VfL schnuppert an der Königsklasse

Kevin de Bruyne (l.) traf für die Gäste aus Wolfsburg früh zum 1:0
© Getty

Der VfL Wolfsburg hat sich am 33. Spieltag weiter die Chance auf die Champions-League-Qualifikation erhalten. Die Niedersachsen kamen durch einen Last-Minute-Treffer zu einem 2:1 (1:0) beim VfB Stuttgart. Die Schwaben dürfen sich trotz der Pleite über den Klassenerhalt freuen.

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Vor 60.661 Zuschauern in der Mercedes-Benz Arena brachte Kevin de Bruyne die Gäste aus Wolfsburg mit einem sehenswerten Treffer in Führung (13.). Nach der Pause konnte VfB-Kapitän Christian Gentner zwar ausgleichen (62.), nach einem krassen Fehler von Arthur Boka gelang Ivica Olic in der Nachspielzeit noch der Siegtreffer (90.+1).

Der Rückstand auf Bayer Leverkusen auf Platz vier beträgt für die Wölfe bei noch einem ausstehenden Spiel nur einen Punkt. Die Schwaben haben dank der Niederlagen des 1. FC Nürnberg und des Hamburger SV trotz der Pleite den Klassenerhalt perfekt gemacht.

Cacau bestritt für die Schwaben sein letztes Bundesliga-Heimspiel und wurde eine Viertelstunde vor Schluss unter Standing Ovations ausgewechselt. Auch Arthur Boka durfte vor seinem Wechsel nach Malaga noch einmal vor den eigenen Fans auflaufen.

Die Reaktionen:

Huub Stevens (Trainer VfB Stuttgart): "Wolfsburg hat 35 Minuten super aufgetrumpft und ist zurecht in Führung gegangen. Danach sind wir etwas besser ins Spiel gekommen. Nach dem Ausgleich hatten wir Möglichkeiten, die wir besser ausspielen müssen. Was dann passiert, da bin ich unheimlich enttäuscht. Wenn ein Spieler von 14 Jahren so einen Fehler macht, okay - aber kein so erfahrener Spieler. Ich bin nicht erleichtert, ich bin enttäuscht, dass wir verloren haben."

Dieter Hecking (Trainer VfL Wolfsburg): "Glückwunsch an die Mannschaft, dass sie das Spiel gewonnen hat. So stark wie wir die ersten 35 Minuten aufgetreten sind, war dies selten in dieser Saison der Fall - mit einer brutalen Dominanz, mit einem guten Passspiel. Wenn du eine absolute Spitzenmannschaft bist, machst du den Sack da aber zu. Das ist der nächste Schritt, den ich mir von meiner Mannschaft wünsche. In der zweiten Halbzeit war der Faden nach dem Ausgleich erst einmal total weg. Dass wir das 2:1 noch machen, hat unsere Mannschaft auch in dieser Saison gelernt. Sie weiß, dass sie auch in der Nachspielzeit noch Tore schießen kann."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Stuttgarts Coach Huub Stevens verzichtet auf Überraschungen und schickt die gleiche Elf wie beim Remis in Hannover auf den Platz. Heißt: Cacau bekommt den Vorzug im Sturm, Harnik beißt trotz seiner ausgekugelten Schulter auf die Zähne und steht von Beginn an auf dem Feld.

Bei den Gästen aus Niedersachsen gibt es dagegen zwei Veränderungen. Dieter Hecking nimmt Medojevic raus, für ihn kommt Gustavo nach seiner abgesessenen Gelbsperre neben Polak ins defensive Mittelfeld. Nach überstandener Fingerverletzung kehrt zudem Benaglio zurück ins Tor der Wölfe, Grün muss wieder auf die Bank.

13., 0:1, de Bruyne: Kuriose Szene im VfB-Strafraum! Nach einer Rodriguez-Ecke von links rasseln Naldo, Cacau und Niedermeier mit den Köpfen zusammen, die beiden Stuttgarter bleiben liegen. Die Kugel landet im Rückraum, wo de Bruyne vom rechten Sechzehnereck einen unwiederstehlichen Strahl ins Kreuzeck loslässt.

19.: Harnik tankt sich auf links durch und spielt seitlich von der Strafraumkante in die Mitte. Cacau zieht aus acht Metern ab, Benaglio ist da und pariert stark mit dem Fuß.

