3:3! Fußball-Fest mit Fehler-Spektakel

Von Fatih Demireli
Zoua erhielt im HSV-Sturm den Vorzug vor Rudnevs
© Getty

Schalke 04 und der Hamburger SV haben mit einem offenen Schlagabtausch und einem 3:3 (2:2) für einen actiongeladenen Abschluss des 1. Spieltags gesorgt. Adam Szalai rettete die Knappen mit seinem Tor nach Einwechslung vor einer Auftaktniederlage.

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Vor 61973 in der ausverkauften Veltins-Arena eröffnete Klaas-Jan Huntelaar schon nach 90 Sekunden den Torreigen. Rafael van der Vaart (12., Handelfmeter) und Maximilian Beister (24.) drehten die Partie noch in der ersten Halbzeit.

Wiederum Huntelaar glich in der zweiten Minute der Nachspielzeit der ersten Halbzeit aus. Hamburgs Neuzugang Lasse Sobiech (49.) schoss Hamburgs 3:2, bevor Adam Szalai in der 72. Minute den Endstand herstellte.

Schalkes Julian Draxler musste aufgrund einer Achillessehnenverletzung früh im Spiel ausgewechselt werden.

Reaktionen:

Jens Keller (Trainer Schalke): "Wir haben zuhause drei Gegentore gekriegt. Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, weniger Gegentore zu bekommen als letztes Jahr. In der ersten Halbzeit waren wir überhaupt nicht im Spiel. Wir sind früh in Führung gegangen und hatten trotzdem keine Sicherheit. Damit bin ich nicht zufrieden. In Halbzeit zwei haben wir sehr viel richtig gemacht, so wie wir eigentlich anfangen wollten."

Thorsten Fink (Trainer HSV): "Wir sind nicht so ganz gut ins Spiel gekommen. Ich bin aber zufrieden, wie die Mannschaft nach dem 0:1 reagiert hat. Letztes Jahr hätten wir hier noch 3:0 oder 4:0 verloren. Die Mannschaft hat aus ihren Fehlern im letzten Jahr gelernt. Jeder, der hier war, kann sagen, dass das ein geiles Spiel war. Beide wollten gewinnen und haben sich nicht versteckt. Am Ende war es ein verdientes 3:3."

Oliver Kreuzer (Sportdirektor HSV): "Wir waren einen Tick besser und hätten den Sieg eher mehr verdient. Es war etwas Mut dabei, ohne klassischen Stürmer aufzulaufen. Die Taktik ist aufgegangen. Heute war die Mannschaft auf den Punkt bereit. Thorsten Fink hat die Mannschaft gut eingestellt."

Rene Adler (HSV): "Wir haben dumme Gegentore gekriegt. Beim dritten Gegentor muss ich den Ball einfach festhalten, dann gewinnen wir das Spiel. Wir haben klasse gespielt."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Jens Keller entscheidet sich auf der Doppelsechs für Neustädter statt Goretzka und für ein 4-2-3-1 mit Clemens auf der Außenposition statt einer Doppelspitze mit Szalai. Beim HSV spielt Zoua im Sturm statt Pokal-Schütze Rudnevs.

2., 1:0, Huntelaar: Hamburg verliert den Ball in der Vorwärtsbewegung. Fuchs schaltet schnell, spielt weiter zu Jones, der weit zu Huntelaar in den Lauf. Der Niederländer ist frei durch und schießt nach 90 Sekunden die Schalker Führung.

12., 1:1, van der Vaart: Matip spielt nach Jansen-Flanke den Ball mit der Hand. Den fälligen Elfmeter verwandelt van der Vaart sicher unten ins rechte Eck. Hildebrand ohne Chance.

24., 1:2, Beister: Diekmeier flankt von der rechten Seite in den Strafraum, beide Schalker Innenverteidiger stehen zu weit von Beister, der am Fünf-Meter-Raum aufs kurze Eck köpfen darf. Hildebrand will retten, der Ball prallt aber von ihm ab und geht ins Tor.

28.: Van der Vaart bringt einen Freistoß von der rechten Seite mit viel Effet an den Elfmeterpunkt. Badelj mit dem Hinterkopf zur Stelle, aber die Latte rettet Schalke vor dem 1:3.

35.: Jansen kommt im Strafraum aus gut 14 Metern zum Schuss. Uchida ist gerade noch dazwischen.

45.+2, 2:2, Huntelaar: Clemens führt eine Ecke kurz auf Fuchs aus. Der Österreicher flankt unbedrängt auf den zweiten Pfosten, wo Huntelaar hochsteigt und den Ball aus kurzer Distanz in die Maschen wuchtet.

