Glanzloser Bayern-Sieg gegen Hannover

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Jochen Tittmar
Arjen Robben versuchte sich gegen Hannover 96 häufig mit Dribblings
© Getty

Der FC Bayern München hat am 5. Spieltag der Bundesliga sein Heimspiel gegen Hannover 96 mit 2:0 (0:0) gewonnen. Damit bleibt der deutsche Rekordeister im 30. Bundesligaspiel in Folge ungeschlagen.

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Vor 71.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena erzielte Mario Mandzukic kurz nach der Pause die Führung für den Deutschen Meister (51.). Wenig später legte Franck Ribery das 2:0 nach (64.).

Damit kassierte Hannover die siebte Niederlage bei 2:27 Tore in den letzten sieben Partien in der Allianz Arena. Für Bayern-Keeper Manuel Neuer stand im 225. Bundesliga-Spiel zum 100. Mal die Null.

Reaktionen:

Pep Guardiola (Trainer Bayern): "Hannover hat sehr gut gespielt. Für uns ist ein Spiel nach einer Länderspielpause immer schwierig. Wir waren nicht müde, aber nach acht, neun Tagen Pause fehlt der Rhythmus etwas. In der zweiten Halbzeit haben wir nach dem Tor aber besser gespielt. Jetzt sind wir bereit für die Champions League am Dienstag."

Mirko Slomka (Trainer Hannover): "Wir waren couragiert und haben es insgesamt ordentlich gemacht. Um hier mehr zu holen, muss man aber ein Tor erzielen. Es war in der ersten Halbzeit ein sehr guter Auftritt, wir hatten die Chancen, in Führung zu gehen. Wir haben da vieles von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben, und das Bayern-Spiel eingedämmt. Dann hat sich aber die große Klasse der Bayern gezeigt. Das 1:0 war zum Zunge schnalzen, und dann läuft man hinterher."

Matthias Sammer (Sportvorstand Bayern): "Wir spielen zum Teil lethargisch, wir spielen ohne Emotionen Fußball, wir machen Dienst nach Vorschrift. Jeder will, das ist keine Frage des Wollens, aber wir emotionalisieren uns nicht in gewissen Phasen. Wir müssen raus aus einer gewissen Komfortzone und uns gegenseitig mitreißen. Unser Trainer muss jedes Mal eine Brandrede halten, dass wir in die Gänge kommen. So geht das nicht. Wir verstecken uns alle teilweise hinter dem Trainer. Ich will auch keine Diskussion über Systeme oder irgendetwas hören. Wir müssen erstmal wieder über ein paar Basiselemente reden, nämlich die Emotionalität und die Leidenschaft, Fußball zu spielen. Ich gehe nicht davon aus, dass einer nicht will und nicht rennt. Nur das reicht nicht auf dem Niveau, auf dem wir Fußball spielen wollen. Die letzten fünf Prozent fehlen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Acht Bayern-Pflichtspiele diese Saison, acht verschiedene Aufstellungen: Van Buyten spielt für Dante, Schweinsteiger sitzt zunächst nur auf der Bank. Rafinha bleibt in der Elf, Lahm und Kroos bekleiden die Doppelsechs.

Hannover nach dem Ausfall von Diouf mit der zu erwartenden Elf: Ya Konan und Sobiech bilden den Sturm, Stindl rückt neben Andreasen auf die Doppelsechs. Bittencourt kommt für Hoffmann in die Mannschaft.

7.: Erste Großchance für die Bayern. Nach feinem Pass von Robben taucht Müller plötzlich frei vor Zieler auf, legt Ball dann am herausstürzenden Keeper vorbei, kann den Ball aus spitzem Winkel aber nur noch ans Außennetz schießen.

18.: Müller zieht von der rechten Seite nach innen. Andreasen versucht dessen Querpasses zu unterbinden und lenkt den Ball dadurch unglücklich in Richtung des eigenen Tores. Zieler kann den Ball nur mit Mühe aus dem Winkel entschärfen.

24.: Prib schlägt eine kurze Ecke in den Strafraum der Münchner. Sobiech kann sich am kurzen Pfosten im Kopfballduell behaupten und köpft den Ball nur knapp am langen Pfosten vorbei.

38.: Müller tankt sich auf rechts durch und spielt flach zur Mitte, Mandzukic rutscht knapp vorbei. Dann scheitert Robben mit einem Drehschuss von der Strafraumgrenze an Zieler.

