HSV gelingt Big Point im Abstiegskampf

Von Daniel Reimann
Abstiegskampf pur: Bei Nürnberg gegen Hamburg stand einiges auf dem Spiel
© Getty

Der Hamburger SV hat am 25. Spieltag gegen den 1. FC Nürnberg einen wichtigen 2:1 (0:0)-Heimsieg erlangt. Durch den Dreier zieht der HSV am direkten Konkurrenten vorbei.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 52.183 Zuschauern in der Imtech-Arena war Hamburg die spielbestimmende Mannschaft, vergab jedoch haufenweise Großchancen. Erst Hakan Calhanoglu konnte Nürnbergs Keeper Raphael Schäfer in der 80. Minute mit einem abgefälschten Distanzschuss überwinden.

Mike Frantz sorgte mit einem Eigentor für die 2:0-Führung für die Gastgeber (87.), bevor Josip Drmic in der Nachspielzeit verkürzte (90.+1). In letzter Minute hielt Rene Adler mit einer tollen Parade die drei Punkte fest.

Nürnberg kassiert damit die dritte Pleite in Folge und muss weiter zittern. Dem HSV hingegen gelingt ein Big Point im Abstiegskampf - der siebte von zwölf möglichen Zählern unter Mirko Slomka.

Reaktionen:

Mirko Slomka (Trainer HSV): "Wir haben dran geglaubt, dass wir irgendwann die Chance bekommen. Wir glauben an die Mannschaft. Wir haben das Trainingsniveau deutlich erhöht, den Umfang erhöht. Wir brauchen die Luft, um über 90 Minuten marschieren zu können. Wir waren einmal unkonzentriert, das darf uns nicht passieren. Es war eine klasse Leistung, die wir defensiv gezeigt haben."

Oliver Kreuzer (Sportdirektor HSV):"Es war ein unglaublich tolles Fußballspiel. Wir wollten und mussten dieses Spiel unbedingt gewinnen. Wir haben alles in die Wagschale werfen. Am Ende des Tages wurden wir belohnt durch das Tor von Hakan. Das Tor war eine Befreiung. Am Ende haben wir es noch einmal spannend gemacht."

Gertjan Verbeek (Trainer 1.FC Nürnberg): "In der ersten Halbzeit war ein sehr hohes Tempo. In der zweiten Halbzeit hat der HSV gut Druck gemacht. Wir haben zu wenig gearbeitet in der Offensive."

Markus Feulner (1.FC Nürnberg): "Wir hätten gerne einen Punkt mitgenommen. Wir haben uns in der ersten Halbzeit ein bisschen unter Wert verkauft. Wir waren nicht so aggressiv wie der HSV. Ich glaube, dass wir unsere Möglichkeiten hatten, die muss man auswärts halt nutzen."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Beim 1. FC Nürnberg kehrt Feulner in die Startelf zurück, Campana muss für ihn weichen.

Mirko Slomka nimmt nur eine Änderung vor: Van der Vaart beginnt in der Zentrale, Rincon sitzt draußen. Calhanoglu rückt dafür auf den rechten Flügel.

1.: Feulner bedient Drmic, der sich am Sechzehner auf halblinks fast gegen drei Mann durchsetzt. Seine unfreiwillige Ablage für Feulner ist gut - doch der verfehlt das Tor um etwa 50 Zentimeter.

4.: Calhanoglu will es wissen, doch sein Schuss aus 19 Metern halblinker Position zischt einen Meter rechts am Tor vorbei.

17.: Hamburg kontert mit drei gegen zwei, doch Illicevic spielt den Querpass in den Rücken von Calhanoglu - woraus der aber trotzdem noch einen richtig guten Abschluss aus 19 Metern zustande bringt und Schäfer zu einer Flugparade zwingt.

24.: Mak gibt die Kugel von rechts halbhoch in die Mitte, wo Feulner von Mancienne allein gelassen wird. Abzug aus 13 Metern - Außenpfosten!

34.: Djourou steckt rechts am Sechzehner durch für Zoua. Der will als Doppelpass wieder quer legen, spielt den Ball aber zu steil in den Fünfer - geklärt.

37.: Kyotake zieht einfach mal ab, der Ball wird ganz eklig abgefälscht und wird zur unberechenbaren Bogenlampe, die Adler aber mit beherztem Eingreifen entschärfen kann.

45.: Illicevic setzt sich auf links ausnahmsweise mal durch und hat das Auge für den am Elfmeterpunkt eingelaufenen Zoua - doch dessen Schuss klatscht an den linken Außenpfosten!

59.: Nach Ballgewinn von Westermann am Strafraum der Gäste schickt Zoua Van der Vaart rechts im Sechzehner. Der Holländer will lupfen, doch Schäfer klärt im Rutschen.

