Hannover schockt Meister Dortmund

Von Oliver Wittenburg/Jan Konietzny
Dortmunds Jakub Blaszczykowski versucht's per Rückzieher - ohne Erfolg
© Getty

Meister Borussia Dortmund hat am 6. Spieltag die dritte Saisonniederlage kassiert und kommt vorerst aus dem Mittelmaß nicht heraus. In Hannover unterlag die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp trotz einer 1:0-Führung noch 1:2.

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Vor 49.000 Zuschauern in der AWD-Arena brachte Shinji Kagawa den BVB mit einer tollen Einzelleistung verdient in Führung (63.). Doch in der Schlussphase wurde der aufopferungsvolle Einsatzwille der Hausherren belohnt: Kapitän Karim Haggui köpfte nach einer Ecke den Ausgleich (87.) und Didier Ya Konan erzielte kurz darauf mit einem sehenswerten 18-Meter-Schuss den Siegtreffer (89.).

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In der Schlussminute sah Hannovers Bundesligadebütant Artur Sobiech nach einem rüden Foulspiel an Antonio da Silva die Rote Karte.

Für Dortmund war es die zweite 1:2-Niederlage in der Liga in Folge. Insgesamt sind die Westfalen nun seit vier Pflichtspielen sieglos. Hannover meldete sich mit dem ersten Dreier nach zuvor nur zwei Punkten aus drei Spielen in der oberen Tabellenhälfte zurück.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Hannover mit vier Neuen im Vergleich zum 0:0 gegen Lüttich in der Europa League: Pander ersetzt Schulz. Hauger, Stoppelkamp und Ya Konan kommen für Rausch, Pinto und Abdellaoue. Auch der BVB nimmt gegenüber dem 1:1 gegen Arsenal in der Champions League vier Wechsel vor: Gündogan, da Silva, Perisic und Blaszczykowski ersetzen Großkreutz, den verletzten Bender und die gesperrten Götze und Kehl.

13.: Gündogan spielt ein Zuckerpässchen in den Lauf von Lewandowski, der in den Strafraum gestartet war. Der Pole nimmt den Ball fein an, doch kann gerade noch so gestört werden. Zieler schnappt sich die Kugel. Da war eindeutig mehr drin!

24.: Piszczek flankt von rechts außen in die Mitte. Links am 16er kommt der Ball zu Perisic und der zimmert das Ding direkt drauf - Zieler faustet den Ball weg. Starke Aktion vom BVB-Neuzugang, gute Parade von Zieler.

26.: Hannover kontert nach einer BVB-Ecke: Ya Konan kommt über rechts und zieht in den Strafraum, der Abschluss kommt flach links aufs Tor. Weidenfeller taucht ab und lenkt den Ball zur Seite, vor die Füße von Stoppelkamp, dessen Schuss jedoch vom grandiosen Subotic auf der Linie geblockt wird.

39.: Hummels spielt einen hohen Ball von der Mittellinie in Richtung Strafraum und findet Kuba völlig blank am Elfmeterpunkt. Der Pole will den Ball über den heranstürmenden Zieler heben, doch der macht sich lang und pariert. Klasse Chance!

62.: Stoppelkamp kommt rechts am 16er an den Ball, mit einem feinen Hackentrick legt er sich die Kugel auf links und zieht ab. Glanzparade von Weidenfeller!

63.: Aus dem Mittelfeld kommt ein Pass direkt auf Lewandowski, der mittig vorm 16er steht. Der bekommt von Haggui einen mit und geht zu Boden, doch Kagawa schnappt sich die Kugel, dringt in den Strafraum ein und lupft das Leder elegant über Zieler hinweg ins Tor. Technisch formidabel!

87.: Pander tritt eine Ecke perfekt in den Fünfer, wo Haggui am höchsten steigt und mit einem starken Kopfball in die rechte Tor-Ecke einnetzt. Ausgleich! Und jetzt geht's noch mal rund hier!

89.: Was ist hier los??! Pinto bringt aus dem rechten Halbfeld eine Flanke vor den 16er auf Ya Konan. Der nimmt den Ball mit dem Rücken zum Tor klasse an, dreht sich blitzschnell und haut die Kugel links unten in die Maschen. Spiel gedreht, unglaublich!!

