Nächste Heimpleite für schwachen BVB

Gersbeck, Durm, Sarr - den drei Toren im ersten Durchgang gingen Patzer der Youngster voraus
© Getty

Borussia Dortmund hat am 17. und letzten Spieltag der Bundesliga-Hinrunde gegen Hertha BSC mit 1:2 (1:2) verloren. Für den BVB bedeutet dies die dritte Heimniederlage in Folge - das gab es zuletzt im März/April 2000.

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Vor 80.645 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park erzielte Marco Reus die Dortmunder Führung (7.). In der 23. Minute glich Herthas Adrian Ramos mit seinem 11. Saisontor (persönlicher Bundesligarekord) aus.

Kurz vor der Pause drehte Sami Allagui die Partie zugunsten der Gäste, die damit ihren dritten Auswärtssieg in Serie feiern. Die Borussia, die ihr 27. Pflichtspiel in dieser Saison absolvierte, fuhr dagegen in den letzten sechs Bundesligaspielen lediglich vier Punkte ein.

Dortmund bleibt für Berlin somit ein gutes Pflaster: Bei den Westfalen kassierte man in den letzten fünf Partien nur eine Niederlage (zwei Siege, zwei Remis). Hertha holte damit drei Auswärtssiege in Folge (erstmals seit 2007).

Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer BVB): "Wir haben heute den Gegner unnötig zurückkommen lassen und unsere Chance in der Anfangsphase nicht erkannt. Nach dem zweiten Tor hat Hertha Mut gefasst und gemerkt, dass es hier was zu holen gibt. Wir waren phasenweise zu hektisch. Ohne Wenn und Aber: Das ist ganz hart. Das wird ein Weilchen dauern, bis wir das verarbeitet haben. Das einzig Gute an diesem dritten Drittel dieses Jahres ist, dass es rum ist. Es gibt vieles, was ich für die Mannschaft in die Waagschale werfen könnte, aber wir hätten keines der Spiele, die wir verloren haben, verlieren müssen. Wenn man das Richtige lernen kann, dann könnte 2014 das großartigste Jahr in der Geschichte von Borussia Dortmund werden - diese Chance haben wir auch."

Jos Luhukay (Trainer Hertha BSC): "Das ist unglaublich und die Krönung unserer Hinrunde. In der zweiten Halbzeit haben wir nicht mehr die klare Linie gehabt, aber nur wenig Chancen der Dortmunder zugelassen."

Sebastian Kehl (BVB): "Hertha hat in der zweiten Halbzeit keinen Fußball mehr gespielt. Die haben die Bälle nur noch rausgeschlagen. Das haben sie gut gemacht. Wir haben da einen anderen Anspruch."

Marius Gersbeck (Hertha BSC): "Nach den ersten sieben Minuten dachte ich: Scheiße! Das erste Ding ging auf meine Kappe. Aber das muss man schnell abhaken. Und dann ging es auch ganz gut. Die Mannschaft hat mich gerettet. Die Feier danach ist natürlich ein Traum, das ist geil."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Vier Änderungen beim BVB, der mit Weidenfeller für Langerak, Großkreutz für Piszczek, Sokratis für Friedrich und Mkhitaryan für Aubameyang spielt. Youngster Sarr bleibt im Team.

Bei den Berlinern feiert der 18-jährige Keeper Gersbeck sein Bundesligadebüt, Kraft fehlt verletzt. Dazu spielen Allagui und Kobiaschwili für Ronny und Brooks.

7., 1:0, Reus: Kehl spielt knapp vor der Mittellinie einen langen, hohen Ball nach links in den Lauf von Reus. Ndjeng pennt, Gersbeck kommt unnötigerweise aus dem Kasten, Reus schiebt die Kugel flach ins Tor. Erstes BVB-Heimtor seit 50 Tagen.

12.: Hoher Ball auf Lewandowski. Lustenberger köpft den Polen an, der Ball springt in den Lauf des Stürmers. Allein vor Gersbeck scheitert er mit einem Linksschuss vom Strafraumrand am Herthaner Keeper. Dicke Chance!

12.: Fürchterlicher Rückpass Richtung BVB-Tor von Großkreutz, der viel zu kurz gerät. Ramos steht halblinks allein vor Weidenfeller, schießt diesen aber an. Noch dickere Chance!

17.: Reus-Freistoß von halbrechts. Sokratis kommt im Strafraum frei zum Kopfball und visiert das linke Eck an. Gersbeck fliegt und hält.

20.: Starker Antritt von Durm auf links, der dann gut in den Rücken der Abwehr zu Mkhitaryan legt. Der zieht zur Grundlinie, dribbelt Lustenberger aus und schießt aus spitzem Winkel Gersbeck an.