70.: Zoua kommt aus kürzester Distanz zum Kopfball - doch auf der Linie kann mit Pinola ausgerechnet der kleinste der Nürnberger Verteidiger mit dem Kopf klären.

74.: Flanke von rechts, in der Mitte steigt Zoua hoch. Sein Aufstützen im Kopfballduell wird nicht geahndet, Illicevic kommt zum Abschluss. Doch einmal mehr rettet Schäfer stark.

81., 1:0, Calhanoglu: Einen langen Ball von Arslan fischt Calhanoglu technisch perfekt aus der Luft. Balitsch verliert die Übersicht und läuft am Ball vorbei, Plattenhardt greift den Hamburger auf halblinks nicht an. Mike Frantz komplettiert das Desaster, in dem er den Ball zur Bogenlampe abfälscht und für Schäfer unhaltbar macht.

87., 2:0, Frantz (Eigentor): Calhanoglu führt links einen Freistoß kurz aus, Jiracek flankt auf Höhe des Fünfers - und in der Mitte stolpert ausgerechnet Frantz den Ball ins eigene Tor.

90+1., 2:1, Drmic: Feulner legt aus der Mitte nach rechts ab für Drmic, der Westermann mit einem Haken aussteigen lässt und aus acht Metern ins kurze Eck einnetzen kann.

90.+3.: Campana schlenzt einen 26-Meter-Freistoß perfekt aufs Kreuzeck, doch Adler fischt die Kugel sensationell aus dem rechten Winkel - irre!

Fazit: Ein absolut verdienter Sieg von unnachgiebigen Hamburgern, die auch nach zahlreichen vergebenen Chancen dranblieben. Nürnberg war nur 45 Minuten lang konkurrenzfähig.

Der Star des Spiels: Hakan Calhanoglu. Der Youngster war Dreh- und Angelpunkt des Hamburger Offensivspiels. Suchte unermüdlich den Weg zum Tor, zog aus allen nur erdenklichen Positionen ab und prüfte Schäfer pausenlos. Sein Tor war letztlich glücklich, aber hochverdient. Hatte insgesamt zehn Torschüsse und acht Flanken auf dem Konto. Bei Nürnberg überragend: Raphael Schäfer.

Der Flop des Spiels: Martin Angha. Nürnbergs Rechtsverteidiger stand - wie viele seiner Kollegen - oft neben sich. Zu passiv im Zweikampf, oft desorientiert im Stellungsspiel. Gewann nur ein Viertel seine Zweikämpfe, hatte mit die schlechteste Passquote seiner Mannschaft.

Der Schiedsrichter: Marco Fritz agierte oftmals ein wenig kleinlich und ließ nur wenig Spielfluss zu, sobald das Spiel zweikampfintensiver wurde. In der 22. Minute übersah er, dass Petrak Westermann bei einem Freistoß im eigenen Strafraum elfmeterreif zu Boden rang. Sonst mit einer souveränen Leitung. Zog den Ärger der Nürnberger auf sich, als er abpfiff, obwohl der FCN noch eine Ecke hatte.

Das fiel auf:

  • Die Partie war keineswegs hochklassig, aber hochgradig unterhaltsam. Beide Teams agierten forsch, teilweise mit offenem Visier. Doch besonders der HSV lief anfangs nach Ballverlusten schnell ins offene Messer. Vor allem Badelj interpretierte seine Sechserrolle recht offensiv, weshalb Nebenmann Arslan bei Nürnberger Kontern oft mit der Viererkette allein gelassen wurde.
  • Hamburg versuchte sich mit einem einfachen Erfolgsrezept: Hoch in den Fünfer getretene Standards, bei denen sich Schäfers bisweilen mangelnde Strafraumbeherrschung offenbarte. Sonst setzte der HSV vor allem auf schnell vorgetragene Konter. Entweder über den aufrückenden Diekmeier am rechten Flügel oder über die schnellen Außen Illicevic/Calhanoglu.
  • Beide Teams zeigten teils haarsträubende Fehler im Spielaufbau. Besonders Nürnberg agierte oft fahrlässig, was sich angesichts der hochstehenden, aggressiv pressenden Hamburger als enormes Risiko entpuppte. Die Gastgeber wiederum schalteten nach Ballverlust viel zu langsam um und ermöglichten den Nürnbergern so gute Konterchancen.
  • Gleiches Bild nach Wiederanpfiff, wenngleich sich der FCN nur noch seltener befreien konnte. Wenn Kiyotake mal keine rettende Idee hatte, fiel den Nürnbergern nur wenig ein. Hamburg hingegen lebte von der Kreativität des Offensiv-Trios und konnte sich so regelmäßig Chancen herausspielen. Am Ende wurden die Räume größer und die Nürnberger verloren an Konzentration. So schien es eine Frage der Zeit, bis das Tor endlich fiel.

Hamburg - Nürnberg: Die Statistik zum Spiel