Bremen trudelt dem Abstieg entgegen

Von Stefan Rommel / Florian Schimak
Nach dem Spiel in Leverkusen demonstrierten die Fans und die Mannschaft den Schulterschluss
© getty

Bayer Leverkusen hat Platz drei und die damit sichere Qualifikation für die Champions League so gut wie perfekt gemacht. Die Werkself siegte am 31. Spieltag mit 1:0 (1:0) gegen Werder Bremen und verschärfte die Krise der Hanseaten.

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Vor 30.210 Zuschauern in Leverkusen erzielte Stefan Kießling mit einem umstrittenen Foulelfmeter vor der Pause das Tor des Tages (35.).

Bayer Leverkusen ist durch den Sieg so gut wie sicher Dritter und demnach in der kommenden Saison für die Champions League qualifiziert.

Werder Bremen dagegen ist seit nunmehr zehn Spielen ohne Sieg und hängt bei nur noch zwei Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang tief mit drin im Abstiegskampf.

Die Lage wird für die Mannschaft und Trainer Thomas Schaaf immer bedrohlicher: Noch nie hatte Werder zu diesem Zeitpunkt einer Saison weniger Punkte auf dem Konto - nicht mal im Jahr des einzigen Bundesligaabstiegs.

Trotzdem sprach Thomas Eichin seinem Trainer nach der Partie eine Jobgarantie aus. "Von uns hat keiner von einem Endspiel gesprochen. Wir haben vor dem Spiel ganz klar gesagt, dass wir mit Thomas Schaaf weitermachen. Etwas anderes gibt es für uns auch momentan nicht. Wir wollen alle zusammen da raus, und ich bin mir sicher, dass wir mit ihm besser da raus kommen als ohne ihn", so Eichin.

Noch über eine halbe Stunde nach dem Abpfiff feierten die Bremer Fans ihre Mannschaft und den Trainer. Ein Lichtblick an einem erneut tristen Tag für Werder.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bayer mit der erwarteten Aufstellung, also auch wieder mit Sam und ohne Castro, der nur auf der Bank sitzt. Bender ist nach seiner Oberschenkelzerrung doch rechtzeitig fit und beginnt. Toprak kehrt nach seiner Sperre zurück und verdrängt Schwaab.

Werder stellt einmal mehr groß um. Fritz spielt rechts in der Viererkette, Sokratis rückt ins Zentrum. Der genesene Ignjovski darf links in der Viererkette ran. Kroos bildet mit Bargfrede und Junuzovic eine Dreierkette im defensiven Mittelfeld. Das Offensivtrio Arnautovic, Elia (beide suspendiert) und De Bruyne (verletzt) fehlt. Hunt und Yildirim bilden das offensive Mittelfeld.

8.: Yildirim legt mit dem Kopf von links auf Bargfrede ab, der direkt aus gut 22 Metern abzieht. Bender fälscht noch leicht ab und so zischt die Kugel knapp am Kasten von Leno vorbei.

35., 1:0, Kießling: Konter von Bayer, Schürrle in die Gasse auf Sam. Der ist vor Mielitz am Ball und schließt ab. Mielitz trifft den Leverkusener mit gestrecktem Bein am Knie, Aytekin gibt Elfmeter. Kießling läuft an und versenkt flach ins rechte Eck. 22. Saisontor.

52.: Freistoß Kadlec in den Strafraum. Kießling legt per Kopf an Wollscheid ab. Der köpft aus sieben Metern, Mielitz geschlagen - der Ball fliegt aber Zentimeter links vorbei.

72.: Katastrophaler Ballverlust von Wollscheid. Junuzovic geht alleine auf Leno zu und versucht den Ball am Keeper vorbei zu legen, aber Leno ahnt das und nimmt dem Österreicher den Ball vom Fuß.

74.: Kießling legt den Ball Castro im Strafraum in den Lauf, der bringt ihn flach in die Mitte, wo Schürrle hauchdünn verpasst.

81.: Freistoß fast von der rechten Außenlinie von Castro. Der Ball ist lange in der Luft, trotzdem setzt sich Wollscheid im Kopfballduell durch. Allerdings bringt er nicht genug Druck hinter den Ball. Kein Problem für Mielitz.

82.: Hunt kommt im Strafraum halblinks zum Abschluss. Strammer Schuss, aber genau auf Leno.

Fazit: Insgesamt ein verdienter Sieg für Bayer, auch wenn sich Bremen nach Kräften wehrte. In der Offensive war Werder aber zu schwach auf der Brust.

Der Star des Spiels: Lars Bender war quasi traditionell am meisten unterwegs, hatte eine tolle Passquote (84 Prozent) und stand für die gute Balance zwischen Defensive und Offensive im Leverkusener Spiel. Auch stark: Kießling, der sich in 33 Zweikämpfe warf.

Der Flop des Spiels: Clemens Fritz war nicht richtig schwach, verzichtete aber fast komplett auf offensive Vorstöße und bekam nur 42 Prozent seiner Zuspiele an den eigenen Mann. Und irgendwie konnte sich seine Mannschaft wieder nicht an ihrem Kapitän aufrichten. Fritz bleibt in der heiklen Phase nicht mehr als einer unter vielen in seiner Mannschaft.

Der Schiedsrichter: Deniz Aytekin entschied bei Sams Chance auf Elfmeter - eine diskussionswürdige Entscheidung, hatte Sam die Aktion doch bereits abgeschlossen. Mielitz kam für das Foul an sich ohne Gelbe oder sogar Rote Karte davon. Hätte auch Bargfrede früh für sein absichtliches Handspiel verwarnen müssen, ebenso wie Bender bei dessen taktischem Foul gegen Sokratis. Ansonsten mit einer ordentlichen Spielführung.

Die Trainer:

Sascha Lewandowski wechselte im zweiten Durchgang erst positionsbezogen, in der Schlussphase dann defensiv (Hegeler für Schürrle).

Thomas Schaaf verordnete seiner Mannschaft einmal mehr eine andere taktische und personelle Anordnung. Die funktionierte auch eine Halbzeit ganz gut. Reagierte dann auf die fehlende Offensivpower Mitte der zweiten Halbzeit, brachte den offensiveren Wurtz für Kroos und zog Hunt klarer ins Zentrum. Danach durfte mit Akpala noch ein zweiter klarer Angreifer ran.

Das fiel auf:

  • Werders Plan, mit drei defensiven Mittelfeldspielern die Mitte zu verdichten, ging gut auf. Leverkusen fand im Spielaufbau kaum mal einen Weg durch die Bremer Reihen, weil die Viererkette der Gäste dicht an die Mittelfeldreihe rückte und so kaum Räume entstehen ließen.
  • Bremen war auch etwas bissiger in den Zweikämpfen als zuletzt und gestaltete die Partie eine Woche nach dem Desaster gegen Wolfsburg absolut ausgeglichen. Umso ärgerlicher, dass Bremen in bester Tradition aber einige Male das schnelle Umschalten der Gastgeber nach einem eigenen Offensiv-Standard zuließ.