Reus ballert Stuttgart an den Abgrund

Robert Lewandowski war ein ständiger Unruheherd in der Stuttgarter Defensive
© Getty

Der VfB Stuttgart taumelt weiter dem Abstieg entgegen. Am 28. Spieltag verloren die Schwaben trotz 2:0-Führung 2:3 (2:1) gegen Borussia Dortmund. Marco Reus erzielte alle drei Tore des BVB.

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Vor 60.000 Zuschauern in der Mercedes-Benz-Arena brachte Kapitän Christian Gentner seinen VfB nach einem Fehler von Oliver Kirch in Führung (9.). Martin Harnik erhöhte zehn Minuten später auf 2:0.

Marco Reus verkürzte noch vor der Pause für den BVB (30.). Der Nationalspieler sorgte per Foulelfmeter auch für den Ausgleich (68.). Zuvor hatte Georg Niedermeier wegen der Verhinderung einer klaren Torchance die Rote Karte gesehen. Mit seinem dritten Treffer sorgte Reus für die Entscheidung (83.).

Der BVB gewann damit auch mal wieder eine Partie vor einem Champions-League-Spiel, die letzten vier Partien waren verloren gegangen und rettete Jürgen Klopp das Jubiläum in seinem 300. Bundesligaspiel als Trainer. Die Dortmunder holten sich mit dem Sieg auch Platz zwei von Schalke zurück.

Reaktionen:

Huub Stevens (Trainer VfB Stuttgart): "Wir werden etwas Positives herausholen aus dem Spiel. Aber wir haben verloren, sind enttäuscht für die Spieler und für alle. Doch das ist eine Art und Weise gewesen, um da unten loszukommen - gegen Dortmund, die Champions League spielen. Das ist hart, aber das ist der Weg, wie man da unten rauskommen kann: kämpfen und zusammenhalten."

Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): "Es war für uns ein denkbar ungünstiger Start ins Spiel. Wir hatten uns vorgenommen, Zweikämpfe zu führen und Fußball zu spielen. Das mit dem Fußballspielen hatten wir zunächst falsch verstanden. Scheinbar haben wir die zwei Gegentore gebraucht, um zu reagieren. Dann hatten wir zwei Großchancen, die Sven Ulreich überragend pariert hat. In der zweiten Spielhälfte haben wir sehr gut reagiert und am Ende verdient gewonnen, wie ich denke. Ich bin mir sicher, dass ich auch in der nächsten Saison hier eine Pressekonferenz geben darf, da der VfB genügend Qualität besitzt."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Stevens zaubert Didavi aus dem Hut und stellt ihn auf die Zehn. Didavi ist in dieser Saison erstmals nach seiner Knieverletzung im Kader und absolviert sein erstes Bundesligaspiel seit Mai 2013. Auch Gruezo feiert sein Startelfdebüt. Rausch und Sakai dafür auf der Bank.

Der BVB ebenfalls mit zwei Wechseln: Kirch und Hofmann kommen für Piszczek und Sahin.

9., 1:0, Gentner: Kirch mit einem kapitalen Fehler, zu kurzer Rückpass auf Sokratis. Gentner geht dazwischen, wackelt am Strafraum Sokratis aus und legt den Ball aus 16 Metern neben den rechten Pfosten.

14.: Lewandowski bedient den eingelaufenen Großkreutz. Der zieht mit links Richtung langes Eck ab. Ulreich ist schnell unten und wehrt den Ball ab.

19., 2:0, Harnik: Traore lässt Durm auf rechts locker stehen und geht in den Strafraum. Querpass auf Harnik, der den Ball aus drei Metern ins Tor drückt.

30., 2:1, Reus: Hofmann erkennt 25 Meter vor dem Tor in der VfB-Verteidigung die Lücke und steckt den Ball durch zu Reus. Der setzt den Ball aus spitzem Winkel mit links neben den rechten Pfosten.

31.: Querpass von rechts in den Strafraum, Lewandowski lässt den Ball zu Mkhitaryan durch, der aus 14 Metern völlig frei zum Abschluss kommt. Ulreich lenkt den Ball mit einer herausragenden Fußabwehr am Tor vorbei.

