Rollenspieler im Rekordmodus

Von Daniel Reimann
Bastian Schweinsteiger (l.) hatte nach dem Sieg in Hannover allen Grund zur Freude
© getty

Trotz regelmäßiger Rotation kommt Bayern nicht vom Rekordkurs ab. Guardiolas Stars erfüllen die geforderten Rollen mit Bravour. Keiner scheint unersetzbar - auch nicht der Triumphator von London.

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Als Zuschauer fühlte man sich schnell an das Stuttgart-Spiel erinnert. Bastian Schweinsteiger schlüpfte bei seiner Auswechslung kurz in die Rolle des Toni Kroos. Er lief zur Seitenlinie, zog demonstrativ seine Handschuhe aus, schimpfte sichtbar, gestikulierte. Nur das Kroos'sche Wegwerfen der Handschuhe unterließ er.

Was auf den ersten Blick wie echte Unzufriedenheit aussah, entpuppte sich im Nachhinein als Scherz. "Kurz vor der Auswechslung habe ich Arjen Robben hinterlaufen, aber den Ball nicht bekommen", erklärte ein entspannter Schweinsteiger bei "Sky": "Darüber war ich sauer. In meinem Alter hinterläuft man nicht mehr so oft, da habe ich dann einen Spaß draus gemacht."

Nur einer war scheinbar nicht zu Späßen aufgelegt. Trainer Pep Guardiola verstand Schweinsteigers nicht ganz ernst gemeinte Beschwerde offenbar nicht als Scherz und ließ sich auf eine Diskussion ein. Wahrscheinlich war Pep nach Kroos' Auswechslung gegen Stuttgart und der darauffolgenden Debatte nicht besonders angetan von Schweinsteigers Gestik und Mimik.

Schweinsteiger überzeugt in Hannover

Dabei hatte die "Posse" um Kroos für alle Beteiligten positive Auswirkungen. Der 24-Jährige blühte zuletzt merkbar auf, gegen Arsenal zeigte Kroos eine herausragende Leistung. Im Anschluss wurde er mit Lob übergossen, als quasi unersetzlich gepriesen.

Doch in Hannover fand er sich auf der Bank wieder. Pep rotierte, brachte Schweinsteiger in der Zentrale neben Lahm und Thiago. Jener Schweinsteiger stand zum ersten Mal seit Anfang November wieder in der Startelf. Doch auf dem Platz agierte er, als hätte es die lange Pause, seine Sprunggelenks- und Sehnenverletzung nicht gegeben.

Mit einer beeindruckenden Präsenz leitete er das Spiel der Münchner, spielte überragende Pässe und setzte seine Vordermänner so regelmäßig in Szene.

Auch die Statistiken sprechen eine klare Sprache. Mit 86 Ballkontakten hatte Schweinsteiger fast so viele wie Thiago, der knapp 20 Minuten mehr Spielzeit hatte. Dazu gewann er zwei Drittel seiner Zweikämpfe und spielte insgesamt 73 Pässe. Die Parallelen zu Kroos' Auftritt gegen Arsenal sind naheliegend, auch wenn die Gunners ein anderes Kaliber darstellen als Hannover.

Beckenbauer warnt Kroos

Es ist offenbar egal, welchen der beiden Guardiola in der Zentrale aufbietet. Beide erfüllten ihre Rolle mit Bravour. "Bei uns kann immer jeder spielen", bekräftigte auch Nebenmann Philipp Lahm nach dem Spiel. "Wir sind eine Spitzenmannschaft. Es ist völlig normal, dass man Positionen und Spieler austauscht."

Bastian Schweinsteigers Werte gegen Hannover 96

Franz Beckenbauer erklärte bei "Sky 90" klar, dass grundsätzlich jeder Bayern-Spieler zu ersetzen sei. "Außer Manuel Neuer vielleicht", so Beckenbauer.

Gleichzeitig sendete er eine vorsichtige Warnung in Richtung Kroos mit Blick auf die stockenden Vertragsverhandlungen. "Ich würde ihm raten, nicht zu hoch zu pokern. Es gibt keinen Spieler, für den man alles auf den Kopf stellen muss."

Neue Rekordmarken wackeln

Angesprochen auf Schweinsteigers Leistung geriet er sogleich ins Schwärmen: "Ich muss ihm ein Kompliment machen. Er ist aus der Mannschaft nicht rauszudenken", so Beckenbauer weiter. Der Protagonist selbst gab sich bescheiden. Es war ganz wichtig für ihn, "ohne Probleme zu spielen. Ich fühle mich besser, die Fitness wird jeden Tag besser."

Mit ihm holten die Bayern in Hannover den mittlerweile 14. Bundesliga-Sieg in Serie und stehen damit kurz vor der Einstellung einer historischen Bestmarke: 15 Dreier in Serie schaffte der FCB schon anno 2005.

Doch nicht nur diese Bestmarke wackelt. Da die gesamte Konkurrenz am Wochenende patzte, ist der Vorsprung des FC Bayern auf den Tabellenzweiten Bayer Leverkusen auf 19 Punkte angewachsen. Am 15. März kommt Bayer in die Allianz Arena, theoretisch der Tag, an dem die Bayern ihre 24. deutsche Meisterschaft eintüten.

Dementsprechend gab Sammer schon im Anschluss ans Hannover-Spiel die Marschroute für die kommenden Wochen aus: "Wir sind in unserem Rhythmus und wollen in diesem Rhythmus bleiben. Wir haben eine gute Gruppendynamik und Hygiene in der Mannschaft." Da darf man sich sogar mal bei der Auswechslung einen kleinen Scherz erlauben.

Hannover - Bayern: Die Statistik zum Spiel

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