Rudnevs-Hammer erledigt schwachen VfB

Von Stefan Rommel / Frank Oschwald
Hamburgs Dennis Aogo (M.) mit dem artistischen Befreiungsschlag
© Getty

Der Hamburger SV hat im Kampf um einen Europapokalplatz einen wichtigen Sieg errungen. Der HSV siegte zum Abschluss des 25. Spieltags beim VfB Stuttgart mit 1:0 (0:0).

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Reaktionen:

Rafael van der Vaart (Hamburger SV) über die EL-Chancen: "Ich denke, dass wir eine gute Mannschaft haben, es fehlt nur noch ein bisschen die Konstanz. Bei uns ist jede Woche anders: Heute ist die Stimmung positiv, nächste Woche gegen Augsburg kann es schon wieder anders sein."

Christian Gentner (VfB Stuttgart): "Wir sind im Moment nicht effektiv genug, dann reicht es halt nicht. Es geht jetzt nur darum, den Abstand nach hinten nicht schrumpfen zu lassen."

Fredi Bobic (Manager VfB Stuttgart) über die negative Stimmung bei den Fans: "Das ist bei uns ein Phänomen. Natürlich wollen die Fans die eigene Mannschaft siegen sehen. Aber das bringt der Mannschaft unheimlich wenig. An der Einstellung gibt es nichts zu mäkeln."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Der VfB stellt im Vergleich zur Europa League am Donnerstag viermal um: Niedermeier ist wieder fit und rückt ins Team. Rüdiger geht auf die rechte Abwehrseite, Sakai sitzt auf der Bank. Holzhauser darf im zentralen Mittelfeld ran und ersetzt den verletzten Maxim. Okazaki muss Harnik weichen.

Der HSV mit drei Änderungen. Bruma kehrt zurück und verdrängt Rajkovic aus der Startelf. Dazu müssen Son und Beister auf der Bank Platz nehmen. Skjelbred im rechten Mittelfeld und Rincon als zweiter Sechser neben Badelj beginnen dafür.

13.: Langer Diagonalball in den VfB-Strafraum. Niedermeier nicht an van der Vaart dran, der zur Mitte köpft. Rudnevs acht Meter vor dem Tor ziemlich blank, köpft aber im Fallen rechts vorbei.

16.: Freistoß Holzhauser aus 24 Metern, noch leicht abgefälscht. Adler reagiert blitzschnell und lenkt den fiesen Ball mit der rechten Hand noch an die Latte.

43.: Doppelchance VfB. Erst stiehlt Traore rechts den Ball, sein Zuspiel auf Ibisevic in der Mitte kommt aber nicht an. Sekunden später schickt Holzhauser Harnik auf die Reise. Der zieht von halblinks ab, Adler ist mit den Fingerspitzen noch dran.

47.: Traore zwirbelt den Eckball von links in die Mitte. Am Fünfer gewinnt Niedermeier das Kopfballduell, bringt die Kugel allerdings nicht aufs Tor. Doch Tasci schmeißt sich dazwischen und köpft auf den Kasten. Allerdings direkt auf Adler.

49., 0:1, Rudnevs: Diekmeier flankt von rechts unbedrängt zur Mitte. Rudnevs aus 13 Metern, volles Risiko, Volleykracher. Der Lette nagelt das Ding unter die Latte. Ulreich chancenlos.

69.: Okazaki stolpert links mal durch, flankt dann sauber zurück. Ibisevic köpft aufs kurze Eck. Adler pariert erneut stark.

Fazit: Der Sieg geht in Ordnung. Der HSV war die fußballerisch bessere Mannschaft und nutzte wenigstens eine seiner auch nicht üppigen Chancen. Stuttgart enttäuschte erneut.

Der Star des Spiels: Per Skjelbred hatte bisher wahrlich keine tolle Zeit beim HSV. In den letzten Wochen steigerte sich der Norweger bei seinen Einsätzen aber kontinuierlich und zeigte in Stuttgart eine seiner besten Leistungen. War bis zu seiner Auswechslung nach Badelj am meisten und überall unterwegs (11,3 Kilometer), machte sehr vieles richtig und ordentlich Dampf über "seine" rechte Seite. Auch stark: Adler, der dreimal gut parierte.

Der Flop des Spiels: Arthur Boka vernachlässigte seine Seite ein ums andere Mal, trieb sich stattdessen in der Mitte rum und ließ Skjelbred viel zu viel Platz. Attackierte Diekmeier vor der bei der Flanke zum 0:1 überhaupt nicht. Seine Flanken hatten eine unheimliche Streuung. Hatte zudem Glück, dass sein Hakler gegen Skjelbred nicht geahndet wurde.

Der Schiedsrichter: Christian Dingert hatte die faire Partie gut im Griff, lag aber mit der Gelben für Rudnevs daneben. Hätte stattdessen Boka verwarnen können. Am Ende ein wenig zu kleinlich.

Die Trainer:

Bruno Labbadia setzte den zuletzt schwachen Sakai auf die Bank, behielt das 4-1-4-1 mit dem gegen Lazio ebenfalls fahrigen Kvist vor der Abwehr aber bei. Mit Okazakis Hereinnahme zur Pause stellte Labbadia auf 4-4-2 um. Der Effekt verpuffte mit dem Rückstand sofort wieder. Auch die Einwechslung von Macheda für Traore brachte keine Besserung.

Thorsten Fink traute dem Braten mit Badelj als alleinigem Sechser nicht und stellte dem Kroaten Rincon an die Seite. Fink vertraute auf eine flache Mittelfeldformation, Van der Vaart musste wieder im Dunstkreis von Rudnevs weiter vorgezogen spielen - eigentlich ein Experiment, das schon zweimal in dieser Saison schief ging. Wechselte später positionsbezogen. Andererseits war der Spielaufbau mit einem zweiten Sechser auch flüssiger als zuletzt.

Das fiel auf:

 

  • Hamburg im Spielvortrag deutlich sicherer als der VfB. Die Gäste brillierten keineswegs, schafften es aber immerhin, sich den Ball über mehrere Stationen zuzuspielen und dabei sogar Raumgewinn zu erzielen. Bei den Gastgebern war abgesehen von zahllosen langen Bällen rein gar nichts.
  • Der VfB wirkte im Offensivspiel wieder einmal ideenlos, die Verknüpfungen zwischen der offensiven Kette im Mittelfeld und den Innenverteidigern für das Passspiel sind nicht existent, Kvist wird als Anspielstation entweder übergangen oder er spielt den Ball wieder zurück zu den Innenverteidigern oder zu Keeper Ulreich.
  • Van der Vaart war kaum im Spiel, dafür zeigten Skjelbred und der zuletzt stark kritisierte Badelj eine starke Leistung und kompensierten van der Vaarts unauffälliges Spiel.
  • In der Nachspielzeit nach einem eigenen Eckball aber noch beinahe in einen Konter zu laufen, der den Ausgleich bedeutet hätte, zeigt auch, dass beim HSV immer noch längst nicht die gewünschte Reife erreicht ist.
  • In der Form muss sich der VfB nochmal ernsthafte Gedanken machen, nicht noch ganz unten reinzurutschen. Tabellenplatz 14 ist bedenklich genug. Bruno Labbadia muss schleunigst etwas einfallen, um den freien Fall zu stoppen.

 

Stuttgart - Hamburg: Daten zum Spiel