44.: Im Strafraum nimmt Lewandowski einen Ball erst hervorragend runter und legt dann für Reus quer. Dessen Schuss blockt Niedermeier im letzten Moment.

55.: Gruezo mit dem Ballverlust im Mittelfeld. Kirch bedient Lewandowski, der von halbrechts aufs Tor zieht und das Ding aus 14 Metern an den Pfosten hämmert.

67., Rot für Niedermeier: Der VfB-Verteidiger lässt sich von Lewandowski im Zweikampf austanzen und reißt ihn im Strafraum um.

68., 2:2, Reus (FE): Der Nationalspieler verwandelt sicher links unten, Ulreich fliegt nach rechts.

78.: Reus bringt einen Freistoß von halbrechts aus 20 Metern Richtung rechtes Kreuzeck. Ulreich fischt das Ding raus.

79.: Reus mit der Flanke von rechts. Lewandowski ist sieben Meter vor dem Tor völlig frei, sein Kopfball geht aber klar drüber.

82., 2:3, Reus: Langer Ball auf links auf den startenden Aubameyang. Der legt von der Grundlinie zurück auf Reus. Dessen Direktabnahme aus 16 Metern fälscht Schwaab mit der Hand ins eigene Tor ab. Keine Chance für Ulreich.

85.: Wunderbarer Pass von Gentner auf den einlaufenden Harnik. Der steht auf links frei vor Weidenfeller, legt den Ball aber am rechten Winkel vorbei.

Fazit: Dortmund die aktivere Mannschaft und mit großer Moral nach dem 0:2-Rückstand.

Der Star des Spiels: Marco Reus. Bewegte sich gut um Lewandowski herum und war mit seinen drei Treffern der entscheidende Mann auf dem Platz. Herausragend dabei sein Abschluss beim 1:2. Gab insgesamt sieben Torschüsse ab.

Der Flop des Spiels: Georg Niedermeier. Lange Zeit eine solide Leistung im Zentrum. Ließ sich in der entscheidenden Situation aber von Lewandowski viel zu einfach ausspielen und holte sich dann auch noch Rot ab. Damit brachte er seine Mannschaft auf die Verliererstraße.

Der Schiedsrichter: Michael Weiner. Verfolgte eine kleinliche Linie und lag nicht immer richtig. Der Gelben Karte von Kirch ging nicht mal ein Foulspiel voraus. Ließ dann beim gelbwürdigen Foul von Kirch Gnade vor Recht ergehen. Auch Gelb für Niedermeier war falsch, Rot dagegen korrekt. Musste nach 75 Minuten wegen einer Verletzung ausgetauscht werden. Die letzte Viertelstunde pfiff Norbert Grudzinski fehlerlos, Mike Pickel ging an die Seitenlinie.

Das fiel auf:

  • Stuttgart empfing den BVB tief in der eigenen Hälfte, verteidigte dort aggressiv und suchte bei Ballgewinn den schnellen, direkten Weg nach vorne. Ibisevic hatte eine Sonderaufgabe: er stellte bei Ballbesitz Dortmund Hummels zu, allerdings machte er das mit zunehmender Spieldauer nicht mehr ganz so konsequent.
  • Der BVB ging dem VfB anfangs auf den Leim und leistete sich viele Fehler im Passspiel, die die Stuttgarter für Konter nutzten. Erst als die Dortmunder an Sicherheit gewannen, wurde der Druck auf die VfB-Abwehr größer und die BVB-Chancen zahlreicher.
  • Lewandowski bekam die VfB-Defensive nie in den Griff. Der Pole konnte viele Bälle festmachen und dann verteilen, oder er kam selbst zum Abschluss. Bezeichnend wie er Niedermeier vor dem Platzverweis stehen ließ.
  • Stevens reagierte auf den Platzverweis mit der Hereinnahme von Sakai als Rechtsverteidiger, Schwaab rückte nach innen. Er ordnete den VfB im 4-4-1 an. Allerdings schaffte der VfB kaum noch Entlastung und musste viele Möglichkeiten zulassen. Erst nach dem Rückstand kam der VfB wieder aus seiner Deckung, ließ die Chance zum Ausgleich aber ungenutzt.

Stuttgart - Dortmund: Die Statistik zum Spiel