts durch, zieht in den Strafraum ein und feuert: Zieler ist unten und fischt das Leder aus der linken Torecke. Klasse Tat.

75.: Ujah zieht an der Strafraumgrenze an Sane vorbei und wird vom Verteidiger gefällt. Köln fordert Strafstoß, Perl belässt es bei einem Freistoß, da der Kontakt gerade noch außerhalb stattfand.

90., Joao Pereira: Der bereits gelbverwarnte Winterneuzugang aus Portugal fällt Hector an der Seitenauslinie und sieht zurecht die Ampelkarte.

Fazit: Gerechte Punkteteilung zwischen zwei Mannschaften, die sich auch in den kommenden Wochen mit den unteren Tabellenrängen beschäftigen müssen. Offensiv kam von beiden Mannschaften viel zu wenig.

Der Star des Spiels: Die Torhüter. Timo Horn und Ron-Robert Zieler hielten ihre Mannschaften mit tollen Paraden im Spiel und waren die mit Abstand besten Akteure beider Seiten. Bei den Gegentoren sahen beide unglücklich aus, waren letztlich aber chancenlos: Horn kann aus so kurzer Distanz nicht reagieren, Zieler muss raus, weil Ujah weder von Sane noch von Marcelo noch abgefangen werden kann.

Der Flop des Spiels: Marcel Risse. Obwohl Köln immer wieder den Weg über die rechte Seite suchte, fand Risse überhaupt nichts ins Spiel. Hatte bei seiner Auswechslung in der 72. Minute die wenigsten Ballaktionen aller Spieler, verlor fast 70 Prozent seiner Zweikämpfe und hatte keine einzige gute Offensiv-Szene.

Der Schiedsrichter: Günter Perl hatte in einer sehr hitzigen Partie einen schweren Stand und musste die Gemüter immer wieder beruhigen. Erkannte richtig, dass das Foul an Ujah kurz vor der Strafraumgrenze begann und entschied deshalb nur auf Freistoß. Auch beim Platzverweis von Joao Pereira lag Perl richtig.

Das fiel auf:

  • Korkut schickte seine Mannschaft in einem wahnsinnig hohen 4-2-3-1 auf das Feld, in dem der Kölner Ballvortrag teilweise schon in der Hälfte der Hausherren mit fünf Spielern attackiert wurde. Die Viererkette der Niedersachsen verteidigte auch bei gegnerischem Ballbesitz fast 40 Meter vor dem eigenen Tor.
  • Stöger stellte dem seine gewohnten zwei Viererreihen mit zwei Spitzen entgegen. Anders als in den Spielen gegen Paderborn und Gladbach war das Team allerdings deutlich offensiver ausgerichtet - was sicher auch dem frühen Rückstand geschuldet war.
  • Dass die lange Heimtor-Flaute der Kölner nicht von ungefähr kommt und nur durch ein Zufallsprodukt beendet wurde, bestätigten die Gastgeber mit erschreckender Kontinuität. Zwar schaffte der FC es, das Mittelfeld vor allem über die rechte Seite mit Olkowski und Risse zu überbrücken, spielte die Angriffe dann aber nicht vernünftig zu Ende.
  • Hannover hatte auf der anderen Seite zwar mehr Ballbesitz, fand aber ebenfalls keinen Weg, die beiden dichten Abwehrreihen der Kölner zu überspielen. Hohe Fehlpassquoten und fehlende Abschlüsse prägten das Bild auf beiden Seiten.
  • Als noch 25 Minuten zu spielen waren, erhöhten beide Mannschaften das Risiko, wohl wissend, dass dem Sieger ein großer Schritt in Richtung gesichertes Mittelfelfeld gelänge. Horn und Zieler vereitelten auf beiden Seite hochkarätige Chancen.

Köln - Hannover: Die Statistik zum Spiel