Huntelaar zu clever für HSV

Von Oliver Wittenburg/Daniel Reimann
Wieder ein forscher Auftritt: Hamburgs Youngster Gökhan Töre (r.) im Duell mit Schalkes Farfan
© Getty

Der Aufwärtstrend beim Hamburger SV ist nach einem Spiel schon wieder gestoppt. Die Hanseaten unterlagen Pokalsieger FC Schalke 04 am 8. Bundesliga-Spieltag im eigenen Stadion mit 1:2 (1:1) und bleiben Tabellenletzter.

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Vor 54.237 Zuschauern in der nicht ganz ausverkauften Imtech Arena erzielte Klaas-Jan Huntelaar beide Tore für die Gäste aus Schalke (13., 73.), die sich mit dem fünften Saisonsieg auf den vierten Tabellenplatz verbesserten.

Nach dem Erfolg über Maccabi Haifa in der Europa League feierte Huub Stevens an alter Wirkungsstätte somit auch einen erfolgreichen Bundesliga-Einstand.

Für den HSV traf Mladen Petric zum zwischenzeitlichen Ausgleich (37.). Für die Hamburger war es das achte Bundesliga-Heimspiel in Folge ohne einen Sieg.

Die Reaktionen:

Rudolfo Cardoso (Interimstrainer HSV): "Wir sind enttäuscht von diesem Spiel. Ob ich bleibe oder nicht, liegt nicht in meinen Händen. Das ist eine Sache, die ich nicht beeinflussen kann. Andere Leute sind dafür verantwortlich. Man hat noch nicht mit mir gesprochen. Es gibt anderes im Moment. Wenn ich die Möglichkeit habe, nächstes Jahr wieder reinzukommen, werde ich den Trainerschein machen."

Frank Arnesen (Sportdirektor HSV): "Heute oder morgen muss etwas passieren. Damit meine ich die nächsten Wochen. Wir haben nicht bis Weihnachten Zeit. Beim nächsten Spiel in Freiburg wird ein Trainer mit Lizenz auf der Bank sitzen."

Huub Stevens (Trainer Schalke): "Jedes Spiel ist wichtig. Das erste Spiel willst Du natürlich gerne gewinnen und nach Hause bringen - das haben wir heute getan. Wir haben einen Stürmer gehabt, der zweimal getroffen hat, der HSV hat einen gehabt, der nur einmal getroffen hat."

Stevens über seinen Ex-Klub HSV: "Ich habe hier anderthalb Jahre hervorragend gearbeitet. Es tut mir leid für den Verein, dass er unten reingerutscht ist. In der Art und Weise, wie sie heute gespielt haben, werden sie sicherlich schnell da unten herauskommen."

Klaas-Jan Huntelaar (Schalke 04): "Wir haben sehr gut angefangen und das schnelle Tor gemacht. In der Halbzeit haben wir uns dann gesagt: 'wir müssen so spielen, wie zu Beginn'. Das hat gut geklappt."

Benedikt Höwedes (Schalke 04): "Der unbedingte Wille war heute ausschlaggebend. Wir haben in der zweiten Halbzeit gefightet bis zum Geht-nicht-mehr."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff:

Beim HSV steht Youngster Lam nach überwundenen Adduktorenproblemen erneut in der Startelf. Guerrero ersetzt Son in der Startelf. Bei Schalke fehlt Matip, Draxler sitzt auf der Bank. Papadopoulos und Jurado sind dafür dabei.

13., 0:1, Huntelaar: Ein überragend herausgespieltes Tor! Über Raul und Farfan kommt die Kugel blitzschnell rechts raus auf Höger, der präzise in den Sechzehner flankt. Huntelaar steht völlig blank und wuchtet den Ball über Drobny hinweg aus zwölf Metern ins rechte Eck.

15.: Die Riesenchance zum Ausgleich! Zufällig kommt der Ball über Rajkovic und Guerrero zu Petric, der in die Gasse startet und nur noch Fährmann vor sich hat. Doch er schließt überhastet ab, Fährmann pariert!

33. Jetzt drückt der HSV! Tesche gibt am Strafraum rechts raus auf Töre, der zur Grundlinie durchstartet und den Ball zur Mitte gibt. Doch Fährmann geht dazwischen - Ecke!

37., 1:1, Petric: Starker Konter des HSV! Höwedes verliert die Kugel im Mittelfeld, Guerrero gibt weiter auf Lam, der Petric halblinks in den Sechzehner schickt. Satter Flachschuss aus 13 Metern - durch die Hosenträger von Fährmann!

