Augsburg: Das Qualitätsproblem

Von Daniel Börlein
Augsburgs Spieler hatten gegen den BVB häufig nur das Nachsehen
© Imago

Der FC Augsburg steht nach der Niederlage in Dortmund am Tabellenende und wartet als einziges Team der Liga noch auf einen Sieg. Die aktuelle Situation kommt nicht überraschend und hat Gründe. Anlass zur Hoffnung auf Besserung gibt es allerdings kaum.

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Jürgen Klopp (Borussia Dortmund): "Das hier hat uns richtig gut getan. Die Leute haben mal wieder vier Tore gesehen und wir haben ein besseres Torverhältnis als um 15:30 Uhr. Rundum alles gut.(...) Alle fragen nach Lucas Barrios. Wir sind total glücklich, dass er wieder da ist, aber wir können ihn erst dann bringen, wenn er wieder bei 100 Prozent seiner Schaffenskraft ist. Und heute gegen einen müden Gegner war es in Ordnung. Robert Lewandowski hat es richtig gut getan und er hat es einigen Kritikern gezeigt."

Jos Luhukay (FC Augsburg): "Wir haben 30 Minuten lang nicht viel zugelassen und das gespielt, was wir uns vorgenommen haben. Doch dann haben wir dem Gegner wieder einmal durch einen individuellen Fehler die Führung ermöglicht. Auch beim zweiten Gegentreffer stimmte die vorher besprochene Zuordnung überhaupt nicht. Als wir dann nach der Pause auch noch die Chance liegen lassen, durch den Elfmeter ins Spiel zurückzukommen, war die Partie entschieden. Leider hat man in diesem Spiel den Klassenunterschied zwischen dem Deutschen Meister und einem Aufsteiger deutlich gesehen."

Nachbetrachtung: Wenn man als Aufsteiger zum deutschen Meister reist, dann ist eine Niederlage eigentlich keine Schande. Wenn der deutsche Meister zuvor allerdings nur eines der letzten fünf Pflichtspiele gewonnen hat, 65 Stunden vorher seine letzte Partie hatte und dabei eine 0:3-Klatsche einstecken musste, dann scheinen die Voraussetzungen für den Aufsteiger nicht mehr ganz so schlecht zu sein.

Wenn der Aufsteiger dann aber dennoch völlig chancenlos ist, 0:4 verliert und damit noch gut bedient ist, dann ist das ernüchternd für den Aufsteiger. In diesem Fall für den FC Augsburg.

In Dortmund war das Team von Coach Jos Luhukay in allen Belangen unterlegen, defensiv unsicher und immer für einen Fehler gut, in der Offensive erschreckend harmlos. Und selbst wenn nach einem Dortmund Abwehrschnitzer in der Anfangsphase die Führung oder kurz nach der Pause durch Sankohs Elfmeter (scheiterte an Weidenfeller) der Anschluss gelungen wäre: ein Punkt (oder gar mehr) schien für den FCA zu keiner Zeit in Reichweite.

Es war Augsburgs vierte Niederlage im achten Spiel. Als einzige Mannschaft der Liga wartet man noch auf den ersten Sieg und rutschte durch das 0:4 sogar ans Tabellenende. Das alleine ist eigentlich schon schlimm genug. Noch schlimmer allerdings: Die Art und Weise der Pleite beim BVB gibt wenig bis keinerlei Anlass zur Hoffnung, dass sich an Augsburgs jetzt schon schwieriger Situation bald etwas ändern wird.

Dass Augsburg von Beginn an gegen den Abstieg spielen wird, ist keine Überraschung. Und natürlich gibt es dafür wie auch für die aktuelle Konstellation Gründe. Der FCA hat mit großem Abstand den geringsten Etat der Liga. Im Sommer wurde der Kader nur punktuell verstärkt und bei den Verpflichtungen darauf geachtet, dass sie das Budget nicht sprengen.

Hinzu kommt das große Verletzungspech, das Augsburg seit Saisonbeginn verfolgt. Vom Aufstiegsstammkader fehlten oder fehlen Paul Verhaegh, Andrew Sinkala, Marcel Ndjeng, Nando Raffael und Stephan Hain sowie Ergänzungsspieler wie Thorsten Oehrl, Daniel Brinkmann oder Neuzugang Patrick Mayer.

Doch selbst wenn der Kader komplett ist, scheint zumindest fraglich, ob bessere Zeiten für den FCA anbrechen. Denn kaum ein Akteur hat in der Vergangenheit über einen längeren Zeitraum Bundesliga-Niveau nachgewiesen. Im Gegenteil. Spieler wie Ndjeng, Baier, Sinkala, Raffael, Möhrle oder Callsen-Bracker scheiterten bei ihren vorherigen Klubs allesamt.

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Es scheint momentan, als fehle Augsburg die Qualität für die Bundesliga. Das zeigte der Auftritt in Dortmund, das wurde aber auch bei vielen anderen bisherigen Spielen deutlich.

In den beiden ersten Begegnungen der Saison bot man durchaus ordentliche Leistungen und holte immerhin zwei Punkte. Die Gegner allerdings hießen Freiburg (zuhause) und Kaiserslautern - beide ebenfalls nichts anderes als Abstiegskandidaten. Gegen alle anderen Teams war man phasenweise oder komplett unterlegen.

So passte die Partie in Dortmund durchaus ins Bild. Der BVB hingegen schoss sich den Frust der unnötigen CL-Niederlage bei Olympique Marseille von der Seele. Allen voran Robert Lewandowski. Der Pole hatte von Klopp erneut den Vorzug vor dem wieder genesenen Lucas Barrios erhalten und das Vertrauen mit einem Dreierpack und einer Vorlage zurückgezahlt.

Und ganz nebenbei zeigte Lewandowski, dass er auch zusammen mit Barrios spielen kann. Nach der Einwechslung des 26-Jährigen überzeugte Lewandowski wie in Großteilen der vergangenen Rückrunde als zentraler, offensiver Mittelfeldspieler. Nach dieser Leistung gibt's für Klopp eigentlich keinen Grund, den häufig kritisierten Angreifer aus der Mannschaft zu nehmen.

Dortmund - Augsburg: Daten zum Spiel

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