Lumpi und 18 Neue für den Klassenerhalt

Von Jochen Rabe
Die neu formierte Mannschaft von Fortuna Düsseldorf möchte die Klasse halten
© Getty

In den Tagen vor dem Start der neuen Bundesliga-Saison stellt SPOX alle 18 Klubs in einer Vorschau-Serie vor - mit allen Transfers, Hintergründen und der Saison-Prognose. Den Start macht Fortuna Düsseldorf.

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Andreas "Lumpi" Lambertz ist am Ziel. Seit 2003 trägt der Publikumsliebling das Trikot der Fortuna, seinen ersten Auftritt in der A-Elf feierte er in der Oberliga Nordrhein. Neun Jahre später ist Lumpi Stammspieler, Kapitän, Galionsfigur - und gibt sein Bundesliga-Debüt für Düsseldorf.

Die Fortuna ist zurück. 15 Jahre lang kickten die Flingeraner in der Oberliga, Regionalliga, 3. Liga und 2. Liga - jetzt hat Trainer Norbert Meier den Traditionsklub wieder ins deutsche Fußball-Oberhaus geführt. Dort wartet aber schon die nächste schwierige Mission auf den Coach. Das klare Ziel ist der Klassenerhalt.

Das ist neu

Nahezu der komplette Kader. Was die Fortuna hinter sich hat, gleicht einer Rundumerneuerung. Vor allem im Offensivbereich blieb kein Stein auf dem anderen. Mit Sascha Rösler (Alemannia Aachen), Maximilian Beister (Hamburger SV), Thomas Bröker (1. FC Köln) und Ranislav Jovanovic ist beinahe die komplette Abteilung Attacke von Bord gegangen. Dazu verloren die Rheinländer mit Assani Lukimya eine Stütze in der Innenverteidigung an Werder Bremen.

Ein Umbruch ist die logische Folge dieser zahlreichen Abgänge. Die sportliche Leitung musste sich klar werden: Welche Typen wollen wir? Welche Struktur wollen wir für unsere Mannschaft?

Insgesamt 18 Neuzugänge präsentierten Trainer Norbert Meier und Manager Wolf Werner. Alle Mannschaftsteile wurden aufgerüstet, der Kader wurde in der Spitze und in der Breite erweitert.

Mit Axel Bellinghausen, Du-Ri Cha, Nando Rafael und Andrej Woronin verpflichtete die Fortuna Erfahrung, national wie international. Vor allem Bellinghausen hat auch eine andere Aufgabe: Der Dauerläufer trug bereits von 1998 bis 2005 das Trikot der Flingeraner und soll bei all den Neuverpflichtungen für Identifikation mit dem Team sorgen.

Auch zwischen den Pfosten gibt es eine Neuerung beim Aufsteiger: Der Vertrag mit Michael Ratajczak wurde nicht verlängert, stattdessen holte die Fortuna das Torhüter-Talent Fabian Giefer von Bayer Leverkusen.

Auf den Abgang von Lukimya reagierte man mit den Transfers des Griechen Stelios Malezas von PAOK Saloniki und Bruno Soares vom Zweitligisten MSV Duisburg. Zudem kam Leon Balogun von Bremen II als Backup.

Für die Breite in der Offensive nahm Düsseldorf unter anderem den konterstarken Stefan Reisinger, Gerrit Wegkamp und Dani Schahin unter Vertrag. Weitere Neuzugänge sind Andre Fomitschow, Ronny Garbuschewski, Bastian Müller, Mazin Ahmed Al-Huthayfi, Ivan Paurevic, Samuel Piette und Nikos Papadopoulos.

Die Taktik

Trainer Norbert Meier setzt auf eine kompakte Grundordnung. Vor allem läuferisch verlangt er seinem Team viel ab. Darin sieht er den Schlüssel zum Klassenerhalt. Im Interview mit dem "Kicker" sagte er: "Wir müssen läuferisch voll auf der Höhe sein. Wie können schließlich keinen Gegner an die Wand spielen. Es geht nur über Geschlossenheit und über die Zweikämpfe." Diese Geschlossenheit will Meier im 4-2-3-1 erreichen.

Die Viererkette bleibt im Vergleich zur Vorsaison fast gleich. Van den Bergh, Langeneke und der nun fest verpflichtete Tobias Levels sind gesetzt. Um den zweiten Platz in der Innenverteidigung streiten sich die Neuzugänge Stelios Malezas und Bruno Soares.

Ebenfalls offen ist, wer auf der Doppelsechs neben Kapitän Lambertz agieren wird. Die Kandidaten für diese Position sind Adam Bodzek und Oliver Fink.

Die Wunschbesetzung auf den offensiven Außen sind die Neuzugänge Bellinghausen und Cha. Beide sind laufstarke Spieler, die vor allem defensiv wichtige Arbeit verrichten. Das zeigt die Marschroute der Fortunen deutlich: Oberste Priorität hat die Stabilität, erst dann wird offensiv gedacht. Woronin gibt den Zehner hinter der einzigen Spitze, die wohl Rafael ausfüllen wird.

Der Spieler im Fokus

Andrej Woronin. Der Ukrainer kann die verlorene Erfahrung von Abgängen wie Rösler wettmachen. Düsseldorf ist bereits seine fünfte Bundesliga-Station. Mit Liverpool spielte der Angreifer gar in der Champions League, im Trikot der Nationalmannschaft nahm er an der WM 2006 und der EM 2012 teil.

Zudem bringt Woronin eine gehörige Portion Selbstvertrauen mit zu seinem neuen Klub. Gegenüber "Sport 1" sagte er: "Ich habe noch nie gegen den Abstieg gespielt und ich will auch nie gegen den Abstieg spielen. Alle Mannschaften fangen mit null Punkten an und wir müssen unser Bestes geben. Ich sehe uns nicht als Abstiegskandidat, beziehungsweise nicht als ersten Abstiegskandidat."

Bei Düsseldorf kommt dem Angreifer wohl die gleiche Rolle zu wie zuletzt in der ukrainischen Nationalmannschaft: Er wird als Zehner hinter der Spitze agieren und soll dem Spiel aus dem offensiven Mittelfeld heraus seinen Stempel aufdrücken.

Die Prognose

Die Fortuna ist wieder erstklassig - und vom ersten Spieltag an ist alles darauf ausgerichtet, dass das auch so bleibt. Die sportliche Führung verfällt nicht in Euphorie und träumt nicht, sondern gibt von vornherein das realistische Ziel Klassenerhalt aus. Das könnte der entscheidende Vorteil der Fortuna gegenüber Teams sein, die überraschend unten hinein rutschen.

Schwierig wird das Vorhaben angesichts des totalen Umbruchs dennoch. Vom Aufstiegsteam ist nicht mehr viel übrig, vor allem die Offensivabteilung muss sich erst noch finden. Ob Meiers defensiver Grundgedanke gegen direkte Konkurrenten reicht, muss sich darüber hinaus erst zeigen.

Wenn die spielerischen Abläufe rechtzeitig funktionieren und die Euphorie des Umfelds auf die Mannschaft übergeht, ist den Fortunen der Klassenerhalt zuzutrauen.

Der Kader von Fortuna Düsseldorf im Überblick