Stuttgart stoppt den freien Fall

Von Stefan Rommel / Benjamin Wahlen
Vedad Ibisevic (2.v.l.) brachte den VfB mit einem Foulelfmeter zurück ins Spiel
© Getty

Der VfB Stuttgart hat seinen Negativlauf in der Liga gestoppt. Die Schwaben siegten am 26. Spieltag bei Eintracht Frankfurt mit 2:1 (0:1).

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Reaktionen:

Armin Veh (Trainer Eintracht Frankfurt): "Diese 40 Punkte, wir reiten da jetzt schon seit Wochen drauf rum. Den Klassenerhalt, das Hauptziel, haben wir zwar wohl schon erreicht, das ist das Wichtigste, aber diese sch... 40 Punkte... Ich muss auch dem Gegner Respekt zollen, es war ein sehr umkämpftes Spiel. - In der Länderspielpause jedenfalls muss eine Entscheidung her, ob ich meinen Vertrag in Frankfurt verlängere. Dieses Rumgeeier ist einfach auf Dauer unerträglich, wir werden uns vor dem Fürth-Spiel zusammensetzen und reden."

Bruno Labbadia (Trainer VfB Stuttgart): "Ich muss meiner Mannschaft heute ein riesen Kompliment machen. Die es wieder geschafft hat, sich kurz zu schütteln und auf den Punkt genau den Plan umzusetzen, den wir hatten. Deswegen freue ich mich unheimlich, dass sie sich endlich belohnt hat. Das ist das, was uns in der Bundesliga bis jetzt gefehlt hat."

Pirmin Schwegler (Eintracht Frankfurt): "Das heute war eine ärgerliche Niederlage. Das 1:1 kurz nach der Pause spielte den Stuttgartern voll in die Karten. So waren sie nicht länger gezwungen, hinten aufzumachen. Der Zweikampf mit Boka war eine dumme Aktion von mir, so darf ich da nicht hingehen. Ich dachte, ich komme an den Ball, aber dann drehte Boka seinen Körper geschickt davor. Da habe ich ihn am Fuß getroffen. Wir haben jetzt schon einige Punkte unnötig oder unglücklich liegengelassen, das betrübt uns."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Rode kommt bei den Gastgebern nach Gelb-Sperre zurück und verdrängt Matmour auf die Bank. Die Eintracht also ohne "echten" Stürmer.

Stuttgart setzt Holzhauser, Hajnal und Macheda auf die Bank und bringt wieder Molinaro links hinten. Boka dafür im Mittelfeld, ebenso Traore wieder von Beginn an dabei.

16.: Gentner flankt von rechts sachte in den Strafraum. Trapp ist weit draußen, kommt gegen Ibisevic aber zu spät. Der Bosnier köpft aus 14 Metern aber rechts am Tor vorbei.

17., 1:0, Aigner: Schwegler hat Zeit und sieht Aigner einlaufen. Stuttgarts Innenverteidigung nicht existent, Molinaro hebt das Abseits auf. Aigner frei vor Ulreich, schiebt den Ball aus 15 Metern mit rechts geschickt am Keeper vorbei ins Tor.

48., 1:1, Ibisevic: Molinaro tanzt Schwegler aus, der berappelt sich und grätscht an der Torauslinie dumm in den Mann. Trifft Boka klar am Fuß, Sippel gibt Elfer. Ibisevic läuft an und versenkt links im Eck.

71., 2:1, Niedermeier: Ecke Maxim von rechts, endlich mal mit Zug zwischen Fünfer und Elfmeterpunkt geschlagen. Die Eintracht verteidigt im Raum, dann nimmt Zambrano aber Niedermeier nicht auf. Der wirft sich in den Ball und köpft per Aufsetzer aus sechs Metern ein.

Fazit: Schmeichelhafter Sieg für den VfB, der spielerisch schwächer war als die Eintracht. Wenigstens zeigten die Schwaben Kampf und Einsatzbereitschaft und hatten auch mal wieder das nötige Glück auf ihrer Seite.

Der Star des Spiels: Georg Niedermeier spielte eine starke Partie, hatte eine hundertprozentige Passquote und 91 Prozent gewonnene Zweikämpfe. Dazu die Entschlossenheit beim siegbringenden Tor.

