Stuttgart verschenkt wichtige Punkte

Von Stefan Rommel
Aaron Hunt traf in der 79. Minute zum 1:1
© Getty

Der VfB Stuttgart taumelt weiter dem zweiten Abstieg der Vereinsgeschichte entgegen. Beim Debüt des neuen Trainers Huub Stevens kamen die Schwaben bei Werder Bremen beim 1:1 (0:0) zwar zu einem Punkt, verspielten dabei aber abermals eine Führung und sind seit nunmehr zehn Bundesligaspielen sieglos.

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Vor 41.500 Zuschauern im Bremer Weserstadion erzielten Georg Niedermeier (55.) für die Gäste und Aaron Hunt (79.) für Werder die beiden Tore. Stuttgarts Martin Harnik verschoss in der 45. Minute einen Handelfmeter.

In den letzten 18 Spielen konnte der VfB nicht mehr zu Null spielen, ligaweit ist das die mit Abstand längste Gegentorserie. Länger musste der VfB nur 1969 - saisonübergreifend - auf eine weiße Weste warten (21 Partien).

Reaktionen:

Robin Dutt (Trainer Werder Bremen): "Das war ein glücklicher Punktgewinn für uns. Stuttgart hat den Spieß etwas umgedreht und so gespielt wie wir in den vergangenen Wochen. Was für uns spricht, ist die Moral. Aber insgesamt haben wir es nicht so gut gemacht. Der Punkt ist aber Gold wert, weil wir Stuttgart auf Distanz halten."

Huub Stevens (Trainer VfB Stuttgart): "Schade, dass wir den Sack nicht zugemacht haben nach der Führung. Ich kann mit der Art und Weise unseres Spiels zufrieden sein, aber nicht mit dem Ergebnis. Wir hätten uns belohnen sollen. Aber so, wie wir gespielt haben, kann das der Weg sein. Wenn wir so weitermachen, dann kommen wir auch unten raus."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Werder erstmals in dieser Saison mit der Aufstellung der Vorwoche.

Der VfB dagegen mit zwei doch etwas überraschenden Änderungen: Leitner und Maxim sitzen nur auf der Bank. Dafür beginnen Rausch auf dem Flügel und Traore im Mittelfeldzentrum. Auf den eher erwarteten Wechsel von Haggui für den zuletzt schwachen Rüdiger in der Viererkette verzichtet Stevens.

32.: Caldirola setzt sich auf der linken Seite gegen Niedermeier durch und flankt flach zur Mitte. Di Santo ist da, knallt den Ball aber aus vier Metern stark bedrängt übers Tor.

45.: Harnik lässt auf Sakai abtropfen, der zieht aus elf Metern ab. Lukimya wirft sich in die Schussbahn und wehrt den Ball mit dem Arm ab. Kinhöfer zeigt nach kurzem Zögern auf den Punkt. Harnik läuft an und schießt den Ball am rechten Winkel vorbei.

52.: Cacau mal aus der zweiten Reihe, Prödl fälscht noch ab. Aber der Ball hat zu wenig Geschwindigkeit, Wolf ist da und nimmt den Ball sicher auf.

54.: Harnik geht an zwei Bremern vorbei. Sein Schuss kullert an Wolf vorbei, aber Lukimya kratzt den Ball kurz vor der Linie weg.

55., 0:1, Niedermeier: Den folgenden Eckball klärt Werder nicht sauber. Rausch hebt den Ball zurück in den Sechzehner. Niedermeier schiebt sich geschickt zum Ball und köpft aus sechs Metern. Wolf pariert, den Abpraller versenkt Niedermeier dann im Fallen unter die Latte.

61.: Starker Konter der Gäste. Traore braucht beim Abschluss aus 16 Metern aber zu lange und zielt dann unter Bedrängnis vorbei.

67.: Tolle Kombination des VfB: Sakai passt in den Sechzehner, Harnik läuft ein paar Meter und spielt dann den Doppelpass. Sakai lässt Caldirola ins Leere rutschen, knallt den Ball dann aber frei vor Wolf über den Kasten.

79., 1:1, Hunt: Freistoß Werder 20 Meter vor dem Tor. Hunt zielt eigentlich voll in die Mauer. Die geht aber auf, Cacau kommt mit dem Kopf nicht mehr dran und der Ball schlägt rechts unten ein.

Fazit: Glücklicher Punktgewinn für Werder. Der VfB war nach dem Führungstreffer klar besser, verpasste aber einmal mehr die Entscheidung.

Der Star des Spiels: Christian Gentner war Antreiber und Stabilisator des Stuttgarter Spiels zugleich. Der Kapitän absolvierte ein hohes Laufpensum, gewann viele Bälle und setzte auch in der Offensive Akzente.

Der Flop des Spiels: Nils Petersen war bis zu seiner Auswechslung nach einer Stunde fast unsichtbar. Konnte sich gegen Rüdiger oder Niedermeier kaum einmal durchsetzen und hatte keine Torszene.

Der Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer hatte einige Probleme mit der Vorteilsauslegung und bei der Bewertung von Zweikämpfen. Der Stuttgarter Elfmeter war vertretbar. Mit einem guten Maß bei den persönlichen Strafen.

Das fiel auf:

  • Stevens ging von der zuletzt praktizierten Raute im Mittelfeld weg und stellte auf eine flache Vier um. Bei gegnerischem Ballbesitz zog sich der VfB tief in die eigene Hälfte zurück. Traore und Cacau waren als erste Pressinglinie an der Mittellinie postiert. Die Mannschaft versuchte, als Block nie weiter als rund 20 Meter vom ersten bis zum letzten Feldspieler auseinanderzustehen.
  • Werder ließ sich vom VfB nicht locken, sondern spielte sein zurückhaltendes und risikoarmes Spiel nüchtern runter. Erst nach einer guten halben Stunde zeigten die Gastgeber zumindest Ansätze eines flüssigen Kombinationsspiels. Besonders dann, wenn Werder schnell die Seiten verlagern konnte, wurde es für den VfB gefährlich.
  • Bei beiden Mannschaften fielen viele technische Mängel im Passpiel auf, die Stuttgarter Variante mit vielen hohen Anspielen auf Cacau und Traore gegen die großgewachsenen Bremer Innenverteidiger war nur schwer nachzuvollziehen - zumal der böige Wind einen schwer berechenbaren Faktor darstellte.
  • Nach der Führung zeigte der VfB bei seinen Kontern teilweise richtig ansehnlichen Fußball, spielte die Angriffe aber nicht sauber zu Ende und verpasste es, die schwächste Phase der Gastgeber mit einem zweiten Treffer zu bestrafen.
  • Werder fehlte es in der zweiten Halbzeit fast ausnahmslos an der nötigen Präzision, die Gestalter Hunt und Obraniak bekamen keine klare Struktur ins Bremer Spiel. Also versuchte es Dutt mit den Einwechslungen der dribbelstarken Kobylanski und Elia.
  • Der VfB, der einmal mehr in der Schlussphase einen Gegentreffer hinnehmen musste, hielt anders als in den Wochen zuvor körperlich bis zum Schluss voll dagegen und drängte bis zum Ende auf den Siegtreffer.

Bremen - Stuttgart: Die Statistik zum Spiel