41.: Ya Konan versucht es mit einem Schuss aus zwanzig Metern, Prib fälscht den Ball gefährlich ab und die Kugel prallt gegen den Pfosten.

51., 1:0, Mandzukic: Robben zieht von rechts in die Mitte und bedient dann auf halblinks Kroos im Strafraum. Der deutsche Nationalspieler legt überlegt quer auf Mario Mandzukic, der aus kurzer Entfernung am chancenlosen Zieler zur Führung einschießt.

57.: Prib geht an der Strafraumgrenze ins Eins-gegen-eins mit Rafinha und sucht den Abschluss. Den eigentlich unplatzierten Schuss fälscht Jerome Boateng so ab, dass er nur knapp am Pfosten vorbei rauscht.

64., 2:0, Ribery: Ribery bedient im Strafraum Robben, der den Franzosen mustergültig hinterläuft. Dessen Schuss aus spitzem Winkel wehrt Zieler in die Mitte ab, wo Ribery den Ball aus fünf Meter ohne Probleme versenkt.

73.: Alaba probiert es aus zwanzig Metern. Zieler sieht den Ball allerdings früh genug und wehrt den Flachschuss zur Ecke ab.

Fazit: Aufgrund der Spielanteile und der Leistungssteigerung in Hälfte zwei ein verdienter Bayern-Sieg. Hannover über weite Strecken mehr als ordentlich, aber nicht effektiv genug.

Der Star des Spiels: Arjen Robben. Drehte nach der Pause auf und hatte entscheidenden Anteil an beiden Münchner Treffern. Beschäftigte Pocognoli 90 Minuten lang und kam selbst zu vier Torabschlüssen.

Der Flop des Spiels: Marcelo. Teilweise unaufmerksam, wenn es schnell ging. Dann merkte man ihm weiterhin Abstimmungsprobleme mit dem Rest des Abwehrverbundes an. Dazu bei beiden Gegentreffern nicht auf der Höhe und mit einer biederen Zweikampfquote (60 Prozent).

Der Schiedsrichter: Nach seinem schwachen Auftritt beim Spiel zwischen Hoffenheim und Freiburg zeigte Tobias Stieler nun eine solide Leistung. Lag mit den persönlichen Strafen richtig und bewies eine gute Auslegung der Vorteilsregel bei Riberys Gelber Karte. Dazu mit einer angenehmen Körpersprache.

Das fiel auf:

  • Die Bayern im ersten Abschnitt mit durchschnittlich 70 Prozent Ballbesitz und zahlreichen Passstafetten, aber quasi ohne den finalen Ball in den Strafraum. Auch in den Räumen vor dem Sechzehner geschah nur wenig Zielgerichtetes, da das Angriffsspiel zu wenig kreativ war und einige Bälle auch früh leichtfertig hergegeben wurden. Wenn es gefährlich wurde, dann nur über den rechten Flügel und nach Ballverlusten der Gäste.
  • Hannover dagegen mit einer guten Raumaufteilung. Die offensiven Außenspieler rückten bei Ballbesitz Bayern ein und bildeten zusammen mit der Doppelsechs eine engmaschige Viererkette vor der Viererkette. Damit räumte 96 gut auf und war vor allem stark in der Eroberung zweiter Bälle.
  • Die Niedersachsen kamen so zu einigen Kontern und forcierten die Umschaltbewegung meist über den agilen Bittencourt auf der rechten Außenbahn. Das Problem: Die Bayern schafften es in der Rückwärtsbewegung, die Unterzahl zügig wieder auszugleichen. Dazu fehlte den Gegenangriffen der 96er der letzte Punch. Dennoch: 7:6 Torschüsse zugunsten von Hannover in Halbzeit eins.
  • Die Bayern nach der Pause mit viel besserem, weil laufaufwändigerem Positionsspiel und daher in der Lage, die Kugel rund um den Strafraum deutlich schneller zu machen als noch in den ersten 45 Minuten. Gleich nach dem ersten eines solchen Angriffs klingelte es im Hannoveraner Tor. Der FCB verstand es nun besser, in die Breite zu spielen und dadurch Löcher in den Hannoveraner Beton zu reißen.
  • Hannover blieb seiner Marschroute auch nach dem Rückstand treu und kam weiterhin einige Male relativ gefährlich vor den Bayern-Kasten. Dort fehlte unter dem Strich aber die Effektivität, die es braucht, um in München etwas Zählbares mitzunehmen. Dennoch eines der besseren Auswärtsspiele der Truppe von Mirko Slomka.

Bayern - Hannover: Daten zum Spiel