23., 1:1, Ramos: Langer Ball von Sokratis von rechts nach links zu Durm. Der Linksverteidiger nimmt den Ball kurz vor der Mittellinie schlecht an und verliert ihn an Allagui. Der rennt die Linie runter und gibt flach nach innen. Dort ist Ramos schneller am Ball als Sokratis und schiebt aus vier Metern ein.

45., 1:2, Allagui: Durm spielt auf Sarr, der den Ball gegen Allagui vertändelt. Der steht damit allein vor Weidenfeller, umkurvt diesen und schiebt mit links ins leere Tor.

55.: Eckball BVB von rechts. Am langen Pfosten kommt Sokratis zum Kopfball, doch der Aufsetzer springt links am Tor vorbei.

66.: Reus spielt aus der Zentrale rechts zu Hofmann an der Strafraumkante. Der knallt mit links Richtung linkes Eck, doch Gersbeck fischt die Kugel heraus.

89.: Sahin mit dem langen Ball nach rechts in den Strafraum. Piszczek köpft die Kugel in die Mitte. Dort kommt Großkreutz frei zum Kopfball, setzt den Ball aber über das Gehäuse.

Fazit: Ganz schwache Leistung von Dortmund gegen kompakt verteidigende Berliner, die vor dem Tor gefährlicher und effektiver auftraten und verdient gewannen.

Der Star des Spiels: Sami Allagui rechtfertigte seine Aufstellung mit einer starken Leistung. Bereitete den Ausgleich vor und erzielte das Siegtor selbst. Ballsicher, technisch stark und emsig in der Defensivbewegung (63 Prozent gewonnener Zweikämpfe).

Der Flop des Spiels: Marian Sarr fing bei seinem Heimdebüt für den BVB zwar ordentlich an, ließ dann aber merklich nach und schenkte den Gästen durch seinen leichtsinnigen Stockfehler das zweite Tor. Gewann dazu nur jeden vierten Zweikampf und spielte insgesamt zehn Fehlpässe - zuviel, Klopp erlöste ihn zur Pause.

Der Schiedsrichter: Peter Gagelmann lag bei den meisten seiner Entscheidungen richtig und verteilte korrekte persönliche Strafen. Beim Duell zwischen Reus und Allagui im Dortmunder Strafraum (52.) weiterlaufen zu lassen, war grenzwertig. Die Hausherren hätten sich über einen Elfmeterpfiff nicht beschweren dürfen.

Das fiel auf:

  • Luhukay wirbelte sein Team kräftig durch. Im 4-1-4-1 verteidigte Ndjeng rechts, Pekarik links und Kobiaschwili innen. Damit hatte die Hertha Anlaufschwierigkeiten, fand nicht ins Kombinationsspiel und stand zu tief hinten drin.
  • Dortmund spielerisch aber nicht zielstrebig genug und mit zu wenig Laufarbeit ohne Ball. Aufgrund mangelnder Anspielstationen mussten viele lange Bälle herhalten, die aus der Abwehr heraus nach vorne geschlagen oder aus dem Mittelfeld in den Strafraum gechippt wurden. Die Hertha verteidigte dies souverän.
  • Der BVB agierte nach dem Ausgleich zu weit zurückgezogen und verursachte einige unnötige Freistöße. Die Hertha in der Kampfzone und bei zweiten Bällen handlungsschneller. Bei Ballgewinn überbrückten die Berliner das Mittelfeld schnell, besonders über die Außen. Das funktionierte auch deshalb, weil Dortmund häufig in der Vorwärtsbewegung die Kugel verlor.
  • Die Borussia nach der Pause mit dem achten Innenverteidigerpärchen in der Hinrunde, Großkreutz agierte fortan neben Sokratis und tat dies unaufgeregt. Die Hertha kam zwar ins Umschaltspiel, blieb aber im zweiten Durchgang ohne Schuss aufs Tor.
  • Die Hertha zog sich immer wieder gut als Ganzes zusammen, verknappte den Raum extrem und hielt den BVB so vom eigenen Tor fern. Die Gäste bewiesen eine gute Balance zwischen der nötigen Physis in der Defensive und der Klarheit bei Ballgewinn, auch wenn der Weg nach vorne mit zunehmender Spieldauer immer weiter geriet.
  • Dortmund eroberte sich in Halbzeit zwei die Spielkontrolle zurück, blieb mit Ball am Fuß aber erstaunlich einfallslos und bewies im vorderen Drittel eine schwache Abstimmung.

Dortmund - Hertha: Die Statistik zum Spiel