HSV kommt drei Mal zurück

Stuttgarts Alexandru Maxim (r.) bereitete dem HSV einige Probleme
© Getty

Der Hamburger SV und der VfB Stuttgart sind unter ihren neuen Trainer Bert van Marwijk und Thomas Schneider weiter ungeschlagen. Beide Teams trennten sich am 9. Spieltag 3:3 (1:2).

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Der VfB Stuttgart konnte dabei eine dreimalige Führung nicht nutzen. Vor 52.000 Zuschauern in der Hamburger Imtech Arena ging der VfB früh durch Alexandru Maxim in Führung (3.). Hamburgs neuer Mittelstürmer Pierre-Michel Lasogga gelang der Ausgleich (22.), den Christian Gentner noch vor der Pause konterte (37.).

Nach dem erneuten Ausgleich durch Maximilian Beister (55.) geriet der HSV durch ein Eigentor von Johan Djourou in Rückstand (64.), den Rafael van der Vaart wieder egalisierte (67.).

Sechs Minuten vor Schluss sah Stuttgarts Innenverteidiger nach einer Tätlichkeit gegen Rafael van der Vaart die Rote Karte.

Reaktionen:

Bert van Marwijk (Trainer Hamburger SV): "Wir haben uns wieder gesteigert im Vergleich zu den letzten Spielen. Wir haben viel weniger Fehler im Aufbau gemacht. Wir haben richtig Fußball gespielt, wie ich es möchte. Aber es geht immer noch besser. Es hat uns heute auch ein bisschen an Glück gefehlt. "

Pierre-Michel Lasogga (Hamburger SV): "Der Trainer hat einen Riesenanteil an der Serie. Er stellt uns jedes Spiel super auf den Gegner ein und schenkt uns das Vertrauen. Dass wir trotz Rückschlägen immer wieder aufstehen, war in der Vergangenheit nicht so. Die Moral haben wir jetzt. Wir haben jetzt Typen in der Mannschaft, die nie aufgeben."

Raphael van der Vaart (Hamburger SV): "Wir haben ein bisschen geschubst. Ich glaube, er hat mir die Faust in meine Rippen gehauen. Ich mag das normalerweise nicht, da liegen zu bleiben. Aber es tat schon weh. So wie wir die letzten Spiele aufgetreten sind, die Ausstrahlung, das gefällt mir. Wir haben Moral gezeigt. Das war schon manchmal anders, aber heute war es gut."

Fredi Bobic (Sportvorstand VfB Stuttgart): "Das ist eine Tätlichkeit, das ist Rot. Das darf er natürlich nicht machen. Das ist Schwachsinn. Aber der Kollege Welz (Schiedsrichter, d. Red.) kann es sich sparen, so hinzusprinten mit der Roten Karte. Da sollte er auch ein bisschen sachlicher bleiben."

Christian Gentner (Kapitän VfB Stuttgart): "Wir haben versäumt, entscheidende Lücken in der Defensive zu schließen. Nach dreimaliger Führung fühlt es sich an wie eine Niederlage."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Der HSV mit derselben Aufstellung wie beim 5:0 in Nürnberg. Auch VfB-Trainer Schneider vertraut der Elf des letzten Spieltags.

3., 0:1, Maxim: Maxim mit dem Ballgewinn auf links 20 Meter vor dem HSV-Tor. Doppelpass mit Ibisevic und starker Schlenzer aus zehn Metern ins rechte Eck.

15.: Querpass von Maxim von links auf Ibisevic. Der dreht sich mit dem Rücken zum Tor um die eigenen Achse und schießt den Ball aus 20 Metern knapp am linken Pfosten vorbei.

16.: Konter des HSV nach einem Ballverlust von Gentner. Langer Ball auf links raus zu Lasogga. Rückpass auf Calhanoglu, der drei Stuttgarter mit einer Finte ins Leere laufen lässt und mit links aus 16 Metern abzieht. Kirschbaum ist schnell unten und wehrt den Schuss ab.

22., 1:1, Lasogga: Kapitaler Ballverlust von Kvist 30 Meter vor dem eigenen Tor gegen Calhanoglu, der den Dänen abhängt. Der Hamburger macht's dann mit einem Hackenpass aus dem Zentrum eigentlich zu kompliziert, aber der zurückgeeilte Kvist rutscht im Strafraum aus, Arslan kommt an den Ball, legt quer und Lasogga hämmert den Ball aus sechs Metern ins Tor.

37., 2:1, Gentner: Maxim mit der Freistoßflanke aus dem linken Halbfeld. Gentner verlängert den Ball ins lange Eck.

