Leichtes Anschwitzen für Neapel

SID
Mit Leichtigkeit zeigen die Bayern ihren Gegnern die Grenzen auf
© Getty

Das lockere 4:0 gegen den hilflosen Aufsteiger Hertha BSC Berlin war für Bayern München nicht mehr als ein leichtes Anschwitzen für das Spiel in der Champions League beim SSC Neapel.

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"Sparringspartner" Hertha BSC Berlin war in einer besseren Trainingseinheit gerade standesgemäß mit 4:0 (3:0) vom Platz gefegt worden, da richtete Jupp Heynckes seinen Blick schon auf den nächsten, stärkeren Gegner.

"Wir haben noch viel Potenzial, um besser zu spielen. Das erhoffe ich mir am Dienstag gegen Neapel", sagte der Trainer vom souveränen Tabellenführer Bayern München, dem in der Bundesliga bereits nach neun Spieltagen die Konkurrenten abhanden zu kommen scheinen, und fügte eine Warnung an sein Team an: "Neapel ist keine typische italienische Mannschaft, sehr laufstark und sehr aggressiv. Die spielen sehr emotional, da müssen wir noch ein bisschen dazupacken."

Hertha kein Maßstab

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sprach ehrfürchtig vor der "momentan besten Mannschaft Italiens", bei der Sportdirektor Christian Nerlinger einen "Hexenkessel" erwartet. Der locker-leichte Sieg gegen die wie eine "steinalte Dame" aufgetretene Hertha war für die Bayern-Verantwortlichen schon Minuten nach dem Sieg abgehakt.

Der Aufsteiger, darin waren sich alle Herren in Rot einig, taugte nicht als Maßstab für Heynckes' Bayern, die im zwölften Pflichtspiel in Folge ungeschlagen und ohne Gegentreffer (insgesamt nun 1108 Minuten) blieben.

Angesichts der Dominanz hörten die Münchner denn auch häufiger die Frage, wer sie denn überhaupt schlagen könne. Neben dem Mantra, die Preise, Titel oder Pokale würden im Mai vergeben, gab es auch erhellende Antworten.

Meister Borussia Dortmund, befand Rummenigge, sei wieder "gut drauf", man müsse den BVB "immer auf dem Zettel haben", meinte Nerlinger. Allerdings: Wirklich fürchten müssen sich die Münchner nach Lage der Dinge auch vor dem Titelverteidiger nicht.

"Eine absolute Topmannschaft"

"Der FC Bayern spielt in dieser Saison einen Fußball, der nicht alltäglich ist", musste Heynckes zugeben: "Wir haben eine absolute Topmannschaft, in der das Gleichgewicht zwischen Defensive und Offensive stimmt, die den Ball laufen lassen kann, in der jeder Spieler im richtigen Augenblick das macht, was nötig ist. Deswegen ist es für jeden Geger im Moment schwer, gegen uns zu spielen."

Letzteres traf am Samstag vor 69.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena besonders auf die hilflose Hertha zu, die selbst deren Trainer Markus Babbel als "Aufbaugegner" bezeichnete.

Torjäger Mario Gomez (5.), der starke Franck Ribery (7.) und Bastian Schweinsteiger (13.) schossen das schnellste 3:0 der Bayern seit dem 5. Februar 1983 heraus (damals beim 6:1 gegen den Karlsruher SC nach zwölf Minuten).

Neuer seit 748 Minuten ohne Gegentor

Gomez besorgte mit seinem zehnten Saisontor das 4:0 per Foulelfmeter (69.). Der kein einziges Mal ernsthaft geprüfte Torhüter Manuel Neuer hat nach jetzt 748 Minuten ohne Gegentreffer weiter den Bundesliga-Rekord von Timo Hildebrand (884) im Blick.

Die Bayern-Filiale Hertha mit den früheren Münchnern Babbel, Thomas Kraft, Christian Lell und Andreas Ottl war zwar keine Messlatte, dennoch nimmt der FC Bayern großes Selbstvertrauen mit nach Italien.

"Die Mannschaft macht einen sehr starken Eindruck", sagte Rummenigge, der in Neapel auf "mindestens ein Unentschieden" hofft. Gomez ergänzte: "Wir haben noch nichts erreicht, aber wenn wir so die Saison durchspielen, wird uns keiner aufhalten."

Schwache Chancenverwertung

Heynckes bemängelte einzig die schwache Chancenverwertung. Babbel gab nach dem Spiel zu, er habe schon in der ersten Hälfte einen zweistelligen Rückstand befürchtet.

Dass etwa Ribery seine Möglichkeiten zu lässig vergab, wollten die Bayern jedoch nicht kritisieren. "Ich habe ihm gesagt, dass er egoistischer werden muss, da kann sowas mal passieren", sagte Heynckes über den Eigensinn des Franzosen in mancher Szene.

Die Nonchalance der Bayern habe auch mit dem Spiel in Neapel zu tun gehabt, fügte der Coach an: "Wenn es notwendig gewesen wäre, hätten wir in der zweiten Halbzeit noch Luft nach oben gehabt."

Angst und Fehler bei Hertha

Ganz anders Berlin. "Alle Mannschaften, die hierher kamen und Angst hatten, haben eine Klatsche bekommen. Da haben wir uns wunderbar eingereiht", sagte Babbel.

Dennoch fand er die Pleite mit "unerklärlichen Fehlern" auch "wichtig, damit wir was lernen". Nämlich: Nur nicht zu viel Respekt vor großen Gegner zu haben.

Und noch mehr Positives nahm Babbel mit: "Die Steigerung in der zweiten Halbzeit hat mir gefallen", sagte er. Die erarbeitete sich Berlin aber weniger als dass sie die Bayern der Hertha einfach gewährten.

Bayern - Hertha: Daten zum Spiel

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