Schnell nochmal konzentrieren

Der FC Bayern blieb in der Liga 2013 ungeschlagen - das hat vorher niemand geschafft
© Getty

Der FC Bayern hat das beeindruckende Bundesliga-Jahr 2013 mit einem Sieg gegen den Hamburger SV beendet und zum 19. Mal die Herbstmeisterschaft eingefahren. Doch Urlaubsstimmung darf beim Rekordmeister nicht aufkommen, zumal es vor Weihnachten noch einen Titel zu gewinnen gibt. Ganz sorglos sind die Münchener allerdings nicht zur Klub-WM gefahren.

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Es ist gar nicht allzu lange her. Genau genommen ist es eine Woche her, als Thomas Eichin von einem "schlechten Gefühl" berichtete, das den Sportdirektor Werder Bremens am Samstag beschlich. Eichin brachte in Erfahrung, dass der Nachmittagsgast FC Bayern noch einmal eine Trainingseinheit angesetzt hatte. Eichin wusste: Die Bayern werden ernst machen. Das Ende des Liedes ist bekannt.

Nun hat es in der heutigen Fußball-Welt eine andere Tragweite, wenn auch der Sportdirektor des FC Bayern von schlechten Gefühlen spricht. "Ich hatte vor dem Spiel überhaupt kein gutes Gefühl", verriet Matthias Sammer nach dem 3:1 gegen den Hamburger SV.

Und warum? "Wenn Du so runterfährst wie am Dienstag, ist es schwierig, in drei Tagen wieder hochzufahren." Gemeint war das 2:3 gegen Manchester City. Die Münchener verloren nach 2:0-Führung und hätten - wenn die Engländer in Mathematik besser aufgepasst hätten - fast sogar den Gruppensieg verspielen können. Nur ein kleiner Kratzer, aber doch ein erheblicher Weckruf.

Kein Hingucker

Der Unterschied zu Eichin, Werder und allen anderen Normalsterblichen ist aber, dass sich Sammer derzeit auch auf eine "heruntergefahrene" Mannschaft des FC Bayern verlassen kann. Das letzte Bundesliga-Spiel 2013 war kein wirklicher Hingucker und keine Glanzleistung, aber es war eben ein Sieg, der eigentlich nie zur Disposition stand. "Daher bin ich jetzt total happy", so Sammer.

Es gab in diesem Jahr kaum einen Rekord, den der FC Bayern nicht gebrochen hat, auch wenn viele Rekorde aufeinander aufbauen und viele eigentlich recht ähnlich klingen. Am Samstag holten sie den 44. Punkt in der Hinrunde und setzten damit eine neue Bestmarke. Und sie sind auch die erste Bundesliga-Mannschaft, die ein komplettes Kalenderjahr ohne Niederlage blieb.

Sammer macht "leichtsinnige" Bayern aus

"Gratulation an den FC Bayern für ein unglaubliches Jahr 2013", sagte Pep Guardiola. Den zweiten Abschnitt des Jahres hatte er zu verantworten und bisher gefiel er in seiner Chefrolle, die selten vor großen Hürden stand - zumindest bekam es Pep hin, dass er mit ihnen nicht konfrontiert wurde.

Aber sowohl Hamburg, als auch das eine oder andere Spiel in den vergangenen Wochen bewies dann doch, dass die Dominanz des Rekordmeisters kein Selbstläufer ist. Guardiola weiß es selbst, sagte er es doch auch zu Zeiten, als der FC Bayern siegte und dabei auch glänzte: "Ich werde versuchen, die Spieler zu überzeugen, dass noch viel Arbeit auf uns wartet."

Sammer geht da ins Detail: "Man muss nicht immer besser spielen. Aber man muss gewisse Situationen leichter lösen, indem man sich noch besser organisiert und abspricht." Gegen den HSV machte er in einigen Situationen einen FC Bayern aus, der "leichtsinnig" agiert habe.

Noch ein Titel

Normalerweise klingt das nach einer Baustelle, die in der aktuellen Vorweihnachtszeit auch auf das neue Jahr verschoben werden kann. Eine Sache der Feinjustierung für die Winterpause.

Aber der FC Bayern ist am Samstag direkt nach Schlusspfiff nach Marokko aufgebrochen, um dort die Klub-Weltmeisterschaft zu bestreiten und nach Möglichkeit auch zu gewinnen. "Wenn man so viele Titel gewonnen hat wie wir in diesem Jahr, dann will man den letzten Titel auch noch holen und erst dann gemütlich Urlaub machen", sagt Philipp Lahm.

Daher gibt's kein Zurücklehnen. Vielmehr muss man sich schnell noch einmal bzw. zweimal konzentrieren, um den interkontinentalen Titel unter Dach und Fach zu bringen.

Favorit in Marokko

"Ich bin der Meinung, dass wir uns zum Abschluss des Jahres noch einmal steigern müssen: sowohl im Kopf als auf den Füßen", sagt Sammer daher. Die Münchener streben den Titel an, auch wenn die Ausstrahlung der Klub-WM sicher noch ausbaufähig ist.

"Sie wird in Europa unterschätzt, weil die Champions League so etwas Großes ist", so Lahm, "auf allen anderen Kontinenten hat sie einen hohen Stellenwert, weil man sich gegen alle messen kann." Und auch der FC Bayern, der spätestens seit dem Champions-League-Sieg eine aggressive Internationalisierungsstrategie fährt, ist auch in Marrakesch zum Siegen verdammt.

Die Konkurrenz lässt keine Zweifel zu, dass der FC Bayern haushoher Favorit ist. Im Halbfinale geht es am Dienstag (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) gegen den chinesischen Klub Guangzhou Evergrande. Sollten die Bayern die Truppe von Marcello Lippi besiegen, wartet wohl Atletico Mineiro im Finale. Der Favorit der anderen Hälfte des Tableaus.

Wer danach von einem langen und erholsamen Urlaub träumt, muss bei seinen Vorstellungen ein paar Abstriche machen. Schon am 5. Januar hebt der FC Bayern Richtung Katar ab, um möglichst das nächste Rekordjahr vorzubereiten und dem einen oder anderen Bundesliga-Manager ein schlechtes Gefühl zu bereiten.

Bayern - Hamburg: Daten zum Spiel

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