Frei von starren Systemen

Der Kader des SC Freiburg in der Saison 2014/2015
© getty

Vor dem Start der 52. Bundesliga-Saison stellt SPOX alle 18 Klubs vor - mit allen Transfers, Hintergründen und der Saison-Prognose. Diesmal: Der SC Freiburg.

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Eine schwere Saison liegt hinter dem SC Freiburg. Durch die Abgänge vieler Leistungsträger geschwächt und durch die zusätzliche Belastung in der Europa League ermüdet, schleppten sich die Breisgauer lange Zeit durch die Saison. Vor allem in der Hinrunde kam der Sportclub kaum über die Abstiegsplätze hinaus und holte nur 14 Punkte.

Erst als sich die Mannschaft der Europapokalstrapazen entledigt hatte und das aufwendige Spiel der Freiburger unter Trainer Christian Streich wieder klappte, kehrte der Erfolg zurück. Der SC sicherte sich am 32. Spieltag den Klassenerhalt und landete mit 36 Zählern am Ende auf Rang 14, vier Punkte vor dem VfB Stuttgart und neun vor dem Releganten Hamburger SV.

Damit gehen die Freiburger in ihre sechste Bundesligasaison in Folge. So lange konnte sich der Sportclub noch nie in der höchsten Spielklasse halten. Auch wenn sich Freiburg als etablierter Bundesligist bezeichnen kann, ist der Klassenerhalt nach wie vor oberstes Ziel.

Es gilt weiterhin die von Präsident Fritz Keller langfristig ausgegebene Ausrichtung, "immer zu den 22, 23 besten Profiklubs in Deutschland zu zählen." Ein Abstieg würde Freiburg zwar schmerzen, aber nicht das ganze Projekt in Probleme stürzen.

Das ist neu:

Freiburg hat den Massenexodus des vergangenen Jahres dieses Mal vermeiden können. Zwar verließen mit Torhüter Oliver Baumann und Weltmeister Matthias Ginter zwei zentrale Spieler der Defensive den Klub, aber immerhin kassierte der SC für seine beiden Eigengewächse mehr als 15 Millionen Euro Ablöse, die durch erfolgsbasierte Prämien sogar noch ansteigen kann.

Die Abgänge von Marco Terrazzino (VfL Bochum), Vegar Eggen Hedenstad (Eintracht Braunschweig), Mike Hanke (GZ Renhe) und Gelson Fernandes, der nach einem Jahr um seinen Wechsel zu Stade Rennes bettelte, sind zu verschmerzen. Die zu ihren Vereinen zurückgekehrten Leihspieler Vaclav Pilar (VfL Wolfsburg) und Francis Coquelin (FC Arsenal) konnten die Erwartungen ohnehin nicht erfüllen.

Streich ist also zu keinem kompletten Neuaufbau gezwungen wie im Vorjahr als mit Max Kruse, Johannes Flum, Daniel Caligiuri, Cedric Makiadi und Jan Rosenthal gleich fünf Stützen den Klub verlassen hatten.

Mit Roman Bürki und Sebastian Mielitz hat Freiburg zwei Torhüter verpflichtet, die noch um die Nachfolge von Baumann kämpfen. Während Bürki im letzten Test gegen Stoke City im Tor stand, erhielt Mielitz, der für Werder Bremen bereits 62 Bundesligaspiele bestritten hat, im Pokal den Vorzug. Streich machte im Anschluss klar, dass die Entscheidung vollkommen offen sei und erst im Laufe der Woche fallen werde.

Die Lücke von Ginter in der Innenverteidigung soll Stefan Mitrovic schließen. Der 24-jährige Serbe war zuletzt von Benfica Lissabon an Real Valldolid ausgeliehen und war dort Stammspieler. Er gilt als harter Knochen und robuster Zweikämpfer. Mit Marc-Oliver Kempf kam zusätzlich ein junger, talentierter Innenverteidiger, der wie Ginter auch im defensiven Mittelfeld spielen könnte.

Mit Rückkehrer Sascha Riether und Mike Frantz vom 1. FC Nürnberg hat sich Freiburg zudem zwei erfahrene Spieler gesichert, die flexibel einsetzbar sind. Vor allem Frantz kann im Mittelfeld auf fast jeder Position spielen.

Die Taktik:

In den letzten Jahren agierte Freiburg meist aus einer 4-4-2-Grundordnung. Dass die Wege zu anderen Systemen wie 4-1-4-1, 4-3-3 oder 4-2-3-1 kurz sind, hat die Vorbereitung gezeigt. Ohnehin stehen die Freiburger für große Variabilität der Spieler und der Mannschaft.

"Das Ideal heißt: größtmögliche Flexibilität. Das bedeutet, dass die Spieler auf dem Feld erkennen, wie sie spielen müssen. Von daher reden wir im Trainingslager nicht von Systemen, sondern lieber von Prinzipien, die für alle Systeme gelten", sagt Co-Trainer Lars Voßler.

Dazu zählen ein laufintensives Pressing, ein zielorientiertes Offensivspiel und schnelles, kompaktes Umschalten in beide Richtungen. Die Freiburger zählten in den letzten Spielzeiten unter Streich immer zu den lautstärksten Mannschaften.

Auch in dieser Saison führt für Freiburg der Weg über die mannschaftliche Geschlossenheit, weil im Vergleich zu anderen Teams die individuelle Klasse nicht so hoch erscheint.

Der Spieler im Fokus:

Vladimir Darida. Nach einem problematischen Start mit Verletzungen und wechselnden Positionen in der Offensive hat der Tscheche seine Rolle im zentralen Mittelfeld als offensiverer Part der Doppelsechs gefunden.

Bereits in der Rückrunde zeigte Darida seine Klasse auf dieser Position, dirigierte das Spiel der Freiburger und kam auch immer wieder selbst zum Abschluss. Am Ende standen zwei Tore und sechs Vorlagen in den letzten zehn Spielen zu Buche.

Darida hat gezeigt, warum der SC 2013 vier Millionen Euro an Viktoria Pilsen für ihn überwiesen hat. In dieser Saison muss er das Niveau aus der Endphase der Saison dauerhaft zeigen.

Vladimir Daridas Opta-Statistiken der Saison 2013/14

Die Prognose:

Freiburg hat zwei Schlüsselspieler verloren, aber auch gut eingekauft. Die Mannschaft ist gefestigt, kennt die Abläufe und die Vorstellungen von Trainer Streich. Mit Admir Mehmedi und Darida stehen dazu zwei außergewöhnliche Spieler im Kader.

Vor allem im Sturm könnte ein Ausfall von Mehmedi schwerwiegen. Allerdings lebt das Freiburger Spiel vom Kollektiv, nicht von der Individualität.

Diese Stärke wird dem SC eine Saison ohne Abstiegssorgen im Mittelfeld bescheren.

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