VfB-Jubelfeier mit nachdenklichen Tönen

SID
Die Spieler des VfB Stuttgart feiern das erreichen der Europa League
© Getty

Am Ende war es eigentlich des Guten zu viel. Als kitschig hätten viele Kinogänger diese Schlussszene empfunden. Doch die Wirklichkeit schreibt manchmal solche Geschichten: Pünktlich zum letzten Pfiff des Schiedsrichters Günter Perl hatte die Sonne die tiefen Wolken zurückgedrängt.

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Der gute Stern rückte die Profis des VfB nach dem irren 3:2 im letzten Saisonspiel gegen den VfL Wolfsburg bei der Ehrenrunde vor 60.000 Zuschauern in der ausverkauften Stuttgarter Fußball-Arena ins rechte Licht.

Als die Gäste aus Niedersachsen nach Treffern von Helmes (28.) und Russ (60.) 2:0 in Führung gegangen waren, hatten die Wolken noch tief überm Stadiondach gehangen, es regnete dicke Fäden.

Innerhalb von nur sieben Minuten drehte der VfB durch Tore von Cacau (73.), Maza (77.) und Traore (79.) die Partie. Der Rahmen nach dem Schlusspfiff einer turbulenten Saison hätte also nicht passender sein können.

"Würdiger Abschluss"

VfB-Trainer Labbadia sprach hinterher von einem "würdigen und schönen Abschluss" einer Rückrunde, die den VfB als Tabellensechster und drittbeste Rückrundenmannschaft noch beinahe in die Gruppenphase der Europa League geführt hat.

Nur zwei Playoff-Spiele am 23. und 30. August trennen Stuttgart jetzt noch von internationalen Partien in der nächsten Saison. Im Februar war der VfB noch so weit weg vom internationalen Geschäft gewesen wie Dortmund vom Gewinn der Champions League. "Niemand hätte diese Entwicklung für möglich gehalten", sagte Kapitän Christian Gentner.

Zeit genießen

Doch der Fußballlehrer Labbadia hat das geschafft, woran Reformator Jürgen Klinsmann einst beim FC Bayern gescheitert war: Er hat seine Profis jeden Tag ein bisschen besser gemacht. Aus diesem Grund war es auch nicht verwunderlich, dass der 46-Jährige nach dem 3:2 fast überschwänglich die Einheit des VfB beschwor: "Wir haben in dieser Saison vor allem auch das ganze Umfeld und die Zuschauer mitgenommen. Deshalb war es so wichtig, mit einem Sieg in die Sommerpause zu gehen."

Er wolle die restlichen zehn Arbeitstage nun genießen, kündigte Labbadia an. Seine Profis werden in der Zeit über die Amateurplätze tingeln. Die Freundschaftsspiele dürften zu einer Triumpftour werden, nachdem der VfB in der vorigen Saison gerade noch den Abstieg abgewendet hatte.

Und jetzt also Europa League. Doch im Moment sieht es nicht danach aus, als könnte sich der VfB prominente Neuzugänge leisten. "Finanzielle Vorgaben und Zwänge", wie es Labbadia nannte, ließen Transfers, wie er sie sich gerne wünscht, nicht zu.

Magath trauert Europapokalplatz nicht nach

"Ich kann viele interessante Spieler gar nicht mehr anschauen, weil sie zu teuer für uns sind", sagt Labbadia. Deshalb hofft er, dass er im kleinen Kreis gemeinsam mit Manager Fredi Bobic den Präsidenten Gerd Mäuser davon überzeugen kann, die Personalkosten für die nächste Saison doch nicht so drastisch zu senken, wie dieser es geplant hat.

"Ich hoffe nämlich, dass ich nicht noch mehr Spieler abgeben muss und wir unter Umständen sogar den einen oder anderen dazubekommen."

Rechtsverteidiger Khalid Boulahrouz hätte Labbadia zum Beispiel gerne behalten. Doch der niederländische Nationalspieler passt nicht mehr ins Gehaltsgefüge. "Wir müssen aufpassen, dass wir die sportliche Substanz nicht vollends verlieren", sagte der VfB-Trainer. Ihm ist nicht entgangen, dass viele andere Klubs nicht sparen müssen, "sondern doppelt, dreifach oder sogar noch mehr ausgeben als wir." Klubs wie Wolfsburg zum Beispiel.

Schritt nach vorne

Dass Geld allein aber keine Tore schießt, ist schon häufiger erörtert worden. Daher wollte sich Felix Magath auch nicht lange damit aufhalten, dass seine Mannschaft die Europa League verfehlt hat. "Das ist zwar schade, aber wir haben in dieser Saison einen Riesenschritt nach vorne gemacht und ich hoffe, dass wir in der neuen Runde einen weiteren machen, damit wir wieder in die internationalen Ränge kommen."

Der VfB ist da schon einen Schritt weiter. Und aus diesem Grund will Labbadia im Urlaub auch mal nicht an Fußball denken. "Der größte Luxus", sagt er, "den ich mir dann gönne, ist es, einfach mal so in den Tag rein zu leben."

Stuttgart - Wolfsburg: Daten zum Spiel

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