VfL verzweifelt an Kruse und Gräfe

Von Daniel Reimann
Ivan Perisic scheiterte vom Punkt an Paderborns Keeper Max Kruse
© Getty

Der VfL Wolfsburg kam am 15. Spieltag gegen den SC Paderborn nicht über ein 1:1 (1:0) hinaus. Dabei vergaben die Wölfe beste Chancen und haderten mit mehreren Schiedsrichterentscheidungen.

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Vor 26.044 Zuschauern in der VW-Arena war es Rafa, der Wolfsburg mit einem Eigentor in Führung brachte (17.). Ivan Perisic hätte erhöhen können, scheiterte jedoch per Strafstoß an Lukas Kruse (30.).

Paderborns Alban Meha machte es besser vom Punkt und erzielte den Ausgleich für die Gäste (51.). Wolfsburg hatte im weiteren Spielverlauf noch zahlreiche Chancen, agierte im Abschluss jedoch zu fahrlässig.

Wolfsburg erleidet durch das Remis nach drei Siegen in Serie einen kleinen Rückschlag, für Paderborn ist der Punkt jedoch vor allem angesichts des Spielverlaufs ein Achtungserfolg.

Reaktionen:

Klaus Allofs (Geschäftsführer Sport VfL Wolfsburg):"Wir waren in der ersten Hälfte vollkommen überlegen. Die Entscheidungen, die dann getroffen worden sind, waren schon seltsam. Ich habe dem Schiedsrichter gesagt, er soll in München auch mal so pfeifen. Das mit Bas Dost war ein klarer Elfmeter - und da waren noch ein paar andere Szenen."

Dieter Hecking (Trainer VfL Wolfsburg): "In erster Linie sind wir an Lukas Kruse gescheitert. Dass die Mannschaft nach dem Lille-Spiel wieder so eine starke Leistung zeigt, sollte man erst einmal beurteilen."

Andre Breitenreiter (Trainer SC Paderborn): "Mit der 1. Halbzeit war ich nicht einverstanden, da waren wir zu passiv. In der 2. Halbzeit haben wir mehr Engagement gezeigt. Unser Torwart Lukas Kruse war überragend, er hat alles gehalten, was man halten kann. Unter dem Strich war es aber ein glücklicher Punkt für uns."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Hecking rotiert mit Blick auf das Dortmund-Spiel und nimmt drei Änderungen vor: Guilavogui sitzt auf der Bank, Olic und Rodriguez stehen nicht im Kader. Dafür beginnen Schäfer, Arnold und Dost.

Paderborn beginnt mit einer Fünferkette, im Vergleich zum 1:1 gegen Freiburg wird dreimal gewechselt: Stoppelkamp, Kachunga und Rafael Lopez ersetzen Saglik, Ziegler (beide Bank) sowie Koc (nicht im Kader).

17., 0:1, Rafa (Eigentor): Perisic kommt über rechts, darf nach einem missglückten ersten Flankenversuch noch ein zweites Mal ran. Die Kugel segelt bis zum langen Pfosten, wo Vieirinha direkt an Keeper Kruse vorbei in die Mitte auf Dost weiterleitet. Der Niederländer muss den Rest allerdings gar nicht mehr erledigen, weil Rafa die Kugel aus zwei Metern selbst über die Linie bugsiert.

30.: Gräfe wertet ein Kontakt-intensives Laufduell von Dost und Strohdieck als Foul und zeigt auf den Punkt. Perisic schießt flach ins linke Eck, doch Kruse fischt die Kugel raus!

32.: Wieder lassen sich die Gäste über die Außen übertölpeln, diesmal bringt Schäfer den Ball von der linken Seite in die Mitte. Dost ist einen Schritt schneller als Hünemeier, hält am ersten Pfosten nur noch den Fuß hin. Kruse ist geschlagen, hat mit der Querlatte hinter sich aber noch einen tatkräftigen Helfer.

35.: Wieder einmal verliert Meha den Ball im Vorwärtsgang, sodass de Bruyne jede Menge Grün vor sich sieht. Der Belgier geht ein paar Schritte, legt sich die Kugel auf den starken linken Fuß und visiert aus 17 Metern das linke Eck an. Der Ball zischt hauchzart vorbei.

44.: Arnold schickt de Bruyne, der Hünemeier rechts aussteigen lässt und dann Dost im Zentrum bedient. Der Niederländer schüttelt Strohdiek ab, netzt aus neun Metern ins linke Eck ein und dreht zum Jubeln ab. Dann ertönt der Pfiff von Referee Gräfe: Der Schiedsrichter erkannte ein Foul, Dost hatte gegen Strohdiek eingefädelt und ihn damit angeblich zu Fall gebracht.

51., 1:1, Meha (Elfmeter): Naldo trifft Strohdieck mit dem Fuß im Gesicht - klarer Elfer. Meha tritt an und schiebt eiskalt links unten ein.

