Junuzovic beschert Werder Derby-Sieg

Von Stefan Rommel
19. Minute im Nordderby: Junuzovic erzielt das 1:0 für Werder Bremen
© Getty

Werder Bremen hat das 100. Nordderby gegen den Hamburger SV gewonnen. Vor 42.500 Zuschauern im restlos gefüllten Weserstadion traf Zlatko Junuzovic (19.) früh zum Tor des Tages.

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Für Werder war es der erste Sieg im Jahr 2014, Hamburg musste nur eine Woche nach dem überzeugenden 3:0 über Borussia Dortmund einen herben Dämpfer hinnehmen.

Durch den Sieg hat Werder sein Polster auf den Erzrivalen und Platz 16 der Tabelle auf sechs Punkte ausgebaut. Hamburg wartet damit auch im siebten Jahr in Folge auf einen Dreier in Bremen.

Unmittelbar nach der Pause musste die Partie für mehrere Minuten unterbrochen werden, weil im Bremer Block Bengalos und Leuchtraketen gezündet wurde. Die Bremer Ultras mussten sich hierfür vom großen Teilen des Bremer Publikums wütende Pfiffe und entsprechende verbale Reaktionen gefallen lassen.

Hamburgs Slobodan Rajkovic musste mit Verdacht auf eine schwere Knieverletzung Mitte der zweiten Halbzeit ausgewechselt werden.

Die Reaktionen:

Robin Dutt (Trainer Werder Bremen): "Das ist zweifelsohne eine sehr schöner Tag. Ich habe auch schon ein paar Derbys gespielt, aber so geknistert wie vor diesem Derby hat es selten. Die ganze Stadt war in Wallung. Wenn du 1:0 gewinnst und das Spiel 96 Minuten geht, dann kommst du als Trainer auch nicht richtig zur Ruhe."

Mirko Slomka (Trainer Hamburger SV): "Wir kamen einfach nicht in das Spiel rein. Der Kampf um den zweiten Ball war oftmals auf Bremer Seite. Das hat nichts mit Leidenschaft oder Begeisterung am Fußball oder Herz zu tun."

Zlatko Junuzovic (Werder Bremen): "Das zweite muss auf jeden Fall sein. Da habe ich es mit der Angst bekommen. Das dritte muss ich auflegen. Dass ich so ein Egoschwein bin, hab ich gar nicht gewusst. Gott sei Dank haben wir gewonnen, das war so wichtig für uns. Bist du deppert, war das eine Anspannung vor dem Spiel."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Werder wieder mit Hunt im offensiven Mittelfeld. Lukimya rückt für den gesperrten Kroos in die Innenverteidigung. Caldirola (ebenfalls gesperrt) wird durch Garcia ersetzt.

Der HSV mit nur einer Änderung im Vergleich zum Dortmund-Spiel: Für den erkrankten Westermann beginnt Diekmeier rechts in der Viererkette. Van der Vaart ist wieder gesund, sitzt aber zunächst nur auf der Bank.

19, 1:0, Junuzovic: Ein eigentlich verunglücktes Zuspiel leitet Hunt mit der Hacke über die Hamburger Abwehr weiter. Junuzovic ist da, nimmt den Ball kurz an und schiebt dann aus acht Metern unter Adler hindurch ins Tor.

23.: Petersen geht rechts am Strafraum viel zu leicht an Djourou vorbei. Spitzer Winkel, Adler kommt gut raus. Petersen versucht es dennoch selbst und scheitert am Torhüter.

43.: Rincons Flanke von rechts lässt Jiracek für Calhanoglu durch. Der schlenzt den Ball aus halblinker Position nahezu perfekt über Wolf. Der Keeper schon geschlagen, der Ball springt aber an die Latte und von dort zurück ins Feld.

56.: Eine zu kurz abgewehrte Ecke nimmt Badelj direkt. Satter Schuss aus 16 Metern, aber genau auf Wolf.

67.: Rajkovic, gerade erst wieder ins Team gerückt, knickt böse mit dem Knie um und muss vom Platzt. Für ihn kommt Sobiech.