90.+1: 96-Joker Sobiech fliegt bei seinem Bundesliga-Debüt vom Platz. Die geht aber vollkommen in Ordnung für ein wirklich brutales Einsteigen von hinten in die Beine von da Silva.

Fazit: Dortmund dominiert über weite Strecken das Spiel, lässt aber die letzte Durchschlagskraft vermissen und offenbart in der Schlussphase Konzentrationsschwächen. Nicht einmal unverdient drehen aufopferungsvoll kämpfende 96er die Partie.

Der Star des Spiels: Didier Ya Konan. Was hatte der Mann Probleme am Ende der vergangenen Saison und in der Vorbereitung. Wäre Abdellaoue fit gewesen, Ya Konan hätte wohl wieder auf der Bank gesessen. So avancierte der Ivorer zum Matchwinner. Seine blitzschnelle Drehung gegen Subotic und der stramme Schuss unten links ins Eck waren weltklasse. Auch sonst war Ya Konan sehr präsent und unermüdlich: Er bestritt die meisten Zweikämpfe aller Spieler, gab vier Torschüsse ab und legte dreimal für seine Kollegen auf.

Der Flop des Spiels: Robert Lewandowksi war mit ein Grund dafür, warum dem BVB die Durchschlagskraft im Zentrum fehlte. Der Pole strahlte wenig Gefahr aus und gewann nur einen einzigen von zehn Zweikämpfen gegen Hannovers Hintermannschaft.

Der Schiedsrichter: Peter Gagelmann leistete sich in einer an sich nicht schwer zu führenden Partie den einen oder anderen Schnitzer, vor allem in der Zweikampfbeurteilung. Zudem übersah er ein Handspiel von Dortmunds da Silva, das einen Elfmeter zur Folge gehabt hätte. Mit der Roten Karte gegen 96-Debütant Sobiech lag er vollkommen richtig.

Analyse: Mit dem Anpfiff entwickelte sich die Partie so, wie man das erwarten durfte. Der BVB hatte deutlich mehr Ballbesitz und lief einen Angriff nach dem anderen, bevorzugt über rechts, wo Piszczek permanent mit in die Offensive ging. Der in der Defensive unterbeschäftigte Hummels und die neuformierte Doppelsechs da Silva/Gündogan, die gut harmonierten, kurbelten das Spiel permanent an.

Gefährlich wurde der Meister jedoch nur selten, weil Hannover zum einen die Räume am und vor dem eigenen Strafraum exzellent zustellte und glänzend gegen den Ball arbeitete und der BVB zudem seine Schwierigkeiten mit dem letzten Zuspiel hatte, um überhaupt zu Abschlüssen zu kommen.

Das lag zum einen an der eher überschaubaren Qualität der Flanken von der rechten Seite, aber auch an Kagawa und Lewandowski, die aus ihren Zweikämpfen des Öfteren als zweiter Sieger hervorgingen und Endstation für im Ansatz eigentlich gut und sauber vorgetragene Angriffe waren.

Wie zu erwarten war, setzte Hannover nur gelegentlich zu Angriffen an, die hatten es dann aber durchaus in sich. Der erste brachte fast die Führung, als Stoppelkamp nach Bilderbuchkonter über Ya Konan aus kurzer Distanz an Subotic scheiterte.

Doch die Kräfteverhältnisse blieben bestehen. Ein Geniestreich von Kagawa schien schließlich den Favoriten auf die Siegerstraße zu bringen, doch Hannover hatte die deutlich besseren Reserven.

Durch den Rückstand dazu gezwungen, nach vorne zu spielen, gelang es dem Gastgeber durchaus, Druck auf den Meister auszuüben. Ein Lattenkopfball von Haggui und ein nicht geahndetes - möglicherweise elfmeterreifes - Handspiel von da Silva gingen dem Ausgleich voraus. Der Siegtreffer kurz später war sicherlich schmeichelhaft, doch durchaus verdienter Lohn für Slomkas aufopferungsvoll kämpfende Mannschaft.

Hannover - Dortmund: Daten zum Spiel