Merk muss für Sippel leiden

SID
Geschützt von Regenschirmen und eigener Leibgarde verlässt Ex-Schiri Merk die Veltins Arena
© Getty

Die Schiedsrichter standen beim Schalker 1:2 (0:1) gegen Kaiserlautern im Mittelpunkt: Peter Sippel wegen fragwürdiger Platzverweise und Ex-Referee Markus Merk als altes Feindbild am Experten-Mikro.

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Es war ein schwarzer Tag für Schiedsrichter auf Schalke. Markus Merk flüchtete unter einen blau-weißen Schirm, als Bier und unzählige Gegenstände auf ihn herabregneten.

Der Ex-Referee, für viele königsblaue Fans noch immer ein Feindbild, musste ausbaden, was sein Nachfolger Peter Sippel beim 1:2 (0:1) von Schalke 04 gegen den 1. FC Kaiserslautern angestellt hatte.

Rot gegen Fährmann

Mit einer Roten Karte gegen Torhüter Ralf Fährmann nach einer Notbremse im Strafraum (28.) hatte sich der Münchner den Zorn des Schalker Anhangs zugezogen.

Als er die gleiche Bestrafung gegen den Lauterer Rodnei aussprach (61.), brachte der FIFA-Schiedsrichter auch noch den Rest der 61.673 Zuschauer und beide Trainer gegen sich auf. "Lächerlich" fand Schalke-Coach Huub Stevens Rot und Elfmeter nach dem Laufduell mit Jose Manuel Jurado, der eher Rodnei zu Fall gebracht hatte als andersherum.

"Fragwürdig" nannte FCK-Trainer Marco Kurz die Entscheidung, die den schwachen Schalkern den zwischenzeitlichen Ausgleich durch Klaas-Jan Huntelaars 16. Pflichtspieltor der Saison schenkte (62.).

Merk kommentiert kritisch

Selbst Merk bescheinigte Sippel "große Probleme mit der Spielleitung" und vermisste "Persönlichkeit". Dass der frühere Weltklasse-Schiedsrichter auch den durchaus vertretbaren Platzverweis gegen Fährmann kritisch kommentierte ("Über Gelb hätte sich niemand beschwert"), ging in gellenden Pfiffen und wüsten Beschimpfungen unter. Bei seinem ersten Besuch auf Schalke zehn Jahre nach der legendären Vier-Minuten-Meisterschaft war Merk als Experte von "Sky" für viele noch immer ein rotes Tuch.

Inzwischen ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft. "Wir haben drei Täter dingfest machen können. Sie wurden kurzfristig festgenommen. Ihre Personalien sind nun bekannt. Gegen Sie wird ein Ermittlungsverfahren wegen versuchter, gefährlicher Körperverletzung beziehungsweise Körperverletzung eingeleitet", sagte Polizeisprecher Konrad Kordts "Sport Bild online".

Ein Zuschauer, der Merk mit einem Anhänger in Form einer Billard-Kugel beworfen hatte, wird noch gesucht.

Merk als Sündenbock für 2001

"Ich wusste, dass es die eine oder andere kritische Situation geben kann. Das wundert mich nicht", sagte Merk, dem eingefleischte Schalker die Schuld an dem verlorenen Meistertitel 2001 geben.

Der Kaiserslauterer hatte an jenem 19. Mai Bayern München in der Nachspielzeit einen umstrittenen indirekten Freistoß im Strafraum zugesprochen, der zum 1:1 beim Hamburger SV und zum späten Titelgewinn führte.

Möglicherweise hätte Merk sich sogar mit den Schalkern versöhnen können. Vor dem Anpfiff umarmte ihn Stevens, vor zehn Jahren Meistertrainer der Herzen, freundlich.

Ein Fan schenkte ihm einen blau-weißen Schal. Doch dann brachte Sippel die Volksseele zum Kochen, und die Wut richtete sich gegen Merk, weil sein Nachfolger längst in der Kabine verschwunden war.

Sippel sieht sich im Recht

Sippel sah sich im Recht. Rot gegen Fährmann nach dem Foul gegen Dorge Kouemaha sei "unstrittig", weil er "eine eindeutige Torchance verhinderte und nicht den Ball spielen wollte".

Die auch von Merk geforderte Gelbe Karte hätte "die Regel gebeugt". Kapitän Christian Tiffert verwandelte den Elfmeter zur hochverdienten Lauterer Führung (30.).

Rodneis Platzverweis fand Sippel ebenso "zwingend", weil er Jurado "in zentraler Position mit dem linken Arm umgestoßen" habe. Auch die Fernsehbilder, die eher ein Foul des Schalkers zeigten, hätten ihn "bestätigt". Das sah Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel anders. "Die Entscheidung wird durch die Fernsehbilder widerlegt", sagte er.

Verdienter Sieg für Kaiserslautern

Immerhin fand das hitzige Spiel trotzdem den richtigen Sieger. Kouemaha verwertete einen der zahlreichen klugen Konter der Pfälzer (72.) und sicherte dem Kurz-Team den ersten Auswärtssieg der Saison.

Torwart Fährmann wurde doppelt bestraft: Er erlitt bei der Szene, die zum Elfmeter und zur Roten Karte führte, einen Bänderriss im Knie und fällt mehrere Wochen aus.

Schalke verpasste durch die erste Niederlage unter Rückkehrer Stevens nicht nur Platz zwei, sondern verdarb dem Niederländer vor dem Europa-League-Spiel am Donnerstag (19.00 Uhr/kabeleins) auf Zypern bei AEK Larnaka auch die Laune.

Seine Mannschaft habe sich "in 1:1-Situationen lächerlich verhalten". Am Sonntagmorgen gab es vor dem Training eine einstündige Fehleranalyse.

Schalke - Kaiserslautern: Daten zum Spiel

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