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50.: Metze mit einem Ballverlust am eigenen Strafraum, Töre hatte gelauert und schnappt sich die Kugel. Mit Zug zur Mitte, dann der Pass in den Rückraum. Guerrero hat jede Menge Platz, doch er feuert den Ball knapp über den rechten Giebel!

56.: Flanke aus dem rechten Halbfeld von Höger, perfekt auf den Schädel von Raul. Dessen Kopfball aus neun Metern segelt über Drobny hinweg - aber auch übers Tor. Der Ball touchiert noch die Querlatte.

73., 1:2 Huntelaar: Prädikat Traumtor! Fuchs hat links viel zu viel Platz, flankt präzise ans linke Fünfereck. Dort kommt Huntelaar angelaufen und hebt die Kugel wundervoll mit einer Mischung aus Hacke und Außenrist ins lange Eck!

Fazit: Schalke gewinnt ein umkämpftes Spiel, ein enges Spiel, ein hochspannendes Spiel gegen einen verbesserten HSV mit 2:1.

Der Star des Spiels: Klaas-Jan Huntelaar. Der Niederländer war mal wieder ein Muster an Effektivität. Er tauchte zweimal nennenswert vor dem HSV-Tor auf und versenkte jeweils. Sein Kopfstoß zum Schalker 1:0 war athletisch sehr anspruchsvoll und perfekt getimt, sein Heber mit der Hacke einfach rotzfrech und technisch überragend ausgeführt.

Der Flop des Spiels: Paolo Guerrero. Ob er will oder nicht, der Peruaner muss sich an seiner Gage von über vier Millionen Euro und damit an seinem Status messen lassen. Nach ausgestandener Verletzung stand er wieder in der Startelf, fand aber kaum Bindung zum Spiel und leistete sich zahlreiche Ballverluste. Torgefahr ging von Guerrero so gut wie nicht aus. Kurz nach der Pause hätte er nach überragender Vorarbeit von Töre das 2:1 machen müssen, schoss aber aus guter Position übers Tor. Wurde später gegen Son ausgetauscht.

Der Schiedsrichter: Knut Kircher leitete die sehr kampfbetonte und durchaus herzhaft geführte Partie unaufgeregt, souverän und fehlerfrei. Der 42-Jährige fand immer die richtige Ansprache an die Spieler und lag mit seinen Verwarnungen richtig.

Analyse: Der HSV war vom Anpfiff weg sichtlich gewillt, den Schwung vom Sieg in Stuttgart mitzunehmen und war in der Anfangsphase das präsentere Team. Schalke schien zunächst auf Abwarten spielen zu wollen, machte dann aber die Schwachstellen der Hamburger auf außen aus, wo Westermann und Aogo immer wieder in Unterzahl gerieten, weil die Offensiven, Lam und Töre, nicht konsequent genug nach hinten arbeiteten. So fiel auch das 0:1, als Höger ganz simpel freigespielt wurde und dann alle Zeit hatte, den Kopf von Huntelaar zu finden.

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Der HSV war vom Rückstand sichtlich geschockt. Die beiden Sechser, Tesche und Rincon, die stark begonnen hatten, bekamen das Spiel nicht mehr unter Kontrolle, Bindung zu den Angreifern Guerrero und Petric bestand kaum. Schalke machte aber zu wenig aus seiner klaren spielerischen Überlegenheit und überließ dem HSV nach und nach das Spiel. Der Ausgleich durch Petric war zwar Resultat eines krassen Stockfehlers von Höwedes im Mittelkreis, dennoch hatte sich der HSV dank guter Moral zurückgekämpft.

Die Hausherren transportierten den Schwung ansatzlos in den zweiten Durchgang und setzten Schalke mit konsequentem Pressing stark unter Druck und erzielten damit durchaus Wirkung, boten aber auch immer wieder Räume für Schalker Gegenangriffe, sodass sich ein temporeicher Schlagabtausch entwickelte.

Wie in der ersten Hälfte fand Schalke aber dann die Hamburger Schwachstelle auf außen. Fuchs konnte in Ruhe von links flanken und Huntelaar ließ die HSV-Innenverteidiger Rajkovic und Bruma erneut alt sehen. Der Treffer zeigte erneut Wirkung. Zudem musste der HSV dem hohen Tempo und dem großen läuferischen Aufwand Tribut zollen und wurde nach dem Rückstand nur noch in Ansätzen gefährlich.

Hamburg - Schalke: Daten zum Spiel

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