Augsburg stürzt VfB tiefer in die Krise

Von David Kreisl
Jan-Ingwer Callsen Bracker erzielte das zwischenzeitliche 2:0 für Augsburg
© Getty

Die schwäbische Talfahrt geht weiter. Ein in der ersten Hälfte effizienter und leidenschaftlicher FC Augsburg sicherte sich zum Abschluss des 3. Spieltags durch ein 2:1 (2:1) gegen den VfB Stuttgart den ersten Sieg der Saison. Der VfB ist mit null Punkten Tabellenvorletzter. Als Konsequenz gab der Verein am Montagmorgen die sofortige Trennung von Trainer Bruno Labbadia bekannt.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 28.000 Zuschauern in der nicht ganz ausverkauften SGL-Arena brachten Halil Altintop (7.) und Jan-Ingwer Callsen-Bracker (36.) die Hausherren in Führung. Vedad Ibisevic (42.) konnte für die Schwaben lediglich noch per Foulelfmeter verkürzen. Zuvor hatte Paul Verhaegh Stuttgarts Alexandru Maxim im Strafraum gefoult.

Ibrahima Traore (72.) kassierte den achten Platzverweis an diesem Wochenende - noch nie in der Geschichte der Bundesliga gab es mehr Hinausstellungen an einem Spieltag.

Reaktionen:

Fredi Bobic (Vorstand Sport VfB Stuttgart): "Es ist ein sehr schlechter Start für uns. Wir haben heute alles versucht, den Bock umzustoßen, aber wir haben es nicht geschafft, auch zurecht nicht geschafft, das muss man ehrlich anerkennen. Wir haben bei Standardsituationen richtig Probleme gehabt, Wir haben die Tore auch sehr einfach hergeschenkt."

...über die Rote Karte für Traore: "Ich habe mir eigentlich vor der Saison vorgenommen, nichts zu Schiedsrichterleistungen zu sagen. Es ist mutig, da eine Rote Katen zu zeigen.. Aber das ganze Wochenende spricht von den Entscheidungen her für sich. Auf jeden Fall war die Rote Karte unberechtigt, ich gehe auch von klarem Freispruch aus.

Markus Weinzierl (Trainer FC Augsburg): "Das war ein tolles Spiel vor tollen Fans. Dass wir gewonnen haben, tut gut, denn der Druck war da. Drei Punkte nach drei Spieltagen ist für den FC Augsburg okay."

SPOX-Spielfilm: Hitz steht bei den Fuggerstädtern nach Amsifs Patzer letzte Woche gegen Bremen zwischen den Pfosten. Die Elf im Vergleich zu den ersten beiden Spielen ansonsten unverändert.

Bruno Labbadia bringt mit Rausch und Abdellaoue zwei Neuzugänge von Anfang an, letzterer bildet mit Ibisevic den Zwei-Mann-Sturm. Im Mittelfeld der VfB mit einer Raute, Boka ist alleiniger Sechser während Maxim hinter den Spitzen ran darf.

7., 1:0, Altintop: Verhaegh mit der halbhohen Flanke von rechts vor das Tor. Mölders verpasst in der Mitte, der Ball rutscht durch zu Altintop. Der steht, alleine gelassen von Schwaab, völlig blank im Fünfmeterraum und drückt die Kugel zur Führung über die Linie. Erstes Saisontor für den FCA!

16.: Ostrzolek verliert den Ball fahrlässig am eigenen Strafraum. Sakai fackelt nicht lange und versucht den Schlenzer von halbrechts. Hitz ist aber da und faustet den Ball weg.

36., 2:0, Callsen-Bracker: Das geht zu einfach: Freistoß Augsburg aus dem rechten Halbfeld. Holzhauser bringt den Ball vors Tor, Callsen-Bracker verlängert die Kugel aus kurzer Distanz in die lange Ecke. Die Defensive pennt kollektiv.

38.: Ulreich kann eine Flanke von links nicht weit genug wegfausten, Moravek steht am langen Pfosten frei. Der Mittelfeldspieler zieht aus acht Metern ab, drischt die Kugel aber nur ans Außennetz.

42., 2:1, Ibisevic (Foulelfmeter): Maxim geht von links mit Tempo in den Strafraum, Verhaegh grätscht ihn plump um - klarer Elfer! Ibisevic nimmt sich der Sache an und donnert die Kugel flach in die linke Ecke.

43.: Holzhauser zieht eine Ecke von rechts direkt aufs Tor. Ulreich ist überrascht und hat Glück, dass der Ball an den Pfosten prallt und wieder ins Feld zurückspringt.