53.: Dost bleibt glücklos. Nach einer maßgenauen Hereingabe von Perisic von der linken Seite kommt der Niederländer am langen Pfosten fünf Meter vor dem Tor zum Abschluss, trifft mit seinem Kopfball-Aufsetzer aber die Brust von Schlussmann Kruse.

58.: Die nächste strittige Szene im Strafraum. Nach Benaglios Abschlag ist de Bruyne links frei durch und legt uneigennützig auf Dost quer, der im Zentrum frei auf Kruse zusteuern kann. Meha bedrängt ihn von hinten und kreuzt seinen Laufweg. Der Niederländer fällt, doch Gräfe winkt ab.

65.: Riesige Doppelchance für den VfL! Jung flankt aus dem Halbfeld an den zweiten Pfosten, wo Perisic das Leder völlig freistehend heiß macht. Vier Meter vor der Linie kommt Dost per Kopf ran, scheitert aber wieder an Kruse. Arnold rollt die Kugel vor die Füße, doch Kruse ist auch diesmal zur Stelle.

78.: Ecke von links, in der Mitte steigt Naldo hoch. Doch Kruse kommt mit den Fingerspitzen ran und verhindert damit Dosts Treffer, der schon gelauert hatte.

86.: Fahrlässiger Ballverlust von Caligiuri am eigenen Strafraum, Bakalorz geht energisch dazwischen und zieht rechts in die Box. Aus neun Metern zieht der Mittelfeldmann die Kugel auf den kurzen Pfosten, dort bekommt Benaglio die Zehenspitzen gerade so hoch und verhindert den Einschlag.

90.: Immer wieder Kruse! Der Keeper bringt nun auch den eingewechselten Bendtner zur Verzweiflung, nachdem der Däne eine Flanke von rechts am kurzen Pfosten aus vier Metern gekonnt flach ins kurze Eck abschließt.

Fazit: Wolfsburg war dominant und das eindeutig bessere Team. Doch wegen mangelnder Chancenverwertung, eines starken Paderborner Keepers und unglücklicher Schiedsrichterentscheidungen blieb es beim Remis.

Der Star des Spiels: Lukas Kruse. Bereitete Dost und Co. intensive Albträume. Parierte den Elfer von Perisic stark, rettete in der zweiten Hälfte mehrmals mit überragenden Reflexen und war beim Gegentor chancenlos.

Der Flop des Spiels: Bas Dost. Zugegeben: Sein Tor hätte zählen müssen und in der 59. Minute wäre ein Elfmeter nach Mehas Foul an Dost fällig gewesen. Trotzdem: Wer als Mittelstürmer dreimal beste Chancen aus kürzester Distanz vergibt, bewirbt sich nachhaltig für den Titel Flop des Spiels.

Der Schiedsrichter: Manuel Gräfe. Stand häufig im Mittelpunkt und hatte schwierige Entscheidungen zu treffen. Strohdiecks Einsatz gegen Dost vor dem Elfmeter als Foul zu werten, war schon überhart (29.). Dosts "Stürmerfoul" an Strohdieck war hingegen ein Witz (44.). Richtig lag Gräfe allerdings bei der Verwarnung für Perisic (20.). Als Meha Dost im Strafraum als letzter Mann zu Fall brachte, blieb die Pfeife wiederum stumm (59.). Obendrein wurde Gräfe zweimal durch falsche Abseitsentscheidungen von seinen Assistenten im Stich gelassen.

Das fiel auf:

  • Paderborn igelte sich, wie die Aufstellung erwarten ließ, von Beginn an hinten ein. Die Fünferkette an sich stand stabil, jedoch fehlte die Bindung und Abstimmung zum Mittelfeld. So boten sich den Wölfen große Räume vor und um den gegnerischen Strafraum.
  • Wolfsburgs Spiel war sehr rechtslastig, da Perisic meist in die Mitte zog und Jung als Rechtsverteidiger sich in viele Angriffe einschaltete. Besonders Vieirinha wirbelte in der Anfangsphase, de Bruyne war der gewohnte Kreativkopf im Zentrum.
  • Nachdem der VfL anfangs oft den langen Ball auf die Flügel suchte, agierte man mit zunehmender Spieldauer zielstrebiger. Mit schnellen Positionswechseln und Kombinationen über die Halbräume riss Wolfsburg schnell Lücken in die Defensive der Gäste.
  • Besonders negativ auf Seiten der Paderborner: Die zahlreichen fahrlässigen Ballverluste am eigenen Strafraum. So brachte sich der Aufsteiger oft selbst unnötig in die Bredouille. Insgesamt war das Passspiel viel zu ungenau.
  • Auch im zweiten Durchgang blieb Wolfsburg dominant. Paderborn kam aus dem Spiel heraus kaum zu Gelegenheiten, selbst bei Kontern fehlte es an Ideen und Zielstrebigkeit. Bei Wolfsburg mangelte es vor allem an einer akzeptablen Chancenverwertung.

Wolfsburg - Paderborn: Die Statistik zum Spiel