Beim 1. FC Köln schrillen die Alarmglocken

SID
Alles Engagement half nichts: der Druck auf Stale Solbakken nimmt weiter zu
© Getty

Beim 1. FC Köln ist die Stimmung nach der verdienten Heimpleite gegen den 1. FC Nürnberg wieder im Keller. Nach nur vier Punkten aus fünf Spielen findet man sich im unteren Teil der Tabelle wieder, im Klub geht nun die Sorge um eine erneute Saison im Abstiegskampf um.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

FC-Trainer Stale Solbakken spielten die Nerven einen Streich, Nationalspieler Lukas Podolski stapfte missmutig vom Platz und Torhüter Michael Rensing platzte gar der Kragen: Nach der verdienten 1:2 (1:2)-Heimniederlage gegen den 1. FC Nürnberg hängt der Haussegen beim 1. FC Köln mal wieder schief.

Das zarte Pflänzchen der Euphorie, das in Köln nach dem ersten Saisonsieg beim Hamburger SV (4:3) vor zwei Wochen zu gedeihen schien, ist durch die schwache Vorstellung am Sonntag bereits eingegangen.

Statt Aufbruchstimmung geht beim Tabellen-15. nun die Sorge vor einer erneut enttäuschenden Saison und dem Abstiegskampf um. "Ich bin very down. Das war so nicht akzeptabel, und das habe ich den Spielern auch gesagt. Das für mich die größte Enttäuschung, seit ich hier in Köln bin", sagte ein sichtlich bedienter Solbakken nach der Partie.

Köln mit lebloser Vorstellung

Dabei war es wohl nicht das bloße Ergebnis, das den Norweger so ernüchterte. Zu leblos und uninspiriert präsentierte sich das Team um Podolski, das sich mit zwei Elfmetergegentoren durch Nürnbergs Kapitän Timmy Simons (31./35.) und einer Roten Karte durch Miso Brecko (76.) selbst auf die Verliererstraße brachte.

"Das ist schwer zu verstehen für mich. Es fehlt nichts im Körper, sondern im Kopf, und wir müssen herausfinden, was der Grund ist. Ich habe auch Fehler gemacht, das sieht man an der Leistung. Wir müssen sehr hart an uns arbeiten", sagte Solbakken, dessen Wut sich nach Spielende mit einem Tritt gegen eine Trinkflasche entlud.

Es passte ins Bild des Tages, dass diese in Richtung Tribüne flog, wo eine unbeteiligte Zuschauerin getroffen wurde. Solbakken entschuldigte sich sofort bei der Besucherin.

Eklatante Schwächen in der Defensive

Die richtigen Worte wird der 43 Jahre alte Coach auch in der Trainingsarbeit finden müssen. Besonders in der Defensive hat Solbakken Arbeit vor sich - hier offenbarte der FC um den desolaten Kapitän Pedro Geromel teils eklatante Schwächen: Individuelle Fehler, Unkonzentriertheiten und offensichtliche Abstimmungsprobleme hatten die Nürnberger immer wieder zu guten Torchancen eingeladen.

"Es hat im gesamten Defensiv-Verhalten nicht gestimmt. Und das war bisher in jedem Spiel so", sagte Rensing, der sich während des Spiels Kölns einzigen Torschützen Adil Chihi (39.) wegen eines vertändelten Balls zur Brust genommen und sich ein heftiges Wortgefecht mit dem 23-Jährigen geliefert hatte: "Ich versteh mich super mit ihm, und er ist ein Riesenfußballer, aber ich habe ihm schon tausend Mal gesagt, dass er nicht in der eigenen Hälfte seine Scheißdribblings ansetzen soll. Vorne kann er dribbeln, wie er will."

Rensing holt zu Rundumschlag aus

Doch nicht nur Chihi bekam die Kritik des wiedergenesenen Stammkeepers zu spüren - Rensing holte zu einem regelrechten Rundumschlag aus. Innerhalb des Teams scheint es zu kriseln. "Man darf sich nicht von dem Spiel in Hamburg blenden lassen. Es gab gute Ansätze, die Stimmung war danach besser, aber es war längst nicht alles wunderbar", sagte Rensing und ergänzte: "Wir müssen sehr hart an der Defensive arbeiten, wenn drei, vier oder fünf nicht mitmachen, wird es schwer. Das sind grundsätzliche Dinge, bei denen sich jeder, wirklich jeder an die eigene Nase packen muss."

Bekommen die Kölner die Probleme nicht in den Griff, wird der Klub die unteren Tabellenregionen so schnell wohl nicht verlassen. Eine Vorstellung, mit der sich Rensing nur schwer anfreunden kann: "Wir sind eigentlich zu gut, um da unten rumzukrebsen und gegen den Abstieg zu spielen. Wir haben alle keine Lust, dass es wieder so eng wird wie im letzten Jahr."

Hecking mit seinem Team absolut zufrieden

In Nürnberg herrscht dagegen all das, wonach man sich in Köln sehnt: Zufriedenheit, Lockerheit, Gelassenheit. "Es war toll, wie diese junge Mannschaft mit der Hektik umgegangen ist. Das war, mit der Disziplin, die Mannschaft seit Wochen an den Tag legt, der Grundstein. Es macht wahnsinnig Spaß, unsere jungen Spieler zu sehen", sagte Nürnbergs Trainer Dieter Hecking.

Torhüter Alexander Stephan, der erstmals seit Oktober 2010 wieder in der Bundesliga zwischen den Pfosten stand, bekam gar ein Extralob: "Was auf sein Tor kam, hat er super gemeistert."

Hecking, der mit dem Club auf den siebten Platz kletterte, beendete einen Tag vor seinen 55. Geburtstag zudem seine schwarze Serie in Köln.

Nach zuvor vier Niederlagen gelang Hecking der erste Sieg in der Domstadt in seiner Trainerlaufbahn: "Ich habe der Mannschaft gesagt, die Statistik hätte ich gerne ausradiert. Es ist schön, dass meine Spieler mir zugehört haben."

Köln - Nürnberg: Daten zum Spiel

Artikel und Videos zum Thema