Neue Zeitrechnung ab 16.30 Uhr

Mario Götze kam in 45 Minuten auf zwei Torvorlagen gegen Mainz
© Getty

45 Minuten gegen den 1. FSV Mainz 05 genügten Mario Götze endlich wieder das beweisen zu können, was viele vergessen hatten: Dass er einer der besten Fußballer der Welt ist. Der Neuzugang setzt beim 4:1 eine Duftmarke und lässt mit einem Schlag auch viele Nebenkriegsschauplätze verschwinden.

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Eine heute noch eminent wichtige Figur des FC Bayern München sagte einmal einen Satz, der zu jener Zeit erdrutschartige Wirkung hatte. Noch heute erinnert sich Fußballszene immer wieder mal daran, was Karl-Heinz Rummenigge am Abend des 8. November 2007 in die Mikrofone raunzte.

"Fußball ist keine Mathematik", stellte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern mit finsterer Miene fest und sendete einen Gruß an den früheren Mathematik-Lehrer und damaligen Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld, der im ungeliebten UEFA-Pokal-Spiel gegen die Bolton Wanderers etwas zu heftig rotiert hatte und daher - so Rummenigges Meinung - ein Sieg leichtfertig hergegeben wurde. Das Spiel endete 2:2.

Dass Fußball keine Mathematik ist, wird Josep Guardiola so nicht stehen lassen wollen. Der Katalane arbeitet gerne mit Zahlen und Statistiken, stützt hin und wieder seine Argumentation auf sie.

Nur 271 Minuten und 41 Einheiten

Als ein Reporter einen Tag vor dem Bundesliga-Spiel des FC Bayern gegen den 1. FSV Mainz 05 wissen wollte, ob Mario Götze schon ein Kandidat für die Startelf sei, rechnete Guardiola vor:

"Wir haben in dieser Saison 2200 Minuten gespielt. Mario hat 271 Minuten gespielt. Wir hatten 105 Trainingseinheiten, Mario hatte 41." Die Kraft der Zahlen. Guardiola belegte kurz und knackig, wieso Götze "noch etwas Zeit" brauche, bis er ein vollwertiges Mitglied der Startelf sein kann.

Guardiola sagte aber auch: "Ich kann ihm Minuten geben und ich werde ihm Minuten geben."

Die Minuten begannen für Götze am Samstagnachmittag um kurz nach 16.30 Uhr, als der Neuzugang aus Dortmund für Rafinha eingewechselt wurde. Guardiola stellte gleichzeitig auf ein 4-2-3-1-System um - mit Götze als neu installiertem Zehner.

Zwei Torvorlagen

Die Umstellung fruchtete - vor allem bei Götze. Ein Assist auf Robben, eine entscheidender Pass vorm Müller-Tor, eine Täuschung und eine Vorlage für Mandzukic: Zuckerpass hier, Zuckerpass da. Götze erlebte seine besten und aufregendsten Minuten im Bayern-Trikot, seitdem er Angestellter des Klubs ist und war mit zwei Torvorlagen der Matchwinner beim 4:1, dem höchsten Heimsieg der noch jungen Saison.

So auffällig er auf dem Platz war, so ruhig blieb er hinterher: Götze mimte den stillen Genießer. Der Held des Abends verließ an der Seite von Bastian Schweinsteiger wortlos die Allianz Arena - ohne die wartenden Journalisten über seine Gefühlslage zu informieren.

Mario Götzes Statistiken im Spiel gegen Mainz 05

Lob von den Kollegen

Diesen Job übernahmen andere. "Ich bin total froh, dass er uns jetzt helfen kann. Er ist ein super Spieler", sagte Rafinha. "Er kommt in seinen Rhythmus. Er ist jetzt drin", sagte Arjen Robben. "Ein sehr gutes Spiel", sah auch Jerome Boateng, "er ist super reingekommen, hat das Spiel belebt. Die ersten fünf Minuten der zweiten Halbzeit haben für sich gesprochen", sagte er der "Abendzeitung".

Die starke Leistung Götzes hatte nicht nur den sachdienlichen Zweck, dass Bayern drei Punkte holte und seine Serie von ungeschlagenen Spielen auf 34 erhöhte, sondern der Auftritt erinnerte auch die zunehmende Zahl der Zweifler daran, dass Götze schon mit 21 zu den besten Fußballern der Welt gehört.

Christoph Daum, derzeit bei Bursaspor unter Vertrag, verglich ihn unter der Woche gar mit dem ranghöchsten Fußballer des Planeten: "Mario hat außergewöhnliche Fähigkeiten, und er wird ein zweiter Messi werden", sagte der ehemalige Bundesliga-Trainer.

Zu viele Nebenkriegsschauplätze

Auch wenn Götze in seinem Bewegungsablauf und seiner Ballbehandlung in der Tat an den Argentinier erinnert, greift der Vergleich aufgrund des unterschiedlichen Typus nicht wirklich. Und dennoch ist es eine willkommene - positive - Abwechslung für Götze, endlich wieder mal als Fußballer wahrgenommen zu werden.

Die lange Ausfallzeit verursachte zu viele Nebenkriegsschauplätze um Götze: Hier die Ausrüster-Diskussion, dort die Nominierung für die Nationalmannschaft und dann wieder die Ausrüster-Diskussion, die auch die Oberen des FC Bayern mit öffentlichen Kommentaren am Leben hielten.

Für Götze, der nach seiner Wechselentscheidung im April 2013 ohnehin keine einfache Zeit erlebte, war es eine große Last, gepaart mit dem Mangel an Gelegenheiten, wieder sportlich aufzufallen.

Götze drängt in die Startelf

Diese Sorge wurde er schon beim 5:3 in Schweden los, als er für die Nationalmannschaft ein mehr als ordentliches Spiel ablieferte. Gegensätzlich zur Meinung von Uli Hoeneß befand Bayerns Trainer Guardiola die Nominierung Götzes für das DFB-Team durchaus als gute Idee: "Die 45 Minuten bei Jogi Löw waren gut für ihn."

Die nächsten 45 Minuten folgten nun gegen Mainz. Mittelfristig ist mit Götze in der Startelf zu rechnen. Den "Spielwitz", den Thomas Müller nach Götzes Einwechslung gegen Mainz im Spiel des FC Bayern genoss, wird die Nummer 19 wohl sehr bald öfter zeigen können.

In welcher Rolle bleibt abzuwarten. Ob als Nummer Zehn im 4-2-3-1, ob als Acht, Sieben, Elf oder falsche Neun im 4-1-4-1 - Götze kann alles. Fußball ist eben doch ein Stück Mathematik.

Bayern - Mainz: Daten zum Spiel