Der Flop des Spiels: Alex Meier fand zu keinem Zeitpunkt ins Spiel, hatte einige ungewohnt leichte technische Fehler in seinem Spiel - nicht nur nach Inuis Sensationspass, den Meier dann aber schlampig mitnahm und so eine glasklare Chance vergab.

Der Schiedsrichter: Peter Sippel zeigte manchmal überhaupt kein Gespür in der Zweikampfbewertung, ahndete harmlosen Körperkontakt und ließ heftige Rempler dafür weiterlaufen. Den Elfmeter ahndete er aber absolut korrekt. Die Gelbe Karte gegen Kvist war zu hart. Wohl richtig dagegen, Ulreichs Einsatz gegen Lakic nicht mit Strafstoß zu ahnden.

Die Trainer:

Armin Veh begann ohne echte Spitze und ging dann nach dem Rückstand volles Risiko, als er gleich zwei davon für zwei Mittelfeldspieler einwechselte. Mit Kittels Einwechslung hatte Frankfurt am Ende fünf klare Offensivspieler auf dem Platz. Mehr Risiko ging nicht.

Bruno Labbadia wollte mit Boka im Mittelfeld mehr Zweikampfhärte ins Spiel bringen. Dieses Vorhaben gelang nur bedingt. Schenkte Molinaro das Vertrauen und setzte Rüdiger nur auf die Bank. Ebenso bekam der blasse Okazaki den Vorzug vor Maxim. Zwei Entscheidungen, die sich auszahlen sollten. Immerhin zeigte Labbadia mit Maxims Hereinnahme dann einen gewissen Riecher. Reagierte mit Rüdiger für Traore auf die Frankfurter Offensivpower.

Das fiel auf:

  • Stuttgart eigentlich verbessert im Vergleich zu den letzten desaströsen Leistungen, war nach zehn Minuten gut drin im Spiel und hatte über die rechte Seite auch gute Angriffsaktionen. Eine törichte Abwehraktion von Molinaro, der bei der Abseitsfalle pennte, und der daraus folgende Gegentreffer machten das zarte VfB-Pflänzchen aber schnell wieder zunichte.
  • Frankfurt im Spielaufbau deutlich sicherer, besonders in Person von Schwegler. Bei den Gastgebern war mehr Plan zu erkennen, auch mal ein von vorne bis hinten durchdachter Spielzug. Berauschend war das auch nicht, gegen verunsicherte Schwaben reichte das aber. Die Stafette zum Führungstor mit einem einlaufenden Außenbahnspieler funktionierte schon einige Male in dieser Saison - der VfB war darauf aber scheinbar nicht eingestellt.
  • Frankfurt spielte auf dem Papier ohne echte Spitze, Inui und Aigner drängten in der Tat immer wieder auf die Außen und schafften so Platz im Zentrum für die nachrückenden Mittelfeldspieler. Stuttgarts Innenverteidigung fehlte ein richtiger Bezugspunkt und wenn Inui oder Aigner dann mit Tempo nach innen schnitten, wurde es schnell gefährlich.
  • Frankfurt genügte im ersten Durchgang zudem ein einziger Schuss aufs Tor, um gleich den erlösenden Treffer zu erzielen. Der Aufsteiger wirkte nicht nur deshalb eine Spur eine Stunde lang cleverer als eine gestandene Bundesligamannschaft wie der VfB eigentlich eine sein sollte.
  • Die Standards der Gäste - Ibisevic' Elfmeter ausgenommen - waren 70 Minuten lang eine mittelprächtige Katastrophe. Kaum Ball schaffte es über den ersten Verteidiger hinweg, die Eintracht hatte überhaupt keine Probleme, das zu verteidigen. Die erste vernünftige Ecke, bezeichnenderweise vom eingewechselten Maxim geschlagen, brachte dann sofort die Führung.
  • Die Eintracht drehte nach dem Ausgleich auf, Stuttgart verzichtete auf den Ball und setzte fast nur noch auf Konter. Damit kamen die Schwaben besser zurecht. Die Gemengelage wurde noch klarer nach der VfB-Führung. Jetzt fehlten Frankfurt durch die Mitte aber die nötigen Ideen, um gute Chancen zu kreieren.

Eintracht Frankfurt - Stuttgart: Daten zum Spiel