40.: Cacau kann eine Ablage von Harnik aus kurzer Distanz nicht kontrollieren, weil Knoche und Rodriguez sich nicht einig werden, kommt der Stürmer aber nochmal an den Ball. Der Abschluss aus 16 Metern allerdings einen guten Metern links vorbei. Rechts wäre Traore vollkommen frei gewesen - da war mehr drin!

43.: Rodriguez zirkelt einen Freistoß von rechts aus spitzem Winkel direkt auf den Kasten des VfB. Ulreich macht sich lang und lenkt die Kugel über den Querbalken.

62., 1:1, Gentner: Der Stuttgarter gewinnt einen Ball im Mittelfeld und bedient direkt Cacau. Der Stürmer leitet die Kugel direkt wieder in den Lauf des Kapitäns, der den Pass fantastisch mit nimmt, alleine auf Benaglio zuläuft und cool ins linke Eck schieß.!

74.: Traore kommt nach einem schnellen Gegenstoß der Stuttgarter rechts im Mittelfeld an den Ball, zieht zur Mitte und schließt aus 18 Metern ab - Lattenkreuz!

80.: Eine Hereingabe von rechts rutsch durch zu Gustavo, der am langen Pfosten völlig freisteht. Annahme, schneller Abschluss aus zehn Metern - Ulreich hat die Kugel!

90., 1:2, Olic: Boka schießt im eigenen Sechzehner bei einem Klärungsversuch Niedermeier an. Olic schnappt sich die Kugel und lässt sich aus kürzester Distanz nicht zweimal bitten! Ulreich ohne Chance.

Fazit: Der VfL Wolfsburg entführt verdient drei Punkte aus Stuttgart, hätte den Sack ob ihrer Dominanz aber schon früher zumachen müssen.

Der Star des Spiels: Robin Knoche. Machte eine starke Partie in der Innenverteidigung. Spielte die meisten Pässe aller Spieler auf dem Platz (113, Quote 92 Prozent) und war am häufigsten am Ball (127 Mal - laut OPTA Klubrekord!). Mit 70 Prozent gewonnener Duelle nach Ricardo Rodriguez bester Zweikämpfer der Wölfe.

Der Flop des Spiels: Martin Harnik. Wollte trotz seiner ausgekugelten Schulter auflaufen, um dem VfB zu helfen, man merkte dem Österreicher sein Handicap bei der verhaltenen Zweikampfführung aber zu jeder Zeit an. Gewann bei nur 34 Ballkontakten nur jeden vierten Zweikampf. In der Hälfte der Wolfsburger fand nur jeder zweite Pass den eigenen Mann.

Der Schiedsrichter: Felix Brych hatte keine Probleme mit der fair geführten Partie und lag bei den wenigen kniffligen Situationen meist richtig. Die Entscheidung, den Luftdreikampf zwischen Naldo, Niedermeier und Cacau vor dem Wolfsburger Führungstor laufen zu lassen, war richtig. Lediglich Arnold hätte nach seinem Ellenbogenschlag eine Verwarnung kassieren müssen.

Das fiel auf:

  • Nach einem beidseitig unpräzisen und fahrigen Beginn rissen die Wolfsburger das Ruder im Laufe der ersten Hälfte an sich. Vor allem nach dem Führungstor wurden die Kombinationen der Wölfe sicherer und das Spiel in die Spitze schneller. Auch wenn oft der letzte Zug zum Tor fehlte, hatten die Wölfe die Partie mit über 60 Prozent Ballbesitz in der ersten halben Stunde im Griff.
  • Der VfB fand keinen Zugriff auf die Partie und wurde durch das starke Wolfsburger Pressing, bei dem sich mit Olic, de Bruyne und Arnold auch die Offensivreihe hervortat, am geordneten Spielaufbau gehindert. Die wenigen Offensivaktionen mit Potenzial verschenkten die Schwaben durch die verheerenden Flanken und unpräzise letzten Pässe.
  • Die Schwaben zeigten sich in Halbzeit zwei vor allem im Umschaltspiel verbessert. Die Schwaben nutzten nach einer Stunde einen Konter zum Tor, waren in der Defensive aber ein ums andere Mal unsortiert. Der VfL hätte sich schon früher belohnen können und hatte am Ende Glück, noch von einem individuellen Fehler zu profitieren.

Stuttgart - Wolfsburg: Die Statistik zum Spiel