42.: Starker Konter des VfB. Über Sakai, Harnik und Gentner kommt der Ball auf links zu Traore. Scharfe, flache Hereingabe auf Ibisevic, der den Ball aus sechs Metern drüber schießt.

55., 2:2, Beister: Arslan wird 35 Meter vor dem Tor von Kvist nicht richtig attackiert und spielt einen klasse Steilpass auf Jansen, der Sakai im Rücken wegläuft. Querpass von links auf Beister, der aus fünf Metern einschiebt. 1. Jokertor nach 19 Einwechslungen.

60.: Calhanoglu mit der Ecke von links auf den Kopf von van der Vaart. Kirschbaum mit einem fantastischen Reflex. Sakai stört Lasogga beim Nachschuss und verhindert den Rückstand.

61.: Wieder wird es nach einer Ecke gefährlich. Diesmal schießt Badelj den Abpraller Richtung Tor, Tah fälscht den Ball mit der Hacke ab, knapp links vorbei.

64., 2:3, Djourou (ET): Guter Pass von Schwaab aus dem Zentrum auf Traore. Der spielt den Ball flach in den Fünfer, wo Djourou gegen Ibisevic etwas die Orientierung verliert und den Ball aus vier Metern ins eigene Tor drückt.

67., 3:3, van der Vaart: Wieder kommt der Gassenball über die rechte Stuttgarter Abwehrseite: Calhanoglu bedient den eingelaufenen Beister. Der spielt aus der Drehung sofort zurück auf van der Vaart, der aus elf Metern rechts unten einnetzt.

78.: Calhanoglu geht im Mittelfeld an Kvist vorbei und zieht aus 25 Metern mit links ab. Kirschbaum taucht den Ball aus dem rechten Eck.

84., Rot für Rüdiger: Einwurf HSV, van der Vaart versucht sich gegen Rüdiger in Position zu bringen. Faustschlag von Rüdiger in die Rippen von van der Vaart. Klare Sache, Tätlichkeit, Rot!

Fazit: Interessantes und intensives Fußballspiel mit vielen Fehlern, Chancen und Toren auf beiden Seiten. Ein gerechtes Unentschieden.

Der Star des Spiels: Tolgay Arslan. Hatte entscheidenden Anteil daran, dass der HSV drei Mal zurückkam. Sehr präsent im Mittelfeld und mit 94 Ballkontakten die meisten aller Mittelfeldspieler. Bereitete das 1:1 mit großer Übersicht vor und spielte vor dem 2:2 einen herrlichen Pass in die Tiefe. Stark beim VfB: Maxim.

Der Flop des Spiels: Antonio Rüdiger. Zwang seine Mannschaft durch die total unnötige Rote Karte in der Schlussphase in Unterzahl. Schon in der vergangenen Saison holte er sich im Heimspiel gegen Fürth (0:2) Rot wegen Tätlichkeit ab. Keine guten Argumente, da Niedermeier nach seiner Verletzung wieder ins Team drängt. Schwach beim VfB: Kvist und Sakai. Schwach beim HSV: Zoua.

Der Schiedsrichter: Tobias Welz. Mit ein, zwei kleineren Fehlern in der Zweikampfbewertung. In den entscheidenden Szenen mit seinem Team aber auf der Höhe. Auch die Rote Karte gegen Rüdiger war berechtigt. Gute Leistung.

Das fiel auf:

  • Der VfB nach dem ersten Tor zu passiv, mit zu vielen schnellen Ballverlusten und ohne Biss im Umschaltspiel. Diesen Fehler machten die Schwaben nach der zweiten Führung nicht mehr. Sie blieben aktiv im Spiel und waren auch beim Kontern griffiger. Erst nach dem 2:2 wurden die Stuttgarter wieder fahrig und ließen viele Chancen zu.
  • Der HSV wirkte auch im Rückstand selbstbewusst und versuchte das Spiel von hinten heraus flach nach vorne zu tragen, ohne dabei zu viel Risiko zu gehen. Vor allem über die linke Seite mit dem dynamischen Jansen oder durchs Zentrum mit den Kreativen Calhanoglu und Arslan griffen die Hamburger immer wieder an.
  • Van Marwijk bewies mit der Hereinnahme von Beister ein glückliches Händchen. Beister verstand es besser als Zoua, sich ins Spiel einzubringen, zog immer wieder zur Mitte und war dadurch an zwei Toren beteiligt.
  • Beide Mannschaften suchten besonders in der zweiten Hälfte den direkten Weg nach vorne. Ballbesitz und Spielkontrolle war mit Abstrichen noch beim HSV zu sehen. Insgesamt war es aber ein intensiver Schlagabtausch mit vielen Wendungen.

Hamburg - Stuttgart: Die Statistik zum Spiel