Wenn's mal wieder hektisch wird

Von Jochen Tittmar
Für Robert Lewandowski war es der erste Platzverweis seiner Bundesligakarriere
© Getty

Borussia Dortmund ließ sich bei der verdienten Heimniederlage gegen den Hamburger SV nicht zum ersten Mal von einer aus dem Spielverlauf entstandenen Hektik anstecken und verlor gegen einen mitspielenden Gegner phasenweise den Kopf. Trainer Jürgen Klopps Personalentscheidungen wirkten unglücklich - hätte der mittlerweile unersetzliche Ilkay Gündogan früher eingewechselt werden müssen?

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Nuri Sahin (Mittelfeldspieler Dortmund): "Die Niederlage tut weh, wir dürfen zu Hause einfach keine vier Tore kassieren. Das Positive ist aber sicherlich, dass wir am Mittwoch direkt Wiedergutmachung betreiben können. Wir müssen hoch konzentriert sein, denn auch Donezk wird unsere Fehler bestrafen. Von daher muss da eine klare Leistungssteigerung stattfinden. Mittwoch ist ein anderes Spiel, wir wollen gewinnen."

Heung-Min Son (Stürmer HSV): "Dass wir Dortmund ein zweites Mal schlagen, hätte keiner gedacht. Hier zu gewinnen, ist unheimlich schwer. Man hat schon vor dem Spiel gemerkt, wie gut wir alle auf diese Begegnung vorbereitet waren. Mein 2:1 hat mich an das Hinspiel erinnert. Diese Schüsse übe ich immer wieder im Training. Wenn wir immer so auftreten, dann können wir jeden Gegner schlagen."

Nachbetrachtung:

Was sich in Dortmund am Samstag abspielte, wirkte wie eine Mischung der beiden verloren gegangenen Heimspiele gegen den VfL Wolfsburg und Schalke 04. Die deftige Pleite gegen starke Hamburger bot Schwächen im Defensivverbund, Platzverweise, Rudelbildung - und vor allem Hektik.

Es war nicht das erste Mal zu beobachten, dass der BVB in einer turbulenten und hektischen Partie phasenweise den Kopf verliert. Gegen die Wölfe war es der Platzverweis für Marcel Schmelzer, von dessen Ungerechtigkeit sich die Dortmunder Spieler kaum mehr erholten.

Zwar lässt der BVB unter solchen Umständen dann nicht vollkommen die defensive Grundordnung vermissen und spielt weiter Torgelegenheiten heraus, doch befinden sich die Akteure viel zu lange in einem emotional aufgeladenen Zustand, der einer klaren Linie im Spielvortrag im Wege steht.

Auch gegen Hamburg ließ sich Dortmund nach dem - diesmal berechtigten - Platzverweis für Robert Lewandowski von der aufkommenden Hektik anstecken, wurde krampfhaft in seinen Aktionen und wollte zu viel zu schnell erzwingen, um den Nachteil wieder wett zu machen. "Wir kriegen die Rote Karte, dann wurde es hektisch und wild. Uns ist die Ruhe abhandengekommen", konstatierte Trainer Jürgen Klopp.

Der Coach bewies, und das ist die Parallele zur Derbyniederlage mit dem Experiment Dreierkette, gegen Hamburg kein glückliches Händchen bei seinen Personalentscheidungen.

Klopps Festhalten an der offensiven Dreiermittelfeldreihe bedingte die erstmalige Nominierung von Sven Bender als Linksverteidiger, der dort im Vergleich zu den beiden anderen Notlösungen Jakub Blaszczykowski und Kevin Großkreutz keine gute Figur abgab und sich bei zwei Gegentoren abkochen ließ. Bender ist kein Spieler, um an der Außenposition zu kleben. Ein Hinterlaufen oder sonstige Offensivimpulse blieben am Samstag vollständig aus.