52.: Boka nimmt eine Kopfball-Kerze von Klavan aus halbrechter Position im Sechzehner direkt. Der Ball wäre wohl knapp am langen Eck vorbei gegangen, doch Verhaegh grätscht mit Tempo in den Schuss und befördert ihn knapp über das eigene Tor.

59.: Holzhauser zieht einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld direkt auf das VfB-Tor. Ulreich ist noch mit den Fingerspitzen dran, der Ball knallt am langen Eck auf die Latte!

80.: Unfassbare Chance! Mölders bekommt einen hohen weiten Pass und scheitert von der Strafraumgrenze im ersten Versuch an Ulreich. Der Stürmer schaltet aber schnell und schnappt sich den Abpraller, umkurvt den Keeper - und knüppelt das Ding aus wenigen Metern aufs leere Tor ans Außennetz!

83.: Riesen Pass per Hacke von Ibisevic auf Harnik. Der bekommt den Ball am Elferpunkt aber nicht, weil Hitz gut aufpasst und sich den Ball klaut.

Fazit: Verdienter Sieg in einem wilden Spiel für in der ersten Hälfte eiskalte Hausherren. Stuttgart zwar kämpferisch präsent, spielerisch aber fast ohne Mittel.

Der Star des Spiels: Raphael Holzhauser war in der Offensive sehr präsent und hatte bei fast allen gefährlichen Aktionen des FCA seine Füße im Spiel. Schöne Vorlage zum 2:0 und mit Pech, als sowohl eine frech getretene direkte Ecke als auch ein Freistoß nur ans Aluminium gingen.

Der Flop des Spiels: Mohammed Abdellaoue sollte als zweite Spitze neben Ibisevic für Torgefahr sorgen, enttäuschte bis zu seiner Auswechslung in der 73. Minute aber auf ganzer Linie. Eine schwache Zweikampfquote, null Torschüsse und -vorlagen standen am Ende zu Buche.

Der Schiedsrichter: Tobias Welz hatte große Probleme und lag vor allem bei der Kartenverteilung oft daneben. Die Gelbe gegen Abdellaoue war überzogen, Baier durfte sich dafür ein grobes Foul gegen Maxim leisten, ohne bestraft zu werden. Augsburgs Verhaegh hätte den Halbzeitpfiff eigentlich nicht miterleben dürfen. Für sein brutales Einsteigen gegen Leitner gab es nur Gelb - hier hätte man bereits über Rot diskutieren können. Spätestens nach seinem Foul an Maxim vor dem Elfer muss der Kapitän aber mit Gelb-Rot runter. Auch der direkte Platzverweis gegen Traore war eine krasse Fehlentscheidung.

Das fiel auf:

  • Von Anfang an entwickelte sich ein Spiel in hitziger Atmosphäre. Viele Nickligkeiten und Fouls bestimmten die Partie, die Spieler schlugen oftmals über die Stränge.
  • Der VfB war vom Einsatz her nach den zuletzt peinlichen Auftritten zwar um Wiedergutmachung bemüht, das Spiel nach vorne zeigte sich aber unpräzise und harmlos. Die Gäste bekamen keinen Zugriff auf die Partie. Das Resultat: Keine selbst herausgespielte Torchance in den ersten 45 Minuten.
  • Die Augsburger präsentierten sich aggressiv, leidenschaftlich und in Halbzeit eins vor allem eines: effektiv! Die ersten beiden Torchancen saßen. Der FCA profitierte dabei aber vom extrem schwachen Defensivverhalten der Gäste. Bei mehr Genauigkeit im eigenen Spiel wäre für die Hausherren sogar noch mehr drin gewesen.
  • Der VfB nach der Pause mit einer Drangphase, wirklich gefährlich wurde es aber zu selten. Im Laufe der zweiten Hälfte bekamen die Augsburger das Spiel wieder besser in den Griff.
  • Labbadia versuchte, durch die Hereinnahme von Harnik, Cacau und Traore mehr Durchschlagskraft in die Offensive zu bringen. Nach dem Platzverweis stellte sich die Situation für den VfB aber natürlich noch schwerer dar.
  • Stuttgart in der Schlussphase in Unterzahl mit guter Moral, aber ohne Durchschlagskraft. Der FCA bekam viele gute Kontersituationen, spielte diese aber fast alle schlampig aus.

Augsburg - Stuttgart: Daten zum Spiel