69. Sobiech verstolpert den Ball mit seiner ersten Aktion, als letzter Mann. Junuzovic ist völlig frei vor Adler. Sein Schuss aus 15 Metern streift aber nur den linken Außenpfosten.

74.: Obraniak aus 15 Metern. Guter Schuss aufs kurze Eck, Adler rettet zur Ecke. Die köpft Garcia aus zehn Metern aufs rechte Eck. Van der Vaart kratzt den Ball von der Linie.

Fazit: Werder war die etwas leidenschaftlichere Mannschaft und hatte ein Übergewicht an Chancen. Dem HSV fehlte es im Angriffsdrittel an Präzision und Ideen. Insgesamt ein verdienter Erfolg für die Gastgeber.

Der Star des Spiels: Philipp Bargfrede machte in der Zentrale vor der Abwehr eine starke Partie. Zuerst alleine, später mit Junuzovic' Unterstützung war er oftmals die Endstation Hamburger Angriffe. Sehr stark im Zweikampf, bissig und mit klugen Entscheidungen im Stellungsspiel.

Der Flop des Spiels: Dennis Diekmeier konnte auf seiner rechten Seite kaum einen Akzent in der Offensive setzen. Der Westermann-Ersatz blieb fast 90 Minuten lang wirkungslos in seinem Vorwärtsdrang, dabei boten sich immer wieder Gelegenheiten, mit Tempo über die Flanke zu kommen.

Der Schiedsrichter: Florian Meyer legte in der hitzigen Atmosphäre eine angenehm ruhige und zurückhaltende Körpersprache an den Tag. Gut in der Zweikampfbewertung, mit einem gerechten Maß bei den persönlichen Strafen. Hätte allerdings Petersen nach dessen harten Einsteigen gegen Adler Gelb zeigen müssen.

Das fiel auf:

  • Werder wieder mal mit der Raute: Bargfrede als Sechser, Hunt zentral davor. Im Aufbau schoben die beiden Außenverteidiger sehr hoch nach vorne, während sich neben Bargfrede auch immer noch mindestens einer der drei anderen Mittelfeldspieler fallen ließen, um den Ball nach vorne zu bringen.
  • Hamburg hatte erhebliche Probleme mit der Aggressivität der Gastgeber. Besonders im Mittelfeld wurden viele Bälle leicht hergeschenkt. Wenn es gefährlich wurde, dann wenn Lasoga einen Ball festmachen und auf den nachrückenden Jansen legen konnte. Diekmeier und Rincon rechts hatten kaum offensive Szenen.
  • Trotz aller Bemühungen um spielerische Linie blieb das vorherrschende Stilmittel auf beiden Seiten der neutrale Ball, um dann bestenfalls im gegnerischen Drittel auf die zweiten Bälle gehen zu können.
  • Slomka reagierte in der Pause und brachte van der Vaart, der sich im Zentrum zunächst nahe an Lasogga orientierte und Calhanoglu auf die rechte Seite beorderte. Der eigentliche Grund, warum die Gäste aber mehr und mehr Spielanteile bekamen, war Badelj, der im Zentrum zusammen mit Arslan immer stärker wurde und mehr Linie ins Spiel brachte.
  • Dutt stellte auf Grund des größer werdenden Hamburger Drucks auf 4-2-3-1 um, in dem er Gebre Selassie brachte (für Di Santo) und Junuzovic neben Bargfrede auf Sechserposition zurückzog. Petersen blieb als einzige Spitze übrig. Kurze Zeit später nahm er auch noch Hunt vom Platz und ersetzte ihn durch den defensiven Makiadi.
  • Hamburgs Problem blieb, dass es die Mannschaft zu früh bei ihren Angriffen in die Mitte zog, wo Werder - auch durch die Einwechslungen bedingt - ein dichtes Geflecht bilden konnte und so viele Bälle vom Strafraum weghalten konnte.

Bremen - Hamburg: Die Statistik zum Spiel