47.: Clemens schießt aus 25 Metern zentrale Position mit rechts aufs Tor. Toller Schuss, aber knapp über die Latte.

48.: Riesenpass von Badelj in den Lauf von Beister, der Höwedes stehen lässt und mutterseelenallein in den Strafraum eindringt. Hildebrand verkürzt den Winkel geschickt und wehrt ab.

49., 2:3, Sobiech: Tolle Ecke von van der Vaart von der rechten Seite an den zweiten Pfosten. Dort steht Sobiech, köpft aufs kurze Eck. Matip steht auf der Linie, kann aber nicht klären. Auch Hildebrand sieht nicht gut aus.

69.: Uchida flankt von der rechten Seite, Szalai ist aus dem Lauf mit dem Kopf zur Stelle, aber Adler pariert weltklasse.

72., 3:3, Szalai: Adler kann einen harmlosen Clemens-Schuss nicht festhalten und lässt ihn vor seine Füße fallen. Szalai ist da und staubt zum 3:3 ab.

81.: Riesenchance für den HSV! Jansen schießt nach einer Ecke mit rechts im Strafraum aufs Tor. Höwedes ist unten und wehrt mit dem Unterarm ab. Schiedsrichter Gräfe gibt keinen Elfmeter.

88.: Wieder Gefahr nach einem Freistoß: Matip aus zehn Metern freistehend links am Tor vorbei.

Fazit: Offener Schlagabtausch ohne Abwehrarbeit: Schön für die Fans und letztlich auch eine gerechte Punkteteilung.

Der Star des Spiels: Klaas-Jan Huntelaar: Den ganzen Sommer lang wurde darüber diskutiert, ob denn Szalai den Niederländer nicht ernsthaft gefährden könnte. Der "Hunter" gab die Antwort auf seine Weise: mit einem Doppelpack. Starker Lauf beim 1:0, gute Positionierung beim 2:2. Auch stark: Huntelaar-Landsmann Rafael van der Vaart auf Seiten des HSV.

Der Flop des Spiels: Timo Hildebrand wanderte auf dem schmalen Grat zwischen Torverschulden und unglücklichen Gegebenheiten. Auf jeden Fall wirkte es beim 1:1 und dem 2:3 sehr ungünstig, wie Hildebrand agierte, wobei er sich beim 2:3 zu Recht auf den Pfosten-Halter Matip verlassen hat. Rene Adler hat es ihm dann beim 3:3 nachgemacht.

Der Schiedsrichter: Konsequent die Gelbe Karte nach drei Minuten für den meckernden van der Vaart. Richtig auch der Elfmeterpfiff für das Handspiel Matips (12.). Hätte aber auch in der 82. Minute das klare Handspiel von Höwedes beim Jansen-Schuss mit Elfmeter ahnden müssen. Positiv: In ein, zwei Szenen sehr gute Vorteilsauslegung.

Das fiel auf:

  • Willkommen zurück, Defensivsorgen! Hamburg kassiert das erste Saisontor nach einer Minute nach einer Szene, in der man in Ballbesitz war. Schalkes Umschaltspiel über drei Stationen mit extrem hohen Tempo und starkem Abschluss.
  • Sehr gute HSV-Reaktion: Konsequentes Forechecking, sehr gutes Spiel über die Außenpositionen, wobei die Außenverteidiger vehement aufrückten. Folgerichtig: Die Flanke, die zum Elfmeter vor dem 1:1 führte, kam von Jansen, die Flanke zum 1:2 von Diekmeier.
  • Schalke stellte nach der Führung das Spiel ein, verlor völlig die Struktur: Vor allem, nachdem Draxler verletzt ausgewechselt werden musste. Vertreter Goretzka auf der Position noch etwas überfordert.
  • Schalke extrem anfällig bei Standards und bei Flanken: So auch wieder folgerichtig das 2:3 durch Sobiech.
  • Keller stellte nach einer knappen Stunde auf ein 4-4-2 um: Goretzka rückte ins Zentrum neben Jones für Neustädter, Farfan und Clemens auf den Außen. Dadurch deutlich mehr Zug nach vorne. Mit der Belohnung hintenraus.
  • Thorsten Fink muss sich die Frage gefallen lassen, ob die Auswechslung von Milan Badelj eine gute Idee war: Ohne den Kroaten verlor der HSV die Ordnung.
  • Wie ein roter Faden: Fast jede Standardsituation sorgte für Gefahr auf beiden Seiten.

Schalke - Hamburg: Daten zum Spiel