Für Labbadia ist das "Fass voll"

SID
Seit Dezember 2010 trainiert Bruno Labbadia den VfB Stuttgart
© Getty

Vielleicht lag es ja daran, dass er Rudi Völler das ganze Spiel als Inspiration vor der Nase hatte. Oder brach doch seine italienische Abstammung heraus? Sie erinnerte schon enorm an Giovanni Trapattoni, die Wutrede des Bruno Labbadia nach dem 2:2 seines VfB Stuttgart gegen Bayer Leverkusen.

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Statt "Flasche leer" ist bei Labbadia freilich das "Fass absolut voll". Er stellt sich die Frage "Arsch geleckt?" statt "Was erlauben Strunz?" wie am 10. März 1998 Vorbild Trapattoni. Die Quintessenz seiner 130 Sekunden langen Ausrasterrede in der Pressekonferenz: Die Medien sind schuld an der Misere des VfB.

Damit war der Mann mit dem hochroten Kopf wieder ganz bei Rudi Völler, der als Teamchef der deutschen Nationalmannschaft am 6. September 2003 in seiner gleichfalls legendären Wutrede bei "Weißbier-Waldi" Hartmann die Contenance verloren hatte.

Respektloser Umgang

Wie damals gab es auch diesmal viel moralische Unterstützung. Speziell von Menschen wie Felix Magath, der als Trainer des Tabellen-17. VfL Wolfsburg ähnlich in der Kritik steht wie Labbadia beim 15. VfB.

"Es wird wirklich respektlos mit den Trainern umgegangen", sagte Magath im Sportclub des NDR. Es habe sich in diesem Geschäft eingebürgert, dass man dem Trainer die Schuld gebe, wenn etwas falsch läuft.

Das ist in den letzten Jahren auch in Stuttgart so gewesen, so gesehen haben die Verantwortlichen bei den Schwaben selbst die größte Schuld an dieser Entwicklung. 2008 musste Armin Veh gehen, 2009 Markus Babbel, 2010 Christian Gross und Jens Keller.

Bobic: "Sein gutes Recht"

Bruno Labbadia ist inzwischen seit rekordverdächtigen 22 Monaten im Amt. Das liegt vor allem an Sportdirektor Fredi Bobic, der keine Trainerdiskussion zulässt. So war es dann auch nach der Wutrede von Labbadia.

"Es ist das gute Recht des Trainers, sich Luft zu machen", sagte Bobic, der im hinteren Teil des Pressekonferenz-Raums die Worte des Coachs mit angehört hatte.

Auf die Palme gebracht hatten Labbadia die "Bruno, raus"-Rufe, als er den von Krämpfen geschüttelten und leicht angeschlagenen Nachwuchsspieler Raphael Holzhauser ausgetauscht hatte. Der hatte zuvor das 2:1 des Doppeltorschützen Vedad Ibisevic mustergültig vorbereitet.

"Depp" und "Mülleimer"

Es waren nur ein paar VfB-Fans auf dem Oberrang, die ihren Frust über den Trainer verbal geäußert hatten, der große Rest der Anhänger pfiff einfach nur. Dennoch schlussfolgerte der 46-Jährige Labbadia, dass die Menschen von den Medien aufgewiegelt worden seien.

Es sei eine "totale Grenze erreicht", er könne nicht akzeptieren, dass Trainer "wie der letzte Depp dargestellt" würden und der "Mülleimer von allen Menschen seien". Er sei es schließlich gewesen, so Labbadia, der vor ein paar Wochen mit seinem Veto die Abwanderung des 19 Jahre jungen Hoffnungsträgers Holzhauser verhindert habe.

Labbadia stellte noch einmal seine Verdienste für den VfB heraus, die nach seiner Meinung nicht ausreichend gewürdigt würden. "Als ich kam, war der VfB abgeschlagen am Tabellenende. Keiner hat mehr einen Pfifferling auf diesen Verein gegeben."

Er habe danach den Abstieg verhindert und den Verein in die Europa League geführt. Das alles trotz der "Etatkürzung von 20 Millionen Euro, die ich mitgemacht habe".

Bobic: "Können einiges verkraften"

Es wundere ihn nicht mehr, dass hier alle paar Monate ein neuer Trainer geholt wird. Man frage sich doch: "Gehe ich einen schweren Weg mit? Oder sage ich: am Arsch geleckt." Das klang in diesem Moment fast so, als würde Labbadia den ganzen Kram in Stuttgart hinwerfen wollen.