Es brodelt

Es geht abwärts: Ciro Immobile und Lukasz Piszczek nach der Niederlage in Berlin
© getty

Borussia Dortmund unterliegt mit 0:1 bei Hertha BSC und steht weiterhin auf einem Relegationsplatz. Trainer Jürgen Klopp wirkt ratlos, weil seine Personalwechsel verpuffen und der Erfolg auswärts ausbleibt. Außerdem scheint es inzwischen auch atmosphärische Störungen innerhalb des Teams zu geben. Fortschritt? Fehlanzeige.

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Statt des erhofften Befreiungsschlags befindet sich der BVB am 15. Spieltag noch immer in akuter Not. Platz 16, lediglich 14 Punkte bei nur 15 erzielten Toren. Nur der SC Freiburg ist vor dem Tor genauso schlecht. Soweit die nackten Zahlen. Doch die Niederlage in Berlin wirft weit mehr Fragen auf, als sie Antworten liefert.

Alle Hoffnung galt in den letzten Woche der Winterpause, doch Jürgen Klopp stellte am Samstag nach der Partie treffend fest: "Die Winterpause heilt nicht alles." Irgendwie wollte man sich ins neue Jahr retten und dann zum Großangriff starten. Vieles hat der Coach dafür in den letzten Wochen versucht, doch am Ende hat es wenig gebracht.

Der Torwartwechsel, der nicht ganz geräuschlos vonstattenging, ist fast schon wieder verpufft. Mitch Langerak leistete sich zwar keine Fehler, doch ist seine weiße Weste bereits im zweiten Spiel befleckt. Mit Roman Weidenfeller im Tor hatte man gegen Borussia Mönchengladbach 1:0 gewonnen, in der Woche darauf verlor man mit 0:2 bei Eintracht Frankfurt. Daraufhin tauschte Klopp auf der Torwartposition.

Am vergangenen Spieltag feierte man mit Langerak im Kasten einen 1:0-Sieg zu Hause gegen 1899 Hoffenheim, nun ging man in Berlin wieder als Verlierer vom Platz. Das lag definitiv nicht am Keeper, dennoch hat der Wechsel nicht die langfristige Wirkung erzielen können. Des Weiteren gilt festzuhalten: Auswärts läuft es nicht rund beim BVB. Wie gegen die Eintracht präsentierte sich die Klopp-Elf in Berlin über weite Strecken der Partie in der Offensive hilf- und ratlos.

Kein Platz im Kader

Dabei traf der Trainer abermals eine interessante Personalentscheidung. Vor dem Spiel in der Hauptstadt strich Klopp mit Kevin Großkreutz einen Ur-Dortmunder aus dem Kader und nominierte stattdessen mit Jakub Blaszczykowski einen Spieler, der seit fast einem Jahr kein Spiel mehr bestritten hatte. Kuba habe unter der Woche einen sehr guten Eindruck gemacht, rechtfertige Klopp die Nominierung des Polen. Allerdings konnte Blaszczykowski den Eindruck des Trainers nicht bestätigen, als er ab der 34. Minute für den verletzten Henrikh Mkhitaryan im Spiel war. Eine gelungene Aktion war in den 60 Minuten nicht zu sehen.

"Für Kevin hat es für den 18er Kader nicht gereicht", hatte Klopp zur Personalie Großkreutz lediglich zu sagen. Es verwundert schon, wenn ein Spieler nach einer solch langen Verletzungspause den Vorzug vor einem Weltmeister bekommt, der sich immer für den Verein zerreißen würde. Dies wird wohl nicht nur bei den Fans des BVB einige Fragen aufwerfen.

Auch am Team scheint die sportliche Krise nicht spurlos vorbei zu gehen. So etwa kritisierte Lukasz Piszczek indirekt Neven Subotic, indem er bemängelte, dass man vor dem 0:1 "den Ball auch gar nicht dorthin spielen muss. Wir haben ja auch noch Mitch".

Kein Zeichen der Homogenität

Subotic hatte in der 40. Minute Kuba angespielt, dieser verlor unter Bedrängnis den Ball und Julian Schieber nutzte den Fauxpas zum entscheidenden Treffer. Bezeichnend, dass gerade der beim BVB geschasste Schieber den Treffer erzielte. Es passt mal wieder zum derzeitigen Bild, das der BVB derzeit abgibt. Auch Piszczeks Aussage erinnerte stark an die von Mats Hummels über Roman Weidenfweller vor ein paar Monaten.

Eine Kollegenschelte geht eigentlich gar nicht, vor allem nicht in solchen Phasen. Persönliche Kritik - vor allem nicht intern geäußert - ist im Mannschaftssport Fußball verpönt. Bei Borussia Dortmund allerdings nun in dieser Saison schon zum zweiten Mal zu beobachten. Nicht wirklich ein Zeichen für Homogenität. Ganz im Gegenteil: Es brodelt beim BVB.

Neue Regeln nicht verstanden

Am Mittwoch trifft man in der Englischen Woche mit dem VfL Wolfsburg auf das derzeit zweitstärkste Team in Deutschland. Gegen die Wölfe lief es in den letzten Jahren auch alles andere als gut und der BVB tat sich meist sehr schwer. Am nächsten Wochenende folgt dann der Abstiegsgipfel in Bremen.

Man darf gespannt sein, was sich Jürgen Klopp in diesen Spielen einfallen lässt und ob der Coach die Brandherde zu löschen im Stande ist. Bisher zeigten Klopps Änderungen an den Stellschrauben wenig bis keine Wirkung. Doch irgendwann muss etwas passieren. Der 47-Jährige wirkte nach dem Spiel leer. Von Feuer war nichts mehr zu spüren. "Im Abstiegskampf gelten andere Regeln", hatte Klopp vor einigen Wochen gesagt. Scheinbar haben seine Spieler die neuen Regeln noch nicht verstanden.

Hertha - Dortmund: Die